Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

Pilotprojekt "HospiCycle" zeigt Möglichkeiten beim Kunststoff-Recycling in den OÖG-Kliniken auf

Nora Heindl, 05.07.2023 13:49

OÖ. Die Oberösterreichische Gesundheitsholding (OÖG) hat im Rahmen des geförderten Pilotprojekts „HospiCycle“ gemeinsam mit ihren Partnern ein neues Abfallkonzept entwickelt, um künftig krankenhausspezifische Kunststoffabfälle zu trennen und zu recyceln. Damit ist die OÖG mit ihren Kliniken österreichweit ein Vorreiter in diesem Bereich und hat mit diesem Projekt die Machbarkeit aufgezeigt. Nun braucht es weitere Partner.

V. l.: Stephan Laske, Christoph Burgstaller, Landesrat Markus Achleitner, LH-Stv. Christine Haberlander, Karl Lehner und Hannes Meier (Foto: Land OÖ/Daniel Kauder)

„Ich freue mich, dass unsere Landeskliniken gleich in zweierlei Hinsicht für die Gesundheit der Bevölkerung sorgen: Durch die bestmögliche und wohnortnahe Krankenversorgung, aber auch durch einen nachhaltigen und umweltschonenden Umgang mit den Ressourcen“, sagt Gesundheitslandesrätin LH-Stellvertreterin Christine Haberlander.

Die OÖG hat sich im Vorjahr dem Kooperationsprojekt HospiCycle angeschlossen, das mit Mitteln des Landes Oberösterreich gefördert wurde. Das Ziel des Projekts war krankenhausspezifische Kunststoffabfälle, wie beispielsweise Verpackungen von sterilen Einwegprodukten, zu recyceln, um somit die Umwelt zu entlasten.

Kunststoffprodukte in allen Spitälern unverzichtbar

An den Standorten der OÖG-Regionalkliniken und am Kepler Universitätsklinikum fallen jährlich mehr als 6.000 Tonnen Abfall an. Davon sind allein in den Regionalkliniken 90 Tonnen Kunststoffverpackungen. „Aus Hygienegründen ist es im Klinikalltag nicht möglich, komplett auf Kunststoff zu verzichten oder diesen durch umweltfreundliche Alternativen zu ersetzen. Jedoch können wir den Kampf gegen Kunststoffabfälle mit Recycling vorantreiben, um unseren Beitrag zu einem klimaneutralen Spitalsbetrieb zu leisten“, betont OÖG-Geschäftsführer Karl Lehner.

Zu Beginn des Projekts wurden am Salzkammergut Klinikum Vöcklabruck, am Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum Steyr und am Neuromed Campus des Kepler Universitätsklinikums als größte Standorte Abfallanalysen durchgeführt. Vier Tage lang wurden insgesamt 150 Müllsäcke mit Kunststoffabfällen geprüft. Es wurden ca. 120 Kilogramm Abfall dokumentiert, untersucht und bewertet. Dabei wurden 6.000 Artikel in 160 Gruppen aufgeteilt. Es konnten fünf Artikelgruppen identifiziert werden, die in großen Mengen anfallen.

Verunreinigter Abfall – etwa durch Bakterien oder Körperflüssigkeiten – wurde von vornherein ausgeschlossen. Gesammelt wurden nur vollständig entleerte Verpackungen.

Der zweite Schritt war eine Mustersammlung eben dieser potenziell interessanten Artikel über 14 Tage. Dabei ging es vor allem auch darum, einen möglichen Sammelprozess für diese Abfallartikel im Krankenhaus zu etablieren, separiert vom restlichen Kunststoffabfall. Deshalb war es auch Teil des Projekts zu analysieren, wo die Abfälle anfallen. Denn klar war: Die Abfälle sollen möglichst nah am Ort der Entstehung gesammelt werden, um Transportwege und das Kontaminationsrisiko von restlichen Kunststoffabfällen auf ein Minimum zu reduzieren.

Die in der Mustersammlung gesammelten Abfallartikel wurden am TCKT geschreddert, gewaschen und anschließend zu Granulaten verarbeitet. „Um die Kunststoffabfälle weiterverarbeiten zu können, müssen sie sortiert, gereinigt und zerkleinert werden. Durch anschließendes Aufschmelzen und Extrusion, Blasformen oder Spritzgießen wird aus den Artikeln ein Granulat hergestellt, das – je nach Qualität – entweder vollständig genutzt oder mit Neuware gemischt wieder zu allen möglichen Artikeln verarbeitet werden kann, zum Beispiel in Form von Flaschen, Kanistern und Folien“, erklärt Christoph Burgstaller, Geschäftsführer von TCKT.

Höhere Recyclingquote durch sortenreine Sammlung

Eine Prüfung zeigte schließlich, dass durch die sortenreine Sammlung eine hohe Qualität erreicht wird, was wiederum eine Wiederverwendung zur Herstellung von Verpackungsmaterial und damit Haltung im Kreislauf ermöglicht. Zu Testzwecken wurde dafür auch ein Verpackungsbecher aus 100 Prozent Recyclingmaterial hergestellt. „Mit den vorhandenen Verpackungsfolien-Abfällen konnten zudem Müllsäcke in verschiedenen Größen hergestellt werden, die dann wieder in Spitälern genutzt werden können“, erläutert Hannes Meier von Walter Kunststoffe (M2 Consulting).

