Bauexkursion ins Mustersozialland Schweden
OÖ. Schweden hat sich als Sozialstaat einen Namen gemacht. Grund für eine oberösterreichische Delegation, sich den Wohnbau dort genauer anzusehen.
In Stockholm werden auf einem ehemaligen Industriegelände 12.000 Wohnungen gebaut, 35.000 Arbeitsplätze sollen in Norra Djurgardsstaden entstehen. Die alten Industriebauten werden für Gastronomielokale, Hotels, Handel, Veranstaltungsräume und Freizeiteinrichtungen genutzt, die Wohnbauten – je zur Hälfte Eigentums- und Mietobjekte - neu gebaut. Großzügige Grünflächen – alte Bäume wurden erhalten, 660 neue bisher zusätzlich gepflanzt - geben viel Raum für Naherholung, die Autos der Mieter sind in den Tiefgaragen „versteckt“. Das Vorzeigeprojekt in Sachen Umwelt saugt Müll über Leitungen ab. In der „5 Minuten-Stadt“ sind überall zu Fuß in fünf Minuten Kindergarten, Schule und Supermarkt zu erreichen. Die Stadt hat die gesamte Fläche gekauft und finanziert über den Grundstücksverkauf die Infrastruktur und den Ausbau. Stolze 2000 Euro verlangt sie pro Quadratmeter. 3160 Wohnungen sind bisher fertig.
„OÖ ist besser“
„Wir machen das Schaffen und Sanieren von Wohnraum besser und vor allem leistbar und haben eine bessere Energieeffizienz als die Schweden“, sagt dazu Landeshauptmannstellvertreter Manfred Haimbuchner. „Dass man sich mit 18 Jahren für eine Wohnung anmelden kann, dann nach zwölf Jahren eine mit maximal 55 Quadratmeter erhält, ohne sie aussuchen zu können, würde in Oberösterreich keine Partei überleben. Preise von über 12.000 Euro pro Quadratmeter wären in OÖ undenkbar“. 95 Prozent der Schwedischen Frauen arbeiten, da sich sonst die Familien das Wohnen nicht leisten könnten.
„Ressourcen sparende Flächennutzung bedingt, dass wir in die Leerstände hineingehen. 25 Mio. Euro sind daher in den nächsten fünf Jahren für Leerstandsaktivierung eingeplant“, berichtet Landesrat Markus Achleitner, dem in Schweden gefällt, dass große Gebiete hergenommen und mit einem Masterplan entwickelt werden. Altbestand wird nicht als Problem, sondern als Chance gesehen. „Bei Energieeffizienz sind wir in OÖ schon deutlich besser, als Schweden als Ziel ausgegeben hat“, und betont, dass Österreich bei erneuerbarer Energie mit 77 Prozent Nummer eins in der EU ist, OÖ es sogar auf 84 Prozent bringt.
Bau-Landesinnungsmeister Norbert Hartl hat die Architekturreise neue Perspektiven eröffnet. Bei Altbauten sei auch in Österreich mehr Flexibilität gefordert. Die Digitalisierung am Bau und damit eine Produktivitätssteigerung sowie die Bildung von Fachkräften steht für ihn an erster Stelle.
Einig sind sich Achleitner und Hartl: Wenn wir Fläche sparen wollen, müssen wir mehr Geschoße erlauben.
Bauhilfsgewerbe-Landesinnungsmeister Martin Greiner schildert das Problem, dass Jugendliche in Ausbildung oft nicht mehr sinnerfassend Lesen und Schreiben können.
Manfred Asamer, Vorsitzender der Stein- und keramischen Industrie, betont, die Branche setze auf Regionalität und Nachhaltigkeit. Emissionen werden ständig reduziert. Die Recycling-Quote soll von 90 auf 100 Prozent gesteigert werden.
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