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Schwab: "Wir sind alle Teil eines kapitalistischen Systems"

Yannik Bogensperger, 26.04.2021 17:00

LINZ. Mit Roland Schwab gelang den Steelvolleys ein Glücksgriff auf dem Trainer-Posten. Der gebürtige Salzburger gewann in seiner fünften Linz-Steg-Saison neben dem dritten Cup-Sieg in Folge, den zweiten Staatsmeistertitel der Vereinsgeschichte mit den Linzerinnen. Über eine Saison ohne „echte“ Heimspiele, Volleyball als Randsportart, sein Team und die Zukunft spricht der Meistermacher mit Tips.

Roland Schwab lebt seine Berufung. (Foto: ©_PHOTO_PLOHE)
Roland Schwab lebt seine Berufung. (Foto: ©_PHOTO_PLOHE)

Tips: Wie schwer war es, eine komplette Saison ohne ein einziges „echtes“ Heimspiel in der eigenen Heimhalle zu bestreiten?

Roland Schwab: Die Fans gehen einem natürlich schon ab! Vor allem dann in den schönen Momenten, wie beim heurigen Cup-Sieg oder beim Sieg in der Meisterschaft, die man dann eben gemeinsam feiert. Auf der anderen Seite muss man einfach sagen, dass man sich auch daran gewöhnt hat und wir es einfach wertschätzen müssen, dass wir überhaupt spielen durften.

Tips: Wie nahmen Sie die Auswirkungen der Geisterspiele auf die Spielerinnen wahr?

Schwab: Die Spielerinnen wissen, dass das Feuer von ihnen kommen muss. Unabhängig davon, ob Zuschauer in der Halle sind oder nicht. Natürlich fehlt dann in manchen Situationen der Support von der Tribüne, wobei das natürlich für alle Teams die gleiche Situation war.

Tips: Wie haben Sie die Neuzugänge so schnell ins Team integrieren können?

Schwab: Wir haben über die letzten Jahre einfach einen sehr guten Kern im Team aufgebaut. Viele Spielerinnen sind bereits das fünfte Jahr mit mir bei den Steelvolleys in Linz. Sie wissen, wie ich Volleyball denke, wie wir spielen wollen, was mir wichtig ist. Damit ist die Richtung klar und die Neuzugänge tun sich dann auch relativ leicht zu wissen, was von ihnen erwartet wird.

Tips: Was schätzen Sie an Ihrem Team am meisten?

Schwab: Dieses Team ist einfach ein Power-Team. Die Rollen und Aufgaben sind klar, alle arbeiten für die gleiche Sache und die Richtung ist klar. Es geht mir viel um einen respektvollen Umgang und dass man die Zeit miteinander auch genießt.

Tips: Was schätzen Sie an Linz-Steg besonders?

Schwab: Dass ich als Trainer meinen Weg und meine Ideen umsetzen kann.

Tips: Ärgert es Sie, dass Sie als Volleyball-Spitzenmannschaft in der Öffentlichkeit keine so große Aufmerksamkeit wie beispielsweise Fußball-Spitzenmannschaften erhalten?

Schwab: Wir sind alle Teil eines kapitalistischen Systems. Und der Volleyball produziert nun mal nicht so viel kapitalistischen Mehrwert für die Gesellschaft wie der Fußball. Das erklärt eben auch die geringere öffentliche Wahrnehmung. Aber dieser Aspekt war nie ein Antrieb oder ein Grund, nicht im Volleyball aktiv zu werden. Vielmehr geht es darum, das machen zu können, was eine Leidenschaft, eine Berufung geworden ist. Wenn man damit dann auch sein Leben finanzieren kann, ist das schon mal etwas wert und der Volleyball sowie der Leistungssport geben dann auch nochmals etwas anderes zurück.

Tips: Was würden Sie sich zur Stärkung von Randsportarten wünschen?

Schwab: Es liegt an den Randsportarten selbst, interessanter und besser zu werden, sich besser zu vermarkten und damit mehr in die Mitte der Öffentlichkeit zu rücken.

Tips: Empfinden Sie es als ungerecht, dass im Fußball mehr Förderungen ausgeschüttet werden als in Ihrer Sportart?