Das Projekt HospiCycle erschließt somit einen Bereich, der bisher wenig Beachtung im Recycling erfahren hat. Aus krankenhausspezifischem Kunststoffabfall konnten Artikelgruppen definiert werden, die sich für ein gesondertes Recycling zu Material hoher Reinheit und Qualität eignen. Durch das neue Sammelkonzept dieser Kunststoffartikel, das den Spitalsbetrieb nicht maßgeblich behindert, kann dieser Abfall sortenrein gesammelt werden und trägt zu einer Erhöhung der Recyclingquote bei.

„Dieses Projekt zeigt, wie ganzheitlich Kreislaufwirtschaft gesehen werden muss, um erfolgreich zu sein. Erst die Zusammenarbeit aller Stakeholder machte dies möglich. Kreislaufwirtschaft muss von allen definiert, getragen und umgesetzt werden“, sagt Stephan Laske, Global Director R&D von Greiner Packaging International. Hannes Meier von Walter Kunststoffe (M2 Consulting) ergänzt: „Generell erfordert die Kreislaufwirtschaft nicht nur gute Sammel-Vortrennung, sondern auch eine eigene Logistik, um die relativ geringen Einzelmengen der Spitäler sinnvoll zu größeren Mengenströmen bündeln zu können.“

Umsetzung an jeder OÖG-Klinik möglich

Nach Ende des gemeinsamen Projekts wurde noch innerhalb der OÖG konkret an jedem Standort geprüft, welche Maßnahmen dort nötig sind, um das neue Sammelkonzept umzusetzen. Dabei hat sich gezeigt: Grundsätzlich ist die Sammlung an jedem Standort der Regionalkliniken möglich, jedoch mit sehr unterschiedlichem Aufwand.

Am Klinikum Rohrbach werden bereits jetzt Hohlkörper aus Kunststoff getrennt gesammelt und über das Altstoffsammelzentrum entsorgt. An anderen Klinikstandorten werden Kunststoffabfälle unrein gesammelt und entsorgt. Etwa die Hälfte der Kliniken könnte das Sammelkonzept mit geringen Maßnahmen umsetzen. Dort müssten beispielsweise zusätzliche Abfallbehälter aufgestellt oder vorhandene ausgetauscht werden. An den anderen Standorten wären aufgrund der beengten Platzverhältnisse neue angepasste Abfallbehälter und Trennsysteme oder gar ein völlig neues Logistikkonzept nötig.

Zudem müssten in den Entsorgungshöfen der Kliniken zusätzliche beziehungsweise neue Mülltonnen oder gar Müllpressen aufgestellt werden. Eine entsprechend regelmäßige Entleerung der Mülltonnen (1-2 Mal pro Woche, abhängig vom Standort) durch einen Abfallentsorger wäre darüber hinaus zwingend erforderlich.

„Wir sind stolz, dass es uns gelungen ist, mit dem HospiCycle-Projekt aufzuzeigen, dass auch im Spitalsbereich ein nachhaltiger Umgang mit Kunststoffabfällen möglich ist – auch ohne die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zusätzlich zu belasten“, sagt OÖG-Geschäftsführer Karl Lehner.

„Kunststoffe sind in Krankenhäusern derzeit noch alternativlos, denn ohne Kunststoff würden sich Keime bedrohlich vermehren, Infusionen und Impfungen verteuern und Medikamente weniger lange haltbar sein. Die Plastikmüllmengen wachsen jedoch stetig, daher hat das Projekt HospiCycle den Nerv der Zeit getroffen. Die Ergebnisse haben gezeigt, dass sich ein nicht unbeachtlicher Teil der anfallenden Abfälle wieder in den Kreislauf führen lässt. HospiCycle hat ein Umdenken bewirkt und ist der Startschuss für weitere Aktivitäten, um Krankenhäuser noch nachhaltiger zu gestalten. Mit den Erkenntnissen aus dem Projekt HospiCycle können wir auch unsere OÖ. Wirtschafts- und Forschungsstrategie #upperVISION2030 konsequent weiterverfolgen. Damit wird ein wichtiger Beitrag geleistet, den Standort Oberösterreich weiterentwickeln“, hebt Wirtschafts- und Forschungs-Landesrat Markus Achleitner hervor, schließlich gibt es das klare Ziel, dass Oberösterreich 2030 Modellregion für Kunststoff-Kreislaufwirtschaft sein soll.

Vom Pilotprojekt in die Breite: Es braucht mehr Partner

„HospiCycle hat gezeigt, dass es möglich ist, Kunststoffe aus Krankenhausabfall zu recyceln. Damit aus dem Pilotprojekt etwas Nachhaltiges entsteht, braucht es wesentlich mehr Mengen, die recycelt werden. Wir sind deswegen auf der Suche nach weiteren Partnern/Spitälern, die eins tun: Mitmachen!“, so Stephan Laske von Greiner Packaging International. Christoph Burgstaller, Geschäftsführer von TCKT führt fort: „Ich hoffe, dass dieses Projekt als Initiator dient, und dass unser Konzept auf viele Spitäler umgelegt werden kann, da dann damit eine große Menge an Kunststoff recycelt und somit auch eine erhebliche Menge an neuen Rohstoffen und damit auch CO2 eingespart werden kann“.

„Das Projekt HospiCycle hat gezeigt, dass in Spitälern Potenziale an recycelbaren Kunststoffverpackungen und -abfälle vorhanden sind. Zur Erreichung der zukünftigen Recyclingziele und zur Schließung von Materialkreisläufen ist es wichtig, auch diese Potenziale bestmöglich zu heben und soweit möglich einem Recycling zuzuführen“, bekräftigt Dieter Schuch, Leiter F&E, Altstoff Recycling Austria AG (ARA), ebenfalls ein Unterstützer des Projekts, genauso wie der Kunststoff- und Medizintechnik-Cluster.


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden