LINZ. Nach der Großpleite des Linzer Chemiekonzerns Esim Chemicals musste auch die Esim Holdings und Management Services GmbH Konkurs anmelden. Die Holding hält unter anderem 90 Prozent der Anteile an der Esim Chemicals GmbH sowie 100 Prozent an der Esim Vertriebs GmbH in Deutschland. Bangen beim Esim-Werk im Linzer Chemiepark knapp 300 Mitarbeiter um ihren Job, sind nun elf