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„Im Laufe der Zeit fühlt sich der Flügel wie ein eigener Körperteil an“

Yannik Bogensperger, 04.10.2021 17:00

LINZ/OÖ. Der 53-jährige Linzer Robert Kubin fliegt seit vielen Jahren mit dem Gleitschirm über Oberösterreichs Berge und Seen. Er gehört zweifelsohne zu den Erfahrensten seiner Zunft. Was die Faszination seines geliebten Sports ausmacht, erzählt er im Gespräch mit Tips.

Robert Kubin ist einer von 8.000 österreichischen Gleitschirmfliegern. (Foto: privat)
Robert Kubin ist einer von 8.000 österreichischen Gleitschirmfliegern. (Foto: privat)

„Das Runtergehen von Bergen hat mir nie Spaß gemacht, das Raufgehen hingegen schon. Ich dachte mir, mit dem Gleitschirm runterzufliegen, wie genial ist das denn“, beschreibt der 53-Jährige das Motiv, welches das Feuer für diese Sportart in ihm entfachte. Wobei er anfangs dem Trugschluss unterlag, dass er in „zehn Minuten wieder unten sei.“ Da war dann doch noch einiges an Pragmatismus im Spiel. Er habe damals einen Freund kontaktiert, der regelmäßig mit dem Gleitschirm fliegt. Was folgte, war eine Ausbildung in der Ternberger Flugschule – eines der Zentren des Gleitschirmsports in Oberösterreich. Erst durch diese Erfahrung habe er erkannt, dass es beim Gleitschirmfliegen längst nicht nur darum geht, wo runterzufliegen, sondern man durch sogenanntes thermisches Fliegen – aufgrund aufsteigender Luftmassen – stundenlang in der Luft bleiben kann.

Große Unterschiede zum Fallschirmspringen

Wichtig zu betonen ist dem Sportler, dass es große Unterschiede zum Fallschirmspringen gibt – der Flügel ist laut Robert Kubin die einzige Gemeinsamkeit, der Fallschirmsprung sei ein gebremster freier Fall, während man mit dem Gleitschirm tatsächlich fliegt. Denn dieser entwickelt einen Auftrieb wie bei einem Flugzeug. Typische Geschwindigkeit, mit der man durch die Luft fliegt: 40 Kilometer/Stunde. Der Start erfolgt durch Loslaufen auf einer Wiese mit einer gewissen Schräglage. Im Regelfall benötigt man 10-20 Schritte, um abzuheben. Kubin vergleicht diesen Prozess gerne mit einem Sessellift. Denn schließlich springt man nicht – wie oft behauptet – irgendwo runter, sondern hebt ab. Mit dem „einfachsten Fluggerät der Welt“, wie es der Linzer stolz nennt.

Nichts für Adrenalinjunkies

Robert Kubin sagt, er wolle als Botschafter nach außen treten, um klarzustellen, dass das Fliegen mit dem Gleitschirm nichts für Adrenalinjunkies sei. Der Sport habe viel mehr etwas mit dem Erleben der dritten Dimension zu tun. Diese könne man ganz schwer erklären. „Wir Menschen bewegen uns immer nur in zwei Dimensionen, nach vorne oder zur Seite, mich tatsächlich frei in der dritten Dimension zu bewegen, nirgendwo anzustehen, eröffnet ein unbeschreibliches Gefühl. Im Laufe der Zeit wird der Gleitschirm zu etwas, das sich wie ein eigener Körperteil anfühlt“, schwärmt Kubin. Ob man dabei die Gefahr unterschätzt? Wie alles im Leben gebe es auch hier Risiken, diese könne man durch gezielte Maßnahmen senken. Um gut zu fliegen, brauche man sehr viel Gespür. Entgegen der Volksmeinung passieren im Übrigen laut Kubin 99 Prozent der Unfälle wegen eines Pilotenverschuldens und nicht aufgrund äußerer Umstände. Kleiner Tipp zum Abschluss: Nennen Sie es nicht Gleitschirm-Springen. Dies höre man in der Szene nicht gern.


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