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Symbolische Übergabe von 10.000 Teebeuteln an Betreuungsstellen für Menschen in Wohnungsnot

Nora Heindl, 25.05.2020 08:46

HIRSCHBACH/LINZ/STEYR/WELS/VÖCKLABRUCK. Die Corona-Maßnahmen belasten wohnungslose Menschen massiv und schränken die Tätigkeit der Betreuungseinrichtungen stark ein. Als kleines Zeichen der Anerkennung und des sozialen Zusammenhalts werden 10.000 Genussland OÖ-Teebeutel an sechs Betreuungseinrichtungen für Menschen in Wohnungsnot im Land verteilt. Die Leiter der Einrichtungen schildern, welche Auswirkungen die Corona-Krise auf diesen oft vergessenen Teil der Gesellschaft und ihre Arbeit hat.

Übergabe der Teebeutel im Vinzenzstüberl der barmherzigen Schwestern in Linz (v. l.): Leiterin der Stabstelle Genussland Maria-Theresa Wirtl, Wertevorstand Ordensklinikum Linz  Johannes Hessler, Landesrat Max Hiegelsberger, Landeshauptmann Thomas Stelzer, Leiterin des Vinzenzstüberls Silvia Feher und Geschäftsführer Ordensklinikum Linz  Walter Kneidinger (Foto: Land OÖ/Max Mayrhofer)
Übergabe der Teebeutel im Vinzenzstüberl der barmherzigen Schwestern in Linz (v. l.): Leiterin der Stabstelle Genussland Maria-Theresa Wirtl, Wertevorstand Ordensklinikum Linz Johannes Hessler, Landesrat Max Hiegelsberger, Landeshauptmann Thomas Stelzer, Leiterin des Vinzenzstüberls Silvia Feher und Geschäftsführer Ordensklinikum Linz Walter Kneidinger (Foto: Land OÖ/Max Mayrhofer)

Häusliche Isolation, Quarantäne, Home-Office, Schule daheim – die Corona-Krise erforderte in den letzten Wochen eine starke Beschränkung des Alltags auf die eigenen vier Wände. Der völlige Ausfall des öffentlichen Lebens erschwerte auch einer gesellschaftlichen Gruppe ihr Dasein noch weiter, für die sich der Alltag schon in Nicht-Krisenzeiten oft schwierig darstellt: Menschen ohne einen festen Wohnsitz.

Zu ihrer Unterstützung gibt es in Oberösterreich in allen größeren Städten Notschlafstellen und Tagesbetreuungseinrichtungen, die von caritativen Organisationen und freiwilligen Helfern betrieben werden. Auch diese Einrichtungen waren durch die Corona-Krise im Betrieb eingeschränkt und nehmen nun wieder ihre volle Tätigkeit auf. Zu deren Unterstützung gibt das Land OÖ nun 10.000 Teebeutel der Bergkräutergenossenschaft in Hirschbach/Mühlkreis weiter, die für nunmehr abgesagte Veranstaltungen geplant waren.

„Die Corona-Krise stellt unser aller Leben auf den Kopf. Die Pandemie trifft sämtliche Gesellschaftsschichten, besonders hart aber jene, die es ohnehin schon sehr schwer haben – Menschen ohne festen Wohnsitz. In solchen Situationen zeigt Oberösterreich einmal mehr sein Markenzeichen – den besonders starken Zusammenhalt. Das stellen, unter anderem, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Notschlafstellen und Betreuungseinrichtungen für Menschen in Wohnungsnot eindrucksvoll unter Beweis. Für diesen unschätzbaren Einsatz bin ich sehr dankbar. Wir wollen diese caritativen Einrichtungen weiterhin kräftig unterstützen“, sagt Landeshauptmann Thomas Stelzer. Die Übergabe von 10.000 Teebeuteln aus regionaler Erzeugung steht symbolisch dafür.

„War die Zeit zu Hause schon für viele Menschen mit gesicherter Wohnsituation eine große Belastung, so gilt dies umso mehr für alle jene, die keinen festen Wohnsitz haben. Die Corona-Krise hat klar gemacht, dass wir große Herausforderungen nur durch gesellschaftlichen Zusammenhalt bewältigen können. Die Betreuungseinrichtungen für Menschen in Wohnungsnot sorgen für genau diesen gesellschaftlichen Zusammenhalt, sie leisten großartige Arbeit und sind Orte der Begegnung. Die Teebeutel aus regionaler Erzeugung sollen ein kleines Zeichen der Anerkennung sein“, so Landesrat Max Hiegelsberger.

10.000 Teebeutel gehen an sechs Betreuungseinrichtungen

In Oberösterreich gibt es eine Reihe an Notschlafstellen und Aufenthaltseinrichtungen während des Tages für Menschen ohne festes Dach über dem Kopf. Die Teebeutel werden im Vinzenzstüberl, der Wärmestuben und der Of(f)´n Stubn in Linz, beim Verein Wohnen Steyr, in der Wohnungslosenhilfe Mosaik in Vöcklabruck und im Sozialen Wohnservice Wels zur Verwendung kommen.

