Rechnungshof prüfte Linzer Stadtbahn: Vieles noch ungeklärt

Anna Fessler Tips Redaktion Anna Fessler, 24.03.2023 16:24 Uhr

LINZ. Der Rechnungshof hat in einem aktuellen Bericht den Straßenbahnausbau und die Mobilitätssituation in Linz, Graz und Innsbruck untersucht. Das Projekt Regionalstadtbahn Linz wird grundsätzlich positiv gesehen, jedoch wird kritisch angemerkt, dass die seitens der Stadt Linz geplanten O-Buslinien ein höheres Fahrgastpotenzial hätten. Die Grünen fordern in einer Reaktion auf den Bericht eine rasche Umsetzung der Linzer Stadtbahn, die Linzer Volkspartei pocht auf Förderungen seitens des Bundes.

Generell wird Oberösterreich und Linz mit dem Bericht empfohlen, das öffentliche Verkehrsangebot zu verbessern sowie Push-Maßnahmen zur Reduktion des Autoverkehrs zu setzen. Diese könnten laut dem Bericht in Form von Tempobeschränkungen, teilweisen oder temporäreren Fahrverboten, City-Maut-Systemen oder Begegnungs- und Fußgängerzonen die Wirkung des Öffi-Angebots unterstützen. Positiv hervorgehoben wird, dass die Fahrgastzahlen öffentlicher Verkehrsmittel unter anderem in Linz die Prognosen übertrafen.

Höhere Investitionen in Öffis nötig

Im Städtevergleich mit Graz (85 Prozent) und Innsbruck (63 Prozent) liegt Linz mit 72 Prozent auf dem zweiten Platz, was den motorisierten Individualverkehr betrifft. Um die Klimaziele zu erreichen, seien höhere Investitionen in den öffentlichen Verkehr notwendig. Zur Beschaffung neuer Straßenbahnen empfiehlt der Rechnungshof (RH) den Linz Linien, bei Vergabeverfahren möglichst viele Hersteller einzuladen, um den Wettbewerb zu stärken und daraus Vorteile zu ziehen.

RH untersuchte Stadtbahn-Projekt

Auch die geplante OÖ-Regionalstadtbahn hat sich der RH genauer angesehen. Auf der Grundlage vorliegender Studien sei mit einem Fahrgastpotenzial von 12.500 Fahrgästen pro Werktag auf den neuen S-Bahnlinien und 20.500 auf den O-Buslinien zu rechnen. Darauf wies der RH in seinem Bericht kritisch hin, ebenso darauf, das die Mitfinanzierung des Bundes bislang nur für das Vorprojekt bzw. die Einreichplanung einzelner Abschnitte sichergestellt war. Für die Errichtung der Stadtbahn werden 600 Millionen Euro an Gesamtkosten erwartet.

Empfehlung: geeignete Verkehrsmittel wählen und Nutzen-Kosten-Analyse erstellen

Die Empfehlung an das Land OÖ und die Stadt Linz: nach Abschluss des Vorprojekts sei auf die optimale verkehrliche Wirkung Bedacht zu nehmen. Die bestgeeigneten Verkehrsmittel seien zu wählen und bei der Einreichplanung zu berücksichtigen. Auch müsse die Finanzierung für bauliche und Erhaltungs-Maßnahmen sichergestellt sein. Zudem wurde empfohlen, Nutzen-Kosten-Analysen zu erstellen und auf deren Basis Prioritäten für weitere Ausbauschritte zu setzen: insbesondere vor der Realisierung der Weiterführung der Stadtbahn nach Gallneukirchen, Pregarten, der Anbindung der Westbahn, der Verbesserung der Mühlkreisbahn sowie der Linzer Lokalbahn.

Stadt Linz will Parallel-Investitionen vermeiden, für Land OÖ gibt es noch offene Fragen

Laut Stellungnahme unterstütze die Stadt Linz die Empfehlungen des RH, Parallel-Investitionen will man vermeiden. Auch solle es durch die Umsetzung der OÖ-Stadtregionalbahn zu keiner Verschlechterung für die Linz Linien kommen. Das Land OÖ sei laut Rechnungshof bestmöglich um die Koordination der beiden Projekte (OÖ-Stadtregionalbahn und O-Bus) bemüht. Diese seien zwei unterschiedliche Vorhaben mit unterschiedlichen Projektträgerschaften. Hinsichtlich des Vorprojekts seien noch „weitere Entscheidungsgrundlagen für die Genehmigung und Errichtung der OÖ–Stadtregionalbahn zu erstellen, Vorfragen zu klären, den Trassenverlauf zu detaillieren, die Trassendaten zu erstellen sowie die erwarteten Gesamtkosten abzuschätzen und zu aktualisieren.“, so steht es im RH-Bericht.

