ZÜRICH (CH)/OÖ. Die Schweiz zählt zu den wettbewerbsfähigsten Finanzzentren weltweit. Eine Oberösterreichische Delegation rund um Michaela Keplinger-Mitterlehner, Obfrau der WKOÖ Sparte Bank und Versicherungen, machte sich nun direkt ein Bild.
Der Ruf der Schweiz als hochentwickelter Banken-und Versicherungsstandort ist international bekannt. Im Vergleich zu Österreich, das in vielen Aspekten ähnlich aufgestellt ist, spielen die Banken und Versicherungen in der Schweiz eine deutlich größere Rolle: Während der Anteil des Finanzsektors am BIP in der Schweiz 2022 bei 9,3 Prozent lag, betrug er in Österreich nur 4,2 Prozent (2023: 4,8 Prozent). „Dieser Erfolg ist kein Zufall, sondern das Ergebnis einer gezielten Strategie, die auf Stabilität, Innovation, Qualität und Internationalität basiert“, erklärt Patrick Sagmeister, Wirtschaftsdelegierterim Außenwirtschafts-Center Zürich.
Sowohl Oberösterreich als auch Zürich zeichnen sich durch eine stabile Wirtschaft und eine starke Präsenz von Banken und Versicherungen aus. Beide Regionen profitieren von gut ausgebildeten Fachkräften, einem hohen Maß an Vertrauen der Kunden und einer langen Tradition im Finanzsektor. Zudem legen beide Standorte großen Wert auf Sicherheit und Zuverlässigkeit, was sie als attraktive Finanzplätze etabliert hat. Die vorhandene Infrastruktur und die Nähe zu wichtigen Wirtschaftszentren machen beide Regionen zu bedeutenden Knotenpunkten im Bank- und Versicherungswesen.
Vorbild bei Innovation und Digitalisierung
Die oö. Banken und Versicherungen sehen in der Schweiz ein Vorbild, das wichtige Impulse für die Weiterentwicklung des eigenen Finanzsektors geben kann. Insbesondere bei der Innovation und Digitalisierung sowie bei FinTechs ist die Schweizer Finanzwelt Vorreiter. „Um in der Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen wir bewusst in die Entwicklung von FinTechs investieren und diese konkret fördern. Damit wird der lokale Finanzsektor gestärkt“, ist Keplinger-Mitterlehner, Obfrau der WKOÖ-Sparte Bank und Versicherung und Generaldirektor-Stv. der Raiffeisenlandesbank OÖ, überzeugt, die die Zusammenarbeit mit der Schweiz in diesem Bereich verstärken will. Während die Schweiz derzeit 483 FinTechs zählt, sind dies in Österreich gerade einmal 150.
Kein kurzfristiges Denken
Auch Stefanie Huber, Obfrau Stv. der WKOÖ-Sparte Bank und Versicherung und Generaldirektorin der Sparkasse OÖ, ist überzeugt von mden vielen Möglichkeiten der Innovationen: „Ich habe mich gefreut auf den Austausch in Zürich. Es ist immer wichtig zu sehen, wie andere Banken mit Herausforderungen umgehen. Wichtig wird sein, sich auf Langfristigkeiten einzustellen und nicht zu kurzfristig zu denken.“
„Auch der Oberösterreichische Weg ist richtig“
Ebenso gut entwickelt wie der Bankensektor ist auch der Versicherungsmarkt in der Schweiz. Er zählt zu einem der stabilsten in Europa. Die Versicherungsbranche spielt zudem eine wichtige Rolle in der nationalen Wirtschaft. Im ersten Quartal 2024 betrug die Bruttowertschöpfung in der Versicherungsbranche in der Schweiz rund 7,9 Milliarden Schweizer Franken. Bis zum Ende des Jahres 2024 wird das Versicherungsmarktsegment in der Schweiz voraussichtlich Buchungsprämien in Höhe von etwa 51,92 Mrd. verzeichnen. Generell ist der Versicherungsmarkt in der Schweiz geprägt von einer hohen Wettbewerbsintensität, was zu einer Vielzahl von Angeboten und Tarifen führt. Im Jahr 2022 rangen rund 190 Privatversicherer um die Gunst der Versicherten. Der Markt besteht aus einer Mischung von großen internationalen Konzernen und kleineren, spezialisierten Unternehmen. Zu den bekanntesten Anbietern gehören Swiss Life, Zurich Insurance Group und Helvetia. „Aber auch der Oberösterreichische Weg ist richtig, wir sind gut aufgestellt und versuchen auf die Bedürfnisse der Kunden einzugehen“, betont Kathrin Kühtreiber-Leitner, Obfrau-Stv. der WKOÖ-Sparte Bank und Versicherung sowie Vorstandsdirektorin der OÖ Versicherung AG.
Herausforderungen und Chancen
Die Finanzbranche – sowohl in Österreich als auch in der Schweiz – steht vor einer Reihe von Herausforderungen und Chancen, die insbesondere durch die Digitalisierung, Nachhaltigkeitund das rechtliche Umfeld geprägt sind. Diese Herausforderungen sind aber zugleich als Chancen zu sehen, denn insbesondere bei der Digitalisierung können Österreich und die Schweiz vorausgehen. Eine Studie aus dem Jahr 2022 von EY belegt, dass die Banken den Zahlungsverkehr mit 48 Prozent am stärksten vom Strukturwandel betroffen sehen. Sowohl Banken als auch Versicherungen müssen ihre Systeme modernisieren, um den steigenden Erwartungen der Kunden nach schnellen, bequemen und sicheren digitalen Dienstleistungen gerecht zu werden. Trotz der Herausforderungen bietet die Digitalisierung auch bedeutende Chancen für die Branche. Durch den Einsatz von Technologien wie Künstlicher Intelligenz (KI), Big Data und Blockchain können Banken und Versicherungen personalisierte Dienstleistungen anbieten, die Effizienz verbessern und neue Märkte erschließen.
Mitarbeiter als Grundlage einer erfolgreichen Zukunft
„Zur Bewältigung der Herausforderungen sowie zur Nutzung der Chancen sind wir auf qualifiziertes Personal angewiesen. Wie in fast jeder Branche fehlt es aber auch bei den Banken und Versicherungen aufgrund des generell vorherrschenden Arbeits- und Fachkräftemangels an Personal“, erklärt Michaela Keplinger-Mitterlehner gemeinsam mit ihren beiden Obfrau-Stellvertreterinnen Stefanie Huber, sowie Kathrin Kühtreiber-Leitner. Erfreulich ist aber, dass sich bei einem aktuellen Branchenvergleich des MarketInstituts zeigt, dass die Banken und Versicherungen zu einem immer beliebteren Arbeitgeber werden. Insbesondere beim Ansehen (3. Platz hinter IT-Branche und Gesundheitswesen) und den Verdienstmöglichkeiten (2. Platz hinter IT-Branche) ist eine deutliche Steigerung der Banken und Versicherungen zu sehen.
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