ATSV-Anzinger: "Die Politik der letzten Jahre hat mich leider schwer enttäuscht"
LINZ. In Linz herrscht seit dem Abriss des Gugl-Stadions mitsamt der Laufbahn eine unübersichtliche Situation in der Leichtathletik-Szene. Viele Vereine und Sportler teilen sich das derzeit einzige verfügbare Leichtathletik-Areal in der Wieningerstraße. Das trifft vor allem den besten Leichtathletik-Verein Österreichs: die Zehnkampf-Union Linz.
Das berühmte Gugl-Areal war Trainingsstätte für mehrere Vereine. Seit diese nicht mehr existiert, gibt es für manche Klubs unzureichende Trainingsmöglichkeiten. So sprach der Obmann der Zehnkampf-Union, Roland Werthner, davon, dass sich „in den letzten zwei Jahren die Infrastrukturbedingungen für den Verein in Linz – hoffentlich nur temporär – verschlechtert haben“. Er schilderte Tips die Traininsbedingungen beim Oberbank-Leichtathletik-Zentrum in der Wieningerstraße: „Der schon länger bestehende Geräteraum unseres Vereins wurde weggerissen. Dafür gibt es jetzt für uns einen wesentlich kleineren Geräte-Container. Umkleide-, Zuseher - und Parkplätze sind gleichgeblieben und für Großveranstaltungen nicht ausreichend. Aktuell müssen dort einige Leichtathletik-Großvereine mit oft 15 bis 20 Trainingsgruppen und einigen Fuball-Nachwuchsmannschaften nebeneinander trainieren. Wurftrainings sind im LA-Zentrum an den Abenden kaum möglich. Ich persönlich habe alle Speerwurftrainings in den letzten Monaten immer kurzfristig absagen müssen, weil Fußballspieler am Platz waren. Aktuell gibt es aber in Linz keine andere Wurftrainingsmöglichkeit mehr.“
Zehnkampf-Union wartet auf neues Areal am Freinberg
Die Zehnkampf-Union-Athleten trainiert derzeit aufgesplittet in der Kornspitz-Halle beim Leichtathletik-Zentrum in der Wieningerstraße und im Bauernpark, das heißt: Einen einheitlichen Trainingsort gibt es nicht. Das soll sich jedoch spätestens im Herbst des heurigen Jahres ändern. Denn: Ein neuer Leichtathletik-Stützpunkt soll bei der Pädagogischen Hochschule der Diözese am Linzer Freinberg errichtet werden. Hauptnutzer wird neben dem Olympiazentrum und der Bundessportakademie die Zehnkampf-Union sein. Die Zusicherung des Baus gab es laut Roland Werthner schon im September 2019. Auch die fertigen Pläne, die Werthner selbst mitgestaltete, und Benützungsvereinbarungen gäbe es „schon seit mindestens 18 Monaten“. Getan hat sich seither jedoch nichts. Weil man auf die entsprechende Bauverhandlung der Stadt Linz warte, wie Sport-Landesrat Markus Achleitner auf der Sport-Bilanz-Pressekonferenz mitteilte. Mit dieser rechnet der der Obmann des besten österreichischen Leichtathletik-Vereins „in den ersten zwei Monaten des Jahres 2022“.
Werthner: „Die grünste Ausbildungsstätte“
Das Warten trübt jedoch die Vorfreude auf das neue Trainingszentrum keineswegs: Es werde „die grünste und ruhigste Sportanlage und coolste Ausbildungsstätte Österreichs mit vielen Bäumen, auch im Innenraum der Laufbahn“. Zudem sei dieses Leichtathletik-Areal dann „ideal für die Linzer Kinder, Jugendlichen, Studenten, die Nachwuchsathleten und Spitzensportler der TGW Zehnkampf-Union“, wie Werthner betonte.
Anzinger: „Ich bin des Kämpfens müde geworden“
Mit Platzproblemen zu kämpfen hat auch der Leichtathletik-Klub ATSV Linz, der seine Trainings momentan ebenfalls in der Linzer Wieningerstraße abhält. „Es trainieren teilweise zu viele Gruppen zur gleichen Zeit“, beschreibt Michaela Anzinger vom ATSV Linz Ähnliches wie ihr Pendant Werthner. Vor allem bei unterschiedlichen Leistungsniveaus sei das oft schwierig. „Wir haben viele Kindergruppen aus allen Vereinen auf der einen Seite, die viel Platz benötigen und Leistungsgruppen auf der anderen Seite, die sehr schnelle Bahnläufe machen. Das ist nicht immer einfach zu koordinieren.“ Sie selbst trainiere dort gar nicht mehr, sondern laufe an der Donaulände oder im Kürnbergwald. Die ehemalige Obfrau Michaela Anzinger trat am 28. Dezember des vergangenen Jahres zudem „aus politischen Gründen“ als Obfrau des ATSV Linz zurück. „Die Politik der letzten Jahre hat mich leider schwer enttäuscht und ich habe sehr um die Leichtathletik gekämpft, sei es mit meiner Petition gegen den Abriss des Stadions auf der Gugl oder mit einem „I believe in you“-Crowd-Funding-Projekt für unsere Top-Talente des ATSV Linz Leichtathletik, weil es keine Sponsoren mehr gibt. Ich bin des Kämpfens müde geworden“, erklärte sie die Gründe für ihren Rücktritt und betonte: „Leichtathletik hat einen höheren Stellenwert verdient.“
„Zurzeit wissen wir gar nichts“
Der ATSV hätte schon im Sommer 2021 seine neue Heimat in der sanierten Polizeisportanlage in der Linzer Derfflingerstraße bekommen sollen. Doch die Fertigstellung hat sich auch hier verzögert. Die Tartanbahn sei zwar schon angebracht, die Baubewilligung für das Flutlicht fehle jedoch noch. „Ursprünglich war die Fertiggstellung für den 16. August 2021 geplant, zurzeit wissen wir gar nichts“, so Michaela Anzinger. Laut dem Land OÖ sei die Leichtathletik-Anlage dennoch kurz vor der Fertigstellung, außerdem würden noch Gespräche zur Realisierung einer neuen Sporthalle laufen. Ein neues Klubhaus für die Vereine und die Polizei gilt indes bereits als fix. Schließlich ist für diesen Leichtathletik-Stützpunkt eine Mehrfachnutzung von Sportvereinen und der Polizei vorgesehen. Zur Verfügung stehen werden neben einer sechs-bahnigen Rundlaufbahn, Sprung- und Wurfanlagen auch eine kleine Tribüne. Die Eröffnung soll „im April 2022 mit einem kleinen LA-Meeting erfolgen“.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden