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K.O.-Tropfen: Stadt Linz baut Bewusstseinskampagne weiter aus

Anna Fessler, 07.05.2025 15:12

LINZ. Über den Missbrauch von K.O.-Tropfen gibt es kaum Zahlen, vermutet wird eine hohe Dunkelziffer von Betroffenen. Die TU Chemnitz hat nun eine länderübergreifende Studie zum Thema gestartet, das Frauenressort der Stadt Linz baut indes seine Kampagnen zum sicheren Nachtleben weiter aus.

V.l.: Oona Valerie Serbest, Verein FIFTITU%, FrauenstadträtinEva Schobesberger, Rebekka Hochreiter, Verein FIFTITU% und Anne Brack, Frauenbeauftragte der Stadt, präsentierten die Kampagne "So what?!" (Foto: Stadt Linz)

Wie medial bekannt wurde, berichteten mehrere Besucher des Lokalderbys zwischen dem SV Gallneukirchen und der Sportunion Schweinbach von Gedächtnislücken. Der Verdacht drängt sich auf, dass ihnen K.O.-Tropfen verabreicht wurden. Das autonome Frauenzentrum Linz warnt immer wieder vor K.O.-Tropfen und führt dazu auch Workshops an Linzer Schulen durch. Häufig wird die Substanz mit Sexualdelikten assoziiert, Täter nutzen sie aber auch, um ihre Opfer zu bestehlen.

Bewusstseinskampagne

Das städtische Frauenressort hat sich für eine Bewusstseinskampagne mit FIFTITU% – der Vernetzungsstelle für Frauen in Kunst und Kultur in Oberösterreich zusammengetan. Bei „So What?! #notyourfault“ (Na Und?! #nichtdeineSchuld) soll verdeutlichen, dass die Schuld beim Täter zu finden ist und nicht bei den Opfern. Die Plakate enthalten auch Informationen zu Hilfsangeboten wie Hotlines und Beratungsstellen. Die Kampagne wird in verschiedenen Sprachen umgesetzt. An der zweiten städtischen Kampagne zum Thema Gewaltschutz „Luisa ist da!“, nehmen bereits 35 Betriebe teil. Mit der Frage „Ist Luisa da?“ erhalten Frauen, die sich belästigt fühlen, in den teilnehmenden Betrieben schnell Hilfe.

Betroffene gründete Verein für Opfer

Am 1. Juli um 18 Uhr findet im Wissensturm eine Veranstaltung mit Referentin Nina Fuchs statt. Sie hat in Deutschland den Verein „K.O. Kein Opfer“ gegründet, der sich für Betroffene einsetzt und Präventionsarbeit leistet. Der Verein arbeitet auch für ein Ende der Tabuisierung und Schambehaftung des Themas. Fuchs ist selbst Betroffene und schreibt auf der Homepage des Vereins, dass sie selbst unter dem Einfluss von K.O.-Tropfen vergewaltigt wurde. Der mutmaßliche Täter wurde zwar Jahre später gefunden, die Staatsanwaltschaft München stellte das Verfahren jedoch ein. Fuchs ging mit ihrer Geschichte an die Öffentlichkeit, aber auch die Beschwerde ihres Anwalts, eine erfolgreiche Online-Petition mit mehr als 100.000 Unterschriften und viel medialer Aufmerksamkeit änderten nichts an der gerichtlichen Entscheidung. Allerdings: es wandten sich immer mehr Betroffene an sie, schließlich gründete sie einen Verein für die Rechte von Opfern sexualisierter Gewalt.

Forschungsprojekt soll Licht in die Dunkelziffer bringen

Zahlen zu Sexualdelikten in Zusammenhang mit K.O.-Tropfen gibt es kaum. Ein länderübergreifendes Forschungsprojekt soll das ändern. Dabei wird in Deutschland, Österreich und der Schweiz mittels einer anonymen Online-Befragung der allgemeine Wissensstand über K.O.-Tropfen erhoben und gleichzeitig werden auch eigene Erfahrungen der Befragten mit K.O.-Mitteln erfasst. Das Projekt unter Leitung der Chemnitzer Forscherin Charlotte Förster soll im Rahmen ihrer europäischen Gesundheitsforschung Licht in die vermutlich hohe Dunkelziffer von Betroffenen bringen, die bereits mit K.O.-Mitteln in Kontakt gekommen sind.


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