  • Vinzenzstüberl der Barmherzigen Schwestern in Linz

Das Vinzenzstüberl bietet Menschen, die im Leben eine Krise bewältigen müssen, und für jene, denen warmes Essen eine Hilfe bedeutet, medizinische Versorgung, warmes Essen, das Waschen der Wäsche, eine Duschmöglichkeit und einen Friseurdienst. Die Arbeit wird maßgeblich durch freiwillige Helfer erledigt, die teilweise schon seit langem im Vinzenzstüberl tätig sind und denen in der Corona-Krise diese sinnvolle Betätigung ebenfalls fehlte.

Leiterin Silvia Feher erklärt, wie das Corona-Virus auch das Vinzenzstüberl zur vorübergehenden Schließung gezwungen hat: „Unsere letzte Essensausgabe im Vinzenzstüberl erfolgte am 13. März. An den Tagen davor wurde die Ausgabe bereits ausschließlich von Mitarbeitenden des Krankenhauses und ohne freiwillige Helfer durchgeführt. Pro Tag haben wir im Vinzenzstüberl etwa 100 Besucher und in manchen Bereichen wird es dadurch doch sehr eng. Nach der Schließung machten wir uns Gedanken, ob wir die Essenausgabe ohne viel Kontakt im Freien durchführen können. Das ist aber leider bei uns nicht möglich, da wir keine Ausweichmöglichkeiten im Außenbereich haben und die Herrenstraße beim Eingang Vinzenzstüberl sehr stark befahren ist. Die Corona-Krise war für uns schon sehr zermürbend. Unsere Gedanken waren in den vergangenen Wochen bei unseren Besuchern und wir freuen uns schon sehr, wenn wir das Vinzenzstüberl wieder für sie öffnen können. Ich möchte mich auf diesem Wege auch bei allen unseren Helfern und allen, die das Vinzenzstüberl unterstützen, für ihre Hilfe bedanken.“

  • Wärmestube der Caritas Linz

Im Tageszentrum Wärmestube in der Dinghoferstraße in Linz finden Menschen in Wohnungsnot tagsüber eine Anlaufstelle. Die Wärmestube bietet eine Ruhezone und eine Rückzugsmöglichkeit an – ohne Konsum- oder Beratungszwang. Die Besucher bekommen gegen geringes Entgelt eine warme Mahlzeit, können duschen und Wäsche waschen. Während des Shut-downs, der den Lebensraum von obdachlosen Menschen im öffentlichen Raum stark verändert hat, war die Wärmestube unter Einhaltung aller Schutzmaßnahmen weiterhin geöffnet und für die Menschen oft der einzige Ort, an dem sie Sicherheit und Stabilität erleben konnten.

„Speziell Menschen mit psychischen Erkrankungen zeigten durch die aktuelle Lage einen erhöhten Bedarf an Kontakt. Durch unsere Maßnahmen und die Handhabung der Situation konnten wir viele Menschen sicher begleiten und ihnen den Halt geben, damit sie die Einschränkungen des öffentlichen Lebens annehmen und die Maßnahmen wie Mundschutz, Händewaschen und Distanz einhalten können“, erklärt Caritas-Mitarbeiter Klaus Schwarzgruber.

Weil die Zahl der Besucher und der zeitliche Aufenthalt beschränkt waren, konnten Menschen zum Teil nur vor dem Tageszentrum versorgt werden oder nur kurz zum Essen vorbeikommen. Die Küche, die gewöhnlich vor allem auf gespendete Lebensmittel zugreift, lief in dieser Zeit auf Hochbetrieb, hatte aber gleichzeitig das Problem, dass durch die geschlossene Gastronomie und Hotellerie viele Spenden wegbrachen. Es wurden deshalb Spendengelder verwendet, um Lebensmittel einzukaufen. Umso dankbarer ist Wärmestuben-Leiter Klaus Schwarzgruber über alle Spenden, die die Verpflegung der Menschen sicherstellt.

  • Of(f)´n Stube der Stadt-Diakonie Linz

Das Of(f)'n-Stüberl ist ein Tageszentrum der Wohnungslosenhilfe und hat von Montag bis Sonntag von 8 bis 12 Uhr offen. Neben dem kostenlosen Frühstück und dem geschützten und warmen Aufenthalt finden die Gäste hier Dusche, Ruheraum, Waschmöglichkeit, Telefon- und Computerzugang, Zeitschriften, Postannahmestelle und vor allem anderen Kontakt zu Sozialarbeitern.

