Andreas Ulmer: „Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen“
SALZBURG/LINZ. Andreas Ulmer hat mit dem FC Red Bull Salzburg in elf Jahren so viel erlebt wie kaum ein anderer Fußballer in Österreich. Im vergangenen Herbst hat sich der mittlerweile 36-Jährige mit seinem Team für das Champions-League-Achtelfinale qualifiziert. Was ihn in seinem hohen Alter noch antreibt, warum er nie ins Ausland wechselte und welche Ziele er mit dem österreichischen Nationalteam hat, erzählt der gebürtige Linzer im exklusiven Tips-Interview.
Tips: Wie blicken Sie auf das vergangene Jahr 2021 zurück?
Andreas Ulmer: Es war sportlich gesehen ein tolles Jahr. Angefangen mit Meistertitel und Cupsieg im Sommer, abgerundet dann durch unsere tollen Spiele in der Champions League mit der Krönung, dem 1:0-Heimsieg gegen Sevilla. Wir haben das Jahr mit einem für Österreich historischen Erfolg abgeschlossen und stehen nun im Achtelfinale der Champions League. Dazu kommt für mich auch noch die Teilnahme mit der Nationalmannschaft an der EM. Es war also überragend.
Tips: Sie haben mit dem FC Red Bull Salzburg als erstes österreichisches Team den Einzug in das Champions-League-Achtelfinale erreicht – was bedeutet Ihnen das?
Ulmer: Man kann ganz klar sagen, dass dieses Champions League-Achtelfinale ein echtes Highlight in meiner Karriere darstellt. Besonders beeindruckend war für mich auf dem Weg dorthin, wie wir im Entscheidungsspiel gegen Sevilla aufgetreten sind und wie wir als jüngste Mannschaft des Bewerbs gegen dieses spanische Topteam aufgetreten sind.
Tips: Was treibt Sie in Ihrem doch fortgeschrittenen Fußballeralter noch immer an?
Ulmer: Ich liebe den Fußball und kann mir nach wie vor nichts Schöneres vorstellen.
Tips: Sie spielten nie in einer Liga außerhalb Österreichs. Warum hat Sie ein Auslands-Wechsel in eine stärkere Liga nie gereizt?
Ulmer: Ich wusste immer, welche außergewöhnlichen Möglichkeiten es beim FC Red Bull Salzburg gibt und habe mich hier sportlich und auch privat immer wohl gefühlt. Ein Wechsel zu einem anderen Klub oder ins Ausland wäre für mich nur dann interessant gewesen, wenn wirklich alle Rahmenbedingungen gepasst hätten. Aber das war letztlich nicht der Fall. Jetzt habe ich hier in bisher elf Jahren 20 Titel gewonnen und auch auf internationaler Ebene viel erlebt. Es gibt also nichts, was ich bereuen müsste.
Tips: Welche Werte versuchen Sie, Ihren großteils jüngeren Teamkollegen zu vermitteln und vorzuleben?
Ulmer: Wenn ich gefragt werde, versuche ich zu vermitteln, dass es wichtig ist, dankbar dafür zu sein, dass man Fußball auf diesem Niveau spielen kann. Wie vorhin gesagt, ist es keine Selbstverständlichkeit.
Tips: Red Bull Salzburg stellt seinen Spielern einen Mentaltrainer zur Verfügung – nehmen Sie diesen gerne vor wichtigen Spielen in Anspruch?
Ulmer: Es ist großartig, dass wir auch diese Möglichkeit haben. Ich selbst spreche regelmäßig mit ihm, habe aber keinen fixen Rhythmus. Das hängt weniger mit großen Spielen zusammen, da entscheide ich aus dem Bauch heraus.
Tips: Nach einer Zeit des reinen Pressing- und Umschaltfußballs in Salzburg kam mit Marco Rose ein Trend zu RBS, mehr und mehr Elemente des Positionsspiels, des geduldigeren und vorbereitenden Ballbesitzes einzubauen. Wie haben Sie diesen schleichenden Wechsel erlebt?
Ulmer: Auch unter Marco Rose gab es keine großartigen Änderungen oder Wechsel des Spielsystems. Es stimmt, dass jeder Trainer einen etwas anderen Zugang hat und sich dadurch in Details ein wenig unterscheidet. Aber egal ob Roger Schmidt, Adi Hütter, Marco Rose, Oscar Garcia, Jesse Marsch oder Matthias Jaissle – bei allen Trainern in den letzten Jahren haben wir aggressiven, offensiven Tempofußball gespielt. Beim einen etwas mehr, beim anderen etwas weniger.
Tips: Welche Ziele haben Sie mit dem Nationalteam in den nächsten Jahren?
Ulmer: Vorrangig ist, dass ich fit bleibe und der Teamchef mich auch einberuft. Dann wäre es großartig, mit Österreich bei der WM in Katar mit dabei zu sein.
Tips: Sie kommen ursprünglich aus Oberösterreich, aus der Linzer Gegend – wie oft kehren Sie in Ihre Heimat zurück?
Ulmer: Nicht nur ich, auch meine Frau stammt aus Oberösterreich. Deshalb sind wir regelmäßig da und besuchen unsere Familien.
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