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PS-Lady: Autorennsport statt Strickmuster, Schiebereien nur auf dem Rundkurs

Reinhard Spitzer, 18.07.2015 05:58

LINZ/RIED IM INNKREIS/LAMBRECHTEN. Benzin im Blut hat Verena Wirth aus der Fachklasse 3aKONS an der Berufsschule Linz 3. Die Innviertlerin entdeckte 2013 ihre Liebe zum Stockcar Rennsport. Oder kam sie doch bereits als „PS-Lady“ zur Welt?

Viel Zeit und Geld investiert Konstrukteur-Lehrling Verena Wirth (Berufsschule Linz 3) aus Lambrechten in den Stockcar Rennsport. Foto: MIC St. Martin im Innkreis

„Ich wohne direkt neben einer Stockcar Strecke und bin mit diesem Sport aufgewachsen. Weil auch mein Freund und einige Bekannte Stockcar fahren, ließ es sich schließlich nicht vermeiden, dass ich auch bald erste Runden drehte“, spielte auch eine „Autoweglegung“ eine entscheidende Rolle.

Feuer, Flamme und Benzin

Eines Tages sprach die angehende Konstrukteurin (Firma Benteler SGL Composite Technology GmbH, Ried im Innkreis) ein guter Freund an, der sein in die Jahre gekommenes Auto nicht mehr benötigte. „Wenn du willst, kannst du so lange damit fahren, bis es nicht mehr funktionstüchtig ist.“ Wirth war sofort Feuer und Flamme, besorgte Benzin und gab dem Toyota Starlet die Sporen. „Leider konnte ich 2013 nur an zwei Stockcar Rennen teilnehmen. Das Fahrzeug war in einem derart schlechten Zustand, dass man es nicht mehr reparieren konnte. Das Blatt sollte sich aber ein zweites Mal zu meinen Gunsten wenden.“

Zwei Podestplätze erobert, drei Mal nicht im Ziel

Ein Jahr später fuhr die damals 17-Jährige aus Lambrechten im Bezirk Ried erstmals eine ganze Saison. „Mein Freund baute ein neues Stockcar, ich bekam seinen alten Toyota Starlet und fuhr in der Damenklasse mit den Rängen zwei und drei zwei Mal auf das Siegerpodest.“ Derart gut laufen sollte es aber nicht bei allen Bewerben. Ein Fahrfehler, eine gebrochene Spurstange und ein Reifenschaden waren jene Probleme, mit denen Verena Wirth zu kämpfen hatte.

Lampenfieber gehört dazu

Was für sie Stockcar und den Motorsport generell ausmacht, bringt Wirth ohne Umschweife auf den Punkt. „Unmittelbar vor einem Rennen steigt die Nervosität an. Wenn ich am Start stehe und die Flagge fällt nach unten, ist aber alles vergessen. Der Adrenalinschub ist spürbar und es macht mir jedes Mal großen Spaß.“ Hat eine junge Frau nichts anderes im Sinn, als den Gasfuß auszupacken und in einem doch harten Sport um Siege zu fahren? „Wenn ich das nicht will, muss ich mit dem Stricken anfangen. Und gefährlich ist Stockcar auch nicht. Auch wenn Dreher oder ganz selten ein Überschlag dazu gehören. Das gibt dann ein paar blaue Flecken oder Rückenschmerzen. Mehr ist zumindest mir aber noch nicht passiert.“

Zeitintensiv und kostspielig

Dass Freizeitvergnügen Geld kostet, ist auch Verena Wirth längst bekannt. Schließlich betreibt die Innviertlerin ein Hobby, bei dem es nicht um finanzielle Erdnüsse geht. „“Der Stockcar Sport ist sehr zeitaufwändig und zum Teil auch kostspielig. Immer wieder müssen die Autos auf Vordermann gebracht werden. Aber wenn man nichts gegen Dreck hat und viel von Spaß und Freude hält, sieht man darüber locker hinweg“, philosophiert die 18-Jährige, die auch in Sachen Reglement sattelfest ist. „Ab dem sechzehnten Lebensjahr darf man an Stockcar Rennen teilnehmen. Bis zur Volljährigkeit benötigt man aber die Zustimmung der oder des Erziehungsberechtigten. Das ist auch gut so.“

Bauart und/oder Hubraum

Stockcar Rennen werden in der österreichischen Meisterschaft grundsätzlich in neun Klassen gefahren, wo sich die Boliden nach Bauart oder Hubraum unterscheiden. „Eine davon ist ausschließlich Frauen vorbehalten und da bin natürlich auch ich unterwegs. Pro Klasse und Rennen fahren zwischen sechs und fünfundzwanzig Piloten mit“, ist Wirth bestens informiert. Und so sieht die Aufteilung aus: Einsteiger-, Allrad-, Leichtbau und eben Frauenklasse sowie die Gruppen bis 1400 Kubikzentimeter Hubraum, bis 1800, über 1800 (jeweils unverbaut), bis 1600 und schließlich über 1600 Kubikzentimeter (beide verbaut).

Bis zu zehn Schotter-Runden

An einem vollen und anstrengenden Renntag legen die Piloten auf ihren mehr oder weniger schrägen fahrbaren Untersätzen bis höchstens zehn Runden auf einem Schotterkurs zurück. Erlaubt ist fast alles. Beispielsweise Mitbewerber abdrängen und auf Schotterhaufen schieben. Qualifikationstrainings wie in der Formel 1 gibt es beim Stockcar nicht. Die Startplätze für den ersten Lauf werden ausgelost, im zweiten wird in umgekehrter Reihenfolge gestartet. „Für jede Platzierung gibt es wichtige Punkte für die österreichische Meisterschaft, die am Ende einer Saison zusammengerechnet werden. Wer auf fette Preisgelder hofft, ist bei uns fehl am Platz. Aber Pokale sind auch eine tolle Sache“, übt sich die Innviertler PS-Amazone trotz ihrer wiederholt gelungenen Auftritte in Bescheidenheit.

Heuer zwei Heimspiele

In der brandheißen Rennsaison des Jahres 2015 führt(e) Verena Wirths Stammverein MIC St. Martin im Innkreis zwei Rennen in Lambrechten durch. Das erste am Pfingstmontag, 24. Mai, das zweite am 13. September. www.stockcar-power.com


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