Grüne OÖ: Stadtbahn rasch umsetzen und Autoverkehr reduzieren

Die Grüne Mobilitätssprecherin Dagmar Engl sieht im Bericht des Rechnungshof den klaren Auftrag, die Linzer Stadtbahn rasch umzusetzen. „Es ist alles zu tun, und alle Hürden zu beseitigen, die die Planung hemmen und eine rasche Umsetzung erschweren. Dabei haben alle verantwortlichen Stellen an einem Strang zu ziehen und eigene Interessenslagen hintanzustellen“, fordert Engl. Die Botschaft des Rechnungshofs sei klar und deutlich: „Das Linzer Straßenbahnnetz funktioniert, der Ausbau ist gelungen und die Auslastung gut. Aber das wird nicht reichen, um die Klimaziele bis 2040 zu erreichen. Dazu ist der Autoverkehr immer noch zu heftig.“, sagt Engl.

Linzer Verkehrsreferent fordert mehr Tempo von der ÖBB und mehr Förderungen vom Bund

Der Linzer Verkehrsreferent Martin Hajart pocht angesichts der Rechnungshof-Empfehlungen auf einen schnelleren Ausbau der Westbahnstrecke durch die ÖBB und fordert auch für neue Buslinien Förderungen vom Bund. „Linz wird schon seit vielen, vielen Jahren in puncto Förderungen des Ausbaus des öffentlichen Verkehrs vom Bund stiefmütterlich behandelt. Es ist höchst an der Zeit, dass sich das ändert“, sagt Vizebürgermeister Hajart. Auch was die Finanzierung der Stadtbahnen S6 und S7 ins Mühlviertel angeht, erwartet er sich eine „ordentliche“ Beteiligung des Bundes.

„City-Maut derzeit kein Thema in Linz“

Zur Empfehlung des Rechnungshofs an Oberösterreich und Linz, eine Klimapartnerschaft samt Finanzierungsplan mit dem Klimaschutzministerium einzugehen, um Förderungen für den Straßenbahnnetz-Ausbau zu lukrieren meint Hajart: „Schienengebundener öffentlicher Verkehr ist aber nur ein Aspekt, auch neue Buslinien gehören zum Ausbau des öffentlichen Verkehrs, diese werden aber leider nicht ausreichend gefördert – das muss sich ändern“. Die geforderten Push-Maßnahmen seien in Linz ohnehin in Plan oder in Umsetzung. Eine City-Maut sei aber derzeit in Linz kein Thema.

Kommentar verfassen



„Elfendämmerung“: Magisches Theaterabenteuer von Kindern

LINZ. Das Kinderensemble von „Act Together“ verzaubert mit am 10. und 11. Juni, 14 Uhr, im Volkshaus Dornach mit dem Theaterstück „Elfendämmerung“. 14 talentierte Mädchen zwischen sieben und ...

Linzer Handballer stehen nach 20 Jahren wieder in einem Liga-Finale

LINZ. Der HC Linz AG hat das scheinbar Unmögliche geschafft: Die Linzer stehen nach 20 Jahren wieder in einem Liga-Finale. In einer ausverkauften Halle in Kleinmünchen spielen sich die Linzer in einen ...

Ars Electronica bringt für Salzburger Festspiele Reinhardts „Faust“ zurück

LINZ/SALZBURG. Im Herbst 2023 begeht die Theaterwelt den 150. Geburtstag und den 80. Todestag von Max Reinhardt. Anlässlich der Jubiläen wird die letzte Salzburger Arbeit des Regisseurs im Rahmen der ...

Revolutionäres aus Frankreich erklingt im Brucknerhaus

LINZ. Revolutionäres aus Frankreich bringt am Dienstag, 13. Juni, 19.30 Uhr, das Orchester Les Siècles mit Orchestergründer und Dirigent François-Xavier Roth im Brucknerhaus Linz zum Erklingen. Tips ...

Linzer Stadtplanung wird zunehmend digitalisiert

Das Aufgabengebiet der städtischen Abteilung Vermessung und Geoinformation (VGI) unter der Leitung von Sylvia Krappmann hat sich stark gewandelt. Das städtische Geodatenmanagement nehme eine Schlüsselfunktion ...

Illegale Unterkunft geräumt: Müllberge, Fäkalien und Brandgefahr

LINZ. Bei einer gemeinsamen Schwerpunktaktion von Erhebungsdienst, Ordnungsdienst und Polizei wurde ein illegal genutzte Unterkunft geräumt. Diese befand sich in einem Abbruchhaus in Kleinmünchen im ...

Gemeinderat: Campier-Verbot rund um Pichlingersee und weitere Beschlüsse

LINZ. Am Mittwoch, 24. Mai fand die dritte Gemeinderatssitzung des Jahres 2023 statt. Im Folgenden ein Überblick über die Beschlüsse und Abstimmungen über die Fraktionsanträge.

Diskussion um Preissteigerungen: Linz AG plant moderate Erhöhung des Fernwärme-Tarifs

LINZ. Nachdem Landesrat Stefan Kaineder am Donnerstag die Stopptaste bei drohenden Fernwärme-Preissteigerungen um mehr als das Doppelte drückte, betont am Freitag die Linz AG, dass der aktuelle Antrag ...