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Teamsport á la Harry Potter in Linz: Beim Quadball „passiert nie nichts“

Nora Heindl, 11.08.2025 17:15

Linz. Quidditch, das Spiel aus der magischen Welt von Harry Potter, ist längst keine Fiktion mehr. Was als Spaß 2005 in den USA begann, erfreut sich mittlerweile unter dem Namen Quadball auch in Linz immer größer werdender Beliebtheit. Was den Mix aus Handball, Rugby und Völkerball besonders macht? Es ist eine der wenigen gemischtgeschlechtlichen Vollkontakt-Teamsportarten.

Lukas Mensing holte heuer schon Platz acht bei der WM. (Foto: Ajantha Abey Photography)
Lukas Mensing holte heuer schon Platz acht bei der WM. (Foto: Ajantha Abey Photography)

Als Sucher jagt Harry Potter dem Schnatz hoch in der Luft auf seinem Besen hinterher. In der Realität bleibt man dann doch lieber auf dem Boden. Ansonsten ist der Unterschied gar nicht so groß.

Das Tragen eines Capes wurde natürlich mittlerweile aus Sicherheitsgründen verboten. Der ursprüngliche Besen, der zwischen den Oberschenkeln behalten werden muss und anzeigt, ob man gerade am Spielgeschehen teilnimmt, wurde gegen eine nicht brechbare PVC-Stange ausgetauscht.

Die sieben Spieler pro Team verteilen sich auf folgende Positionen: Drei Chaser (Jäger) und ein Keeper (Hüter) sind für die Punkte zuständig, indem sie einen Volleyball durch die drei Hoops (Ringe) werfen. Die zwei Beater (Treiber) werfen mit Dodgebällen andere Spieler ab, um sie kurzzeitig aus dem Spiel zu nehmen. Ab der 20. Spielminute kommt jeweils ein Seeker (Sucher) aufs Feld. Er muss die Flag, den Schnatz, fangen, um das Spiel zu beenden – nur fliegt der Schnatz natürlich nicht wie bei Harry Potter von selbst durch die Luft. Die Flag ist eine Socke mit einem Tennisball drin, die an einem unparteiischen Flag-Runner befestigt ist.

Fürs Erste alles etwas schwer vorzustellen? Kein Problem, dafür gibt’s Videos auf YouTube.

Eigene Gender-Rule

Was Quadball aber vor allem besonders macht: Es ist eine der wenigen gemischtgeschlechtlichen Vollkontakt-Teamsportarten. Es ist sogar vorgeschrieben, dass nie mehr als vier Spieler pro Team mit demselben Geschlecht mitwirken dürfen. Als inklusive Sportart erlaubt Quadball die Teilnahme als jenes Geschlecht, mit dem sich die Spieler identifizieren. Daher ist etwa auch eine Teilnahme für eine nichtbinäre Person möglich.

Warum Quadball und nicht mehr Quidditch? 2022 wurde der Sport von Quidditch in Quadball umbenannt. Zum einen, um sich vom fiktiven Spiel zu lösen und es als eigenständige Sportart zu etablieren, die sich nicht nur an Harry Potter-Fans richtet. Zum anderen, um sich von Äußerungen von Autorin J.K. Rowling gegenüber Transgender-Personen zu distanzieren - trans- und nichtbinäre Personen sind bei Quadball explizit willkommen.

Einziger Quadball-Verein in OÖ

2018 wurde der Verein Askö Quadball Linz mit dem Team der Steelcity Snidgets ins Leben gerufen. 2021 folgte mit den Donau Donnervögeln das Kinderteam (bis 15 Jahre).

Der einzige Quadball-Verein in Oberösterreich zählt derzeit 40 Mitglieder. Die Erwachsenen treffen sich immer mittwochs und sonntags zum Training, die Kinder donnerstags. Insgesamt gibt es in Österreich nur sechs Quadball-Vereine.

Lukas Mensing ist seit zwei Jahren begeisterter Quadball-Spieler. „Ich war mit einem Freund beim Probetraining und seither hat es mich nicht mehr losgelassen“, erzählt der 25-Jährige, der in Hagenberg studiert. Das besondere ist für ihn die Community, „das sind alles super offene, coole Menschen“. Er selbst bezeichnet sich gern als „Sonderfall“, denn er spielt alle vier Positionen. „Je nachdem, was gebraucht wird.“

Platz acht bei WM

Im Juli war Lukas Mensing mit dem österreichischen Nationalteam bei der Weltmeisterschaft in Belgien am Start: „Das war ziemlich surreal für mich und ist es immer noch, weil ich ja erst vor zwei Jahren angefangen habe. Mit dem achten Platz von 31 Ländern haben wir das beste Ergebnis eingefahren, das Österreich je bei einer WM erzielt hat. Das hatte uns keiner zugetraut.“

Vorstandsvorsitzender Kai Bogner (26) ist seit der ersten Quadball-Minute in Linz dabei. „Ich habe davor zwar auch schon Sport gemacht, aber nie den richtigen Teamsport für mich gefunden.“ Am Quadball gefällt ihm vor allem der respektvolle Umgang miteinander. „Aber auch weil so viel am Spielfeld passiert, mit den verschiedenen Positionen und den verschiedenen Bällen. Das ist vielleicht im ersten Moment schon fast ein bisschen zu viel, aber das ist genau das, was mir gefällt. Es passiert nie nichts.“

Der 26-Jährige hat grundsätzlich die Beater-Position über, ist derzeit aber Coach des Kinderteams. „Ich glaube, das ist mein True Calling“, so Bogner. Ihm ist wichtig, den Kindern den Sinn für Gemeinschaft und Respekt mit auf den Weg zu geben. Dass Jungs und Mädchen in einem Team spielen, sieht er als besonderen Vorteil: „Vor allem die Mädchen sehen so, dass sie mit den Burschen mithalten können.“

Für jeden gibt's die richtige Position

Ob Ballfanatiker, Läufer oder Taktiker, beim Quadball ist für jeden was dabei: „Meine Turnlehrerin hat mal gemeint, mir sollte man niemals einen Ball in die Hand geben – und ich kann es auch“, lacht Bogner. „Es gibt so viele verschiedene Positionen. Die, wo du schnell laufen musst, aber auch die, wo du ein taktisches Gespür brauchst. Es gibt so viele Möglichkeiten, etwas zum Spiel beizutragen. Also ganz egal, was du kannst, wenn du motiviert bist, findest du deinen Platz.“

Neugierig geworden? Wer einmal beim Training vorbeischauen, ein Schnuppertraining besuchen oder einen Workshop buchen möchte, schreibt an steelcity.snidgets@quidditch-ooe.at.
Mehr auf askoe-quadball-linz.at, Facebook oder Instagram
Noch bis 27. August kann man Quadball auch im Rahmen von Bewegt im Park ausprobieren: immer mittwochs ab 18 Uhr an der Urfahraner Donaulände, neben der Voestbrücke. Die Teilnahme ist kostenlos, Anmeldung oder Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Der Kurs findet bei jedem Wetter statt. Teilnahme ab 8 Jahren.

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