Schwab: Auch hier gilt wieder, wer mehr kapitalistischen Mehrwert schafft, wird natürlich mehr gefördert. Man wartet zu sehr auf Hilfe von außen, anstatt sich selbst zu helfen.

Tips: Was würden Sie Nachwuchsspielerinnen, die zukünftig in der Volleyball-Bundesliga spielen wollen, raten?

Schwab: Ich würde Ihnen zwei Sachen raten: Erstens, macht eine duale Ausbildung, sprich neben der Ausbildung im Volleyball natürlich auch eine schulische, berufliche oder universitäre Ausbildung. Und zweitens, helft mit euren Leistungen mit, den Volleyball weiter wachsen zu lassen.

Tips: Sie haben 2017 eine neu-formierte Mannschaft übernommen, mussten viele neue Gesichter integrieren - was war im Nachhinein betrachtet der Schlüssel, dass dies so schnell gelingen konnte?

Schwab: Dass man als Trainer weiß, welchen Weg man gehen möchte und diesen Weg dann auch eben geht. Und wenn dann das Team, die Spielerinnen diesen Weg mitgehen, dann wird dieser Weg zu Erfolg erführen.

Tips: Welche Rolle spielt Taktik im Volleyballsport im Vergleich zu anderen Ballsportarten?

Schwab: Die Taktik spielt im höheren Leistungsbereich sicherlich eine wesentliche Rolle. Es braucht eine klare Team-Taktik, damit das Team weiß, was zu tun ist. On top braucht es aber auch eine individuelle Taktik für Spielerinnen in einzelnen Situationen. Ein Beispiel aus dem Volleyball wären zum Beispiel die Angriffsentscheidungen einer Spielerin.

Tips: Ist Volleyball Ihrer Meinung nach eine sehr Technik-zentrierte Sportart?

Schwab: Die zwei Zutaten für das Volleyball Spiel sind sicherlich die Athletik und die Technik. Es gibt schon ein klares Technikleitbild für die Grundtechniken Pritschen und Baggern. Je besser man technisch ist, desto besser wird man seine Technik in den einzelnen Spielsituationen anwenden.

Tips: Was macht für Sie den Volleyballsport so faszinierend?

Schwab: Volleyball ist eine unglaublich dynamische Sportart. Als Trainer ist man während eines Spiels in einem Tunnel und man genießt es einfach mit einem Team einen Wettkampf, ein Finale in der Meisterschaft zu bestreiten.

Tips: Spielen Ihre Spielerinnen hauptberuflich Volleyball?

Schwab: Sagen wir mal so, das Berufsbild einer hauptberuflichen Volleyballerin ist im Entstehen. Um ein aktuelles Beispiel zu nennen: Ein Kader aus zwölf Spielerinnen setzt sich im Schnitt aus vier hauptberuflichen Spielerinnen zusammen, sechs Spielerinnen, die daneben noch studieren und zwei Spielerinnen, die noch in die Schule gehen.

Tips: Wie ist das bei Ihnen?

Schwab: Vor ein paar Jahren war ich noch nebenberuflich Trainer, mittlerweile bin auch hauptberuflich Volleyball-Trainer als Trainer bei den Steelvolleys in Linz sowie auch als Co-Trainer beim Damen- und Juniorinnen-Nationalteam.

Tips: Sie gelten als Tausendsassa, haben sich mehrere Standbeine neben Ihrer Trainertätigkeit geschaffen - wie bringen Sie das alles unter einen Hut?

Schwab: Auf der einen Seite ist der Volleyball noch nicht so stark professionalisiert, das man immer hauptamtlich beschäftigt ist, auf der anderen Seite lebe ich auch das pädagogische Leitbild des lebenslangen Lernens.

Tips: Wenn Sie auf die vergangene Saison zurückblicken - welcher Moment war für Sie der schönste?

Schwab: Als wir als Team nach überstandenen Corona-Infektionen trotzdem noch die Meisterschaft gewinnen konnten und diesen Moment wieder gemeinsam erleben durften.

Tips: Was sind Ihre langfristigen Ziele?

Schwab: Als Trainer auch noch in einem anderen Land arbeiten zu können und mich mit der Damen-Nationalmannschaft für die Europameisterschaft zu qualifizieren.


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