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Innenstadt-Entwicklung: Stadtrat Raml sieht Wels als Vorbild für Linz

Karin Seyringer, 05.09.2023 11:11

LINZ. Ein Leerstandsmanager als „Kümmerer“, niedrigere Parkgebühren, mehr Trinkwasserbrunnen: Linz solle sich bei der Innenstadtentwicklung ein Beispiel an Wels nehmen, regt FPÖ-Stadtrat Michael Raml an. In Linz geht es unterdessen bei der Entwicklung der Anfang 2023 gestarteten, umfassenden Innenstadtstrategie voran.

Blick in die Linzer Landstraße (Foto: Volker Weihbold)
  1 / 2   Blick in die Linzer Landstraße (Foto: Volker Weihbold)

2015 lag Wels bei einer Leerstandsquote von über zehn Prozent, acht Jahre später bei 2,3 Prozent. Damit liegt man in Sachen Leerstandsmanagement in Österreich auf Platz drei, oberösterreichweit an der Spitze. „Seit 2016 wurden bei uns 395 Geschäftslokale neu eröffnet, alleine heuer sind es 55“, so der Welser Bürgermeister Andreas Rabl (FPÖ).

Der Linzer Stadtrat Michael Raml (FPÖ) regt an, für Linz passende Erfolgs-Maßnahmen aus Wels auch in Linz umzusetzen. Die Stadt arbeitet aktuell bekanntlich an einem neuen Innenstadtkonzept.

„Die Innenstadt ist in Linz langes Thema. Leerstandsquoten-Studien sprechen von einer scheinbar niedrigen Quote von 3,7 Prozent. Wenn man aber durch die Innenstadt und vor allem die südliche Landstraße geht, hat man ein anderes Gefühl“, empfindet es Raml.

„Braucht Aufenthaltsqualität, soziales Entertainment“

Raml wie Rabl sprechen den Wandel im Konsumverhalten an, mit dem alle Städte konfrontiert sind, „der Onlinehandel trifft alle“. Was aber Innenstädte gegenüber diesem bieten könnten, seien die physische Aufenthaltsqualität und soziales Entertainment. „Was Online nicht kann, ist das soziale Erlebnis, auch jemanden zu treffen, mit ihm auf einen Kaffee zu gehen.“ So gebe es am Welser Stadtplatz mittlerweile 1.000 Plätze in der Gastro, früher seien es nur etwa 150 gewesen. „Wir haben jetzt eine sehr rege Szene, wo man in den Schanigarten kann, beim Flanieren andere Leute trifft.“

Plätze attraktiviert

Neben einem Positionierungsprozess als „pulsierende, verbindende Stadt“ wurden in Wels Fußgängerzonen geschaffen, der gesamte innerstädtische Bereich erneuert. „Die Leute wollen eine saubere und sichere Umgebung, das beginnt beim Pflaster ohne Abstände, damit man auch gut mit Stöckelschuhen gehen kann, über ordentliche Brunnen bis zu gepflegten Gastgärten. Wir haben Plätze reaktiviert, Schattenplätze geschaffen, Bäume, Blumen gepflanzt.“

Ein „Kümmerer“

Wels hat auch ein Wirtschaftsservice etabliert, damit einen Leerstandsmanager als „Kümmerer“, wie es Raml nennt. Damit werde mit Hauseigentümern und Wirtschaftstreibenden Kontakt gehalten, „wenn ich schon vor dem Auszug eines Mieters beginne zu suchen, habe ich oft nahtlose Übergänge, so scheint ein Leerstand erst gar nicht auf“, so Rabl. Die Stadt Linz hatte mit der City Management GesmbH Ähnliches versucht, diese wurde mittlerweile aber wieder aufgelöst. „Wir sollten wieder auf die Suche nach einem Netzwerker gehen, wir brauchen dafür aber nicht wieder eine eigene GesmbH“, so Raml. Wels lege auch einen Schwerpunkt auf eigentümergeführte Geschäfte anstatt auf große Ketten.

Niedrigere Parkgebühren

Was dem Linzer Stadtrat Raml neben einem „Kümmerer“ besonders gefällt, sind auch die Parkgebühren in Wels mit 50 Cent pro Stunde, über Mittag ein Euro für drei Stunden. „Wir wollten keinen Parkstress, jemand, der im Stress einkauft, kauft weniger“, ist Rabl überzeugt. „Linz kostet viermal so viel, wir sollten bewusst in eine andere Richtung gehen“, kritisiert Raml auch erneut den Wegfall von Parkplätzen im Stadtgebiet.

Wels lockt mittlerweile auch mit zahlreichen Events, daran fehle es in der Linzer Innenstadt nicht, so Raml, „in den Stadtteilen wird es hier aber dünn“ .

Luger: „Haben das ohnehin“

Bürgermeister Rabl habe in Wels tatsächlich erfolgreich einen „Turnaround“ geschafft, gratuliert ihm der Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ). Allerdings habe Wels als Ausgangssituation – anders als Linz – sehr große Strukturprobleme mit einem Handel an der Kippe gehabt. „Wenn ich heute durch Wels gehe, ist es nicht anders wie in Linz“, verweist er etwa auf Veranstaltungen oder Aktivitäten des Linzer City Rings und der Kaufleute. „Das hat Wels geholfen, aber wir haben das ohnehin.“

Problemkind südliche Landstraße

Reden könne man über einen „Kümmerer“, aber „nicht in dieser Form, aus folgendem Grund: Entgegen aller Propaganda haben wir kein Leerstandsproblem“. Wo es etwas nützen könne, sei in der südlichen Landstraße, wobei hier das Thema laut Luger nicht der Leerstand, sondern die Art der Geschäfte und die hohe Fluktuation sei. Die südliche Landstraße werde bei der Innenstadtstrategie natürlich Thema sein, „aber hier kann man nichts von Wels lernen, weil es eine spezifische Situation ist“. Viel hänge auch mit dem Areal rund um den Schillerpark zusammen, wo man in Warteposition sei.

„Parkgebühren moderat“

Die für Parkgebühren zuständige Vizebürgermeisterin Tina Blöchl (SPÖ) sieht Linz als attraktive Lebensstadt und Anziehungspunkt, in der viel in bauliche Maßnahmen, in Grün- und Parkanlagen investiert werde. Den Vorschlag, die Parkgebühren zu senken, lehnt sie ab, diese seien ohnehin moderat.

„Schauen andere Städte an“

Stadtrat Dietmar Prammer (SPÖ), zuständig für das neue Innenstadtkonzept, begrüßt es, wenn sich weitere Regierungsmitglieder inhaltlich einbringen. Generell schaue man sich andere Städte an und suche nach Best-Practice-Beispielen. Linz sei aber gut unterwegs, die Menschen würden gerne kommen. Das Projektteam für das neue Innenstadtkonzept hat über den Sommer gearbeitet, im Stadtsenat ist demnächst eine Präsentation geplant. Neben der Politik und Stakeholdern würden auch externe Experten und die Bevölkerung eingebunden. Die Ergebnisse sollen bis Herbst 2024 vorliegen.


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