"Bauern wurden in der Gansl-Saison nicht hängen gelassen"
BEZIRK KIRCHDORF/BEZIRK STEYR-LAND. Gerade zum zweiten Lockdown ist in Oberösterreich die Gansl-Saison gestartet. In der Phase, wo das Gansl intensiv in die Gastro gekommen wäre, musste diese zusperren. Der Zusammenhalt in OÖ zeige aber, was trotzdem möglich sei, so Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger: 2020 wurden mehr Gänse benötigt als im Vorjahr, der Großteil der Bauern war auch durch die Angebote der Gastro ausverkauft. Eine Erfolgsgeschichte aus dem oberösterreichischen Kremstal.
„Der Herbst ist die Jahreszeit, wo die Kulinarik ihren Höhepunkt erreicht. Dazu gehört auch das Thema Weidegans“, so Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger. In Oberösterreich halten 120 Betriebe rund 20.000 Gänse. „Das Problem mit dem Lockdown war: Was sollte mit den Gänsen geschehen? Ich danke allen: Die Bauern wurden nicht hängen gelassen.“
Im Gegenteil: die Nachfrage war so groß, dass es 2020 eigentlich zu wenig Gänse gegeben hatte. „Man sieht, wenn Zusammenhalt herrscht und die Konsumenten mitgehen, welche Bewegung am Markt entsteht“, freut sich Hiegelsberger.
„Paarlauf“ zwischen Bauern und Gastronomie
Es brauche dafür die Bauern und die Gastronomie mit ihren kulinarischen Fähigkeiten, so Hiegelsberger. „Wir konnten erstmals zeigen, dass das ein Paarlauf ist zwischen Landwirtschaft und Gastro. Das kann ein Meilenstein sein auch für die zukünftige Entwicklung und auch für den Tourismus in Oberösterrreich.“
Von ihren Erfahrungen berichtet auch die „Gasthaus zur Schupf'n“-Wirtin Silke Guttner in Rohr im Kremstal: „Auch wir haben heuer mehr Gänse gebraucht als sonst, weil wir im Wirtshaus selbst gar nicht so viele Gäste bewirten hätten können, als abgeholt wurde“, freut sie sich und unterstreicht die Gute Partnerschaft mit den Bauern in der Region und dem Genussland OÖ. Insgesamt 200 Gansl-Portionen seien über die Theke gegangen, „wirklich verkaufen hätten wir wohl 300 bis 400 können, so groß war der Andrang.“ Aber: Die Bauern rundherum seien ausverkauft gewesen.
Nachhaltiger Kreislauf
Ebenso freut sich Gänsebäuerin und Obfrau der Österreichischen Weidegans Heidi Hebesberger aus Nußbach. „Wir waren heuer in einer Krise – die aber nur kurz gedauert hat. Wir haben soviel Unterstützung bekommen. Die Gastro in Österreich wurde zwar geschlossen, durch den Zusammenhalt aber waren wir innerhalb von acht Tagen ausverkauft.“ Die Gastro sei hier starker Partner gewesen, mit Aktionen wie „Gansl to go“, aber auch viele Privathaushalte hätten sich die Gänse abholt, auch viele Neukunden habe es gegeben. „Wir haben den Zusammenhalt stark gespürt.“
Am Hof von Heidi Hebesberger zeigt sich auch, das mit Gänsehaltung viel mehr möglich ist. Seit 20 Jahren bewirtschaften sie und ihre Familie den Hof mit Weidegänsen, vor zehn Jahren wurde mit einer „innovativen Meisterleistung“, so Hiegelsberger, gestartet: mit der Verarbeitung von Daunen und Federn zu Decken und Polstern.
„Der nachhaltige Kreislauf beginnt hier im Frühjahr, wenn die Gänse auf die Weide kommen. Dann kommt die Verwertung der eigenen Futtergrundlage in das Fleisch, das Fleisch in die Gastro – und es bleibt die Feder, die zu hochwertigen Produkten verarbeitet wird. Das zeigt die Innovationskraft der Landwirtschaft“, so der Agrar-Landesrat.
Keine Lebend-Rupfung
Der Betrieb, der aktuell um eine Trocknung für die Daunen erweitert wird, steht auch anderen Ganslbauern mit Weidehaltung offen. Ab kommendem Jahr können diese ihre Daunen zur Weiterverarbeitung liefern.
Dies macht auch Gänsebäuerin Sonja Pilz aus Wolfern. Sie unterstreicht den Tierschutz-Aspekt, denn anders als in anderen Ländern dürfen in Österreich Gänse nicht lebend gerupft werden. Produkte mit lebend gerupften Daunen dürfen aber verkauft werden. Daher ist ihr das tiergerechte Projekt und die Kooperation mit Heidi Hebesberger so wichtig. „Hier entsteht aus einem Abfallprodukt ein ganz tolles, tierwohlgerechtes Produkt für unsere Nächte“, so Pilz.
Agrar-Landesrat Hiegelsberger freut sich über diese „Erfolgsgeschichte aus dem Kremstal, mit der Wertschöpfung in der Region von der Gans bis zur Daune, in einer lebenswerten Region, wo damit auch Arbeitsplätze auf Dauer gesichert sind. Es braucht in Krisenzeiten diesen Blick nach vorne.“
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