Schulsozialarbeit in Linz: 877 Kinder und Jugendliche wurden im vergangen Schuljahr betreut
LINZ. Weil soziale Probleme massive Auswirkungen auf die schulische Leistung und die Berufschancen haben, unterstützt die Stadt Linz Kinder und Jugendliche durch Sozialarbeit an Schulen. Häufig sind Lernschwierigkeiten, Erziehungsüberforderung und Verhaltensauffälligkeiten der Grund, warum die Schulsozialarbeit in Anspruch genommen wird.
Aktuell wird an 34 der öffentlichen Pflichtschulen in Linz Schulsozialarbeit direkt vor Ort angeboten. Davon sind 36 Volksschulen, 14 Neue Mittelschulen, zwei Polytechnische Schulen und vier Sonderschulen. Auch nicht direkt betreute öffentliche Pflichtschulen in Linz haben die Möglichkeit, sich an die Schulsozialarbeit zu wenden.
Häufige Probleme: Lernschwierigkeiten, überforderte Erzieher, verhaltensauffällige Schüler
Die 14 Mitarbeiter der städtischen Schulsozialarbeit sind zum Großteil teilzeitbeschäftigt. Im vergangenen Schuljahr 2022/2023 begleiteten und betreuten sie 877 Schüler, davon 444 Volksschüler. Vor allem Buben und deren Familien nahmen das Angebot in Anspruch – 544 waren es im vergangenen Schuljahr.
Die Problemfelder sind vielfältig, am häufigsten sind Lernschwierigkeiten (40 Prozent), Erziehungsüberforderung (38 Prozent) und Verhaltensauffälligkeiten (36 Prozent). Dahinter folgen Schulverweigerung sowie Gewalt in der Familie und/oder familiäre Konflikte. Auch ungünstige wirtschaftliche Verhältnisse, Integrationsschwierigkeiten und gesundheitliche Probleme sind ein Thema.
Großteil benötigt Betreuung unter zwei Monaten
Bei 336 Fällen dauerte die Betreuung weniger als zwei Monate. Etwa 342 Mädchen und Jungen wurden von den Sozialarbeitern länger betreut. 199 Kinder und Jugendliche wurden über sechs Monate hinaus betreut, bei 42 reichte das Schulsozialarbeit-Angebot nicht aus. Für sie wurden unterstützende Erziehungshilfen in die Wege geleitet. Im Falle einer Gefährdung des Kindeswohls wird mit den zuständigen Mitarbeitern der Kinder- und Jugendhilfe kooperiert.
„Unser erklärtes Ziel städtischer Schulsozialarbeit ist es, Problemsituationen möglichst früh zu erkennen und individuelle Lösungen zu finden. Gemeinsam mit den Lehrenden in den Schulen gelingt es, Mädchen und Buben bestmöglich in ihrer Entwicklung zu begleiten“, betont Sozialreferentin Vizebürgermeisterin Karin Hörzing.
Beispielfall: Wenn hinter einer fehlenden Brille noch weitere Probleme stecken
Was Schulsozialarbeit bewirken kann, zeigt folgender Beispielfall aus der Praxis: Bei der schulärztlichen Untersuchung des Tafelklasslers J. fiel auf, dass der Junge schlecht sieht und dringend eine augenärztliche Abklärung braucht. Die Eltern waren jedoch nicht erreichbar, die Schulsozialarbeiterin wurde eingebunden. Bei der Familie zuhause stellte sich heraus, dass die Mutter kaum Deutsch spricht, ein neuer Termin mit Dolmetscher wurde organisiert. Im Zuge dessen wurde klar, dass die fehlende Brille nur ein Teil der sozialen Problemlage war. Ein Optiker spendete die dringend benötigte Brille für J., der Junge verlor dadurch sein Handicap und wurde sportbegeistert. Er nahm ab, war plötzlich besser integriert und machte große Fortschritte im Lernen. Die Mutter fasste Vertrauen in die Sozialarbeiterin, welche die Eltern nach einem weiteren Gesprächstermin zur Schuldnerhilfe begleitete, um die finanzielle Situation in den Griff zu bekommen – was auch gelang. Die Betreuung endete mit der 3. Klasse Volksschule. J. hat mittlerweile die Schule abgeschlossen und macht eine Lehre als Einzelhandelskaufmann.
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