Geschäftsführer Georg Wager über die Corona-Zeit: „Es durften nur mehr Leute zu uns hereinkommen, die im Freien schlafen, und auch unsere Öffnungszeiten haben wir zu Beginn der Krise auf drei Stunden pro Tag reduziert. Die Notschlafstelle hat zeitgleich ihren Betrieb auf 24 Stunden ausgeweitet, womit sich die Zahl der Besucher stark verringert hat. Hatten wir in Zeiten vor Corona oft 100 Personen oder mehr, die an einem Vormittag versorgt werden, so waren es in den vergangenen Wochen kaum einmal mehr als 40. Vorläufig geht es sich gut aus mit nur einfach besetzten Ehrenamtlichen-Diensten. Normal sind wir ehrenamtlich im Frühstücksdienst doppelt besetzt. Das bestehende Team von Ehrenamtlichen formen 35 Personen, davon viele über 60, also Risikogruppe. Zum Glück haben in der Krise gute Unterstützung von unter Dreißigjährigen im Team. Die viel strapazierte Rede von der Auferstehung nach dem Lockdown wird nur dann eine Auferstehung sein, wenn wir niemanden zurücklassen. Es kann nur so gehen, dass wir alle mitnehmen auf dem Weg raus aus der Isolation, raus aus den Existenzsorgen, raus aus der Unsicherheit.“

  • Verein Wohnen Steyr

Wohnungslosigkeit hat viele Gesichter und erfordert verschiedenste Hilfestellungen und Angebote, damit Wohnen und Leben wieder gelingt. Der Verein will mit seinen Angeboten Unterstützungen anbieten, damit Menschen wieder wo ankommen und Kraft, Hoffnung und Perspektiven für die nächsten Schritte entwickeln und diese dann auch umsetzen können.

Von Wohnungslosigkeit bedrohte und betroffene Menschen können ein Tageszentrum, eine Notschlafstelle und ein Wohnheim nutzen. Das Netzwerk Wohnungssicherung wiederum bemüht sich, drohende Delogierungen zu verhindern und prekäre Wohn- und Lebensverhältnisse wieder ins Lot zu bringen.

  • Wohnungslosenhilfe Mosaik – Notschlafstelle Vöcklabruck

Die Wohnungslosenhilfe Mosaik bieten akut wohnungslosen Menschen in der Notschlafstelle neun Schlafplätze für Männer und drei für Frauen an.

In den 29 Jahren des Betriebes nutzten rund 1900 Personen das Angebot. Über 63.0000 Nächtigungen verzeichnet die Statistik. Dabei gab es einen deutlichen Anstieg der Klientenzahl in den letzten Jahren. Arbeitslosigkeit, Krankheit, Scheidung und Verschuldung sind die Hauptproblemlagen der Notschlafstellenklienten. Vor allem psychische Erkrankungen haben stark zugenommen. Rund 20 Prozent der Betroffenen sind Frauen. Ein Viertel der Klienten ist jünger als 25 Jahre.

Die Corona-Krise stellt für die Mitarbeiter und Klienten eine enorme Herausforderung dar. Seit 20. März hat die Notschlafstelle auch am Tag geöffnet, damit die Bewohner in der Unterkunft bleiben können. Stefan Hindinger, Leiter der Wohnungslosenhilfe Mosaik: „Wir mussten improvisieren und lernen, mit der Situation umzugehen. Uns ist wichtig, dass gerade jene Menschen, die vom Schicksal gebeutelt werden, auch jetzt Unterstützung haben. Gerade in dieser schwierigen Zeit freut es uns sehr, wenn Solidarität großgeschrieben wird und andere an unsere Klientinnen und Klienten denken.“

  • Soziales Wohnservice Wels

2019 feierte das Soziale Wohnservice Wels 30 Jahre Bestehen und bietet aktuell wohnungslosen Menschen Herberge. Angeboten werden eine Grundversorgung im Tageszentrum, kurzfristige Übernachtungsmöglichkeiten in der Notschlafstelle und längerfristiges Wohnen im Wohnheim, einer Frauen-WG oder in einer der 17 Übergangswohnungen. Die Notschlafstelle kann insgesamt 22 Schlafplätze für erwachsene Frauen und Männer anbieten.

Während der Covid-19-Pandemie wurde die Notschlafstelle auf 24 Stunden Betrieb umgestellt und das Tageszentrum geschlossen. Beratungen wurden hauptsächlich telefonisch abgewickelt und Essenspakete vor der Tür ausgegeben. Bis dato sind keine Erkrankungen in Verbindung mit dem Virus aufgetreten.

Bettina Reichhold, Geschäftsführerin Soziales Wohnservice Wels: „Die Bewohner hatten ein bisschen die Gelegenheit, Heimat zu spüren. Der Zusammenhalt untereinander wurde gefördert und gleichzeitig waren die Menschen für uns als Mitarbeiter »greifbarer«. In jeder Krise liegt die Chance auf Veränderung, jetzt können wir die Weichen stellen und Obdach- und Wohnungslosigkeit nachhaltig bekämpfen, indem wir Wohnen leistbar für alle verwirklichen.“


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