Lebensrettende Chance bei Herzschwäche im Endstadium: 5 Jahre Kunstherzimplantation im Kepler Uniklinikum
LINZ. 2019, also vor fünf Jahren, wurde am Kepler Universitätsklinikum erstmals in Oberösterreich ein Kunstherz bei einem erwachsenen Patienten implantiert. Mittlerweile wurden 24 Implantationen – neun davon alleine in den vergangenen zwölf Monaten – durchgeführt. Damit ist das Kepler Uniklinikum nach Wien führend bei diesem lebensrettenden Eingriff.
Eine terminale Herzinsuffizienz beschreibt eine Herzschwäche im Endstadium. Sprich, die Pumpfunktion des Herzens reicht gerade noch aus, um den Körper am Leben zu halten. Lediglich eine Herz- oder eben eine Kunstherztransplantation können das Leben des Patienten retten.
„Bis vor fünf Jahren hat es Patienten gegeben, denen wir keine Behandlungsoption mehr anbieten konnten. Wo die Herzschwäche so fortgeschritten war, dass sie nicht einmal mehr für eine etwaige Herztransplantation infrage gekommen wären. Durch dieses Kunstherzprogramm oder eigentlich Linksherz-Unterstützungsdevice haben wir jetzt eine zusätzliche Möglichkeit geschaffen. Für die Patienten bedeutet das nicht nur eine Verbesserung einer massiv kritischen Situation, sondern ein längeres, besseres Leben über Jahre“, betont Clemens Steinwender, Vorstand der Klinik für Kardiologie und Internistische Intensivmedizin am Kepler Universitätsklinikum.
„Wunderwerk der Technik“
Damit kein falsches Bild entsteht: Bei der Kunstherzimplantation wird das Herz nicht durch ein künstliches ersetzt. Es handelt sich um ein Unterstützungssystem für das Herz des Patienten, konkret für die linke Herzkammer. „Das Kunstherz ist ein Wunderwerk der Technik“, betont Andreas Zierer, Vorstand der Universitätsklinik für Herz-, Gefäß- und Thoraxchirurgie.
Die magnetisch schwebende Zentrifugalpumpe zieht das Blut mit einer Pumpleistung von circa drei bis sechs Liter pro Minute (entspricht der Pumpleistung eines gesunden Herzens) aus der linken Herzkammer ab und pumpt es in die Körperschlagader zurück. Die Pumpe liegt vollständig innerhalb des Herzbeutels. Lediglich die sogenannte Drive-Line, also ein Kabel, über das die Daten ausgelesen werden, führt aus dem Körper heraus, wo es mit einer Steuereinheit und zwei Akkus verbunden ist, die der Patient stets mittels Tasche am Körper trägt.
Hohe Lebensqualität für Jahre
Die Operation an sich dauert in etwa vier bis fünf Stunden. „Die Rekonvaleszenz hängt maßgeblich davon ab, in welchem Zustand der Patient ins Rennen geht“, so Steinwender: „Es gibt Beispiele, wo Patienten nach drei Tagen von der Intensiv- auf die Normalstation verlegt werden konnten.“
Auch danach kann es positiv weitergehen. „Wir haben Patienten, die wieder aktiv im Berufsleben sind und auch wieder Sport machen. Es gibt Nachweise von Kunstherzpatienten, die sogar Marathons mitgelaufen sind“, so Steinwender.
Überbrückung bis zu einer Herztransplantation
Die Kunstherzimplantation ist in den meisten Fällen aber nicht das Endziel, sondern eine zeitliche Überbrückung bis zu einer Herztransplantation, gerade bei jüngeren Patienten. Dies ist vor allem in Hinblick auf die stetig länger werdenden Wartezeiten auf Organspenden essenziell.
Doch warum braucht es überhaupt noch ein echtes Herz? „Die Herztransplantation ist von den Langzeitergebnissen her immer noch der Goldstandard. Die 10-Jahres-Überlebensrate liegt hier um die 80 Prozent. Das schafft man mit der Kunstherzimplantation im Moment noch nicht, obwohl sich die Überlebensrate deutlich verbessert hat. Die 5-Jahres-Überlebensrate liegt mittlerweile bei über 60 Prozent. Das sind zwei Drittel der Patienten, die sonst keine Überlebenschance hätten“, so Steinwender: „Hinzu kommt, dass der Patient nach einer Kunstherzimplantation mit einer Drive-Line leben muss und er immer Steuergerät und Akkus mit sich tragen muss. Ein transplantiertes Herz arbeitet hingegen völlig autonom. Deshalb bleibt die Transplantation immer als Ziel bestehen.“
Bis zu 20 Kunstherzimplantationen im Jahr
Begonnen wurde im Kepler Uniklinikum mit fünf Kunstherzimplantationen im Jahr. In den vergangenen zwölf Monaten wurden neun durchgeführt.
Zierer: „Der Bedarf in Oberösterreich liegt bei ungefähr 15 bis 20 Patienten im Jahr. Dort steigern wir uns langsam hin.“ Das sei auch im internationalen Vergleich eine gute Fallzahl. „Das Besondere ist, dass das durchwegs Patienten sind, die ansonsten überhaupt keine Überlebenschancen hätten. Und das rechtfertigt den Aufwand dieser intensiven Therapie.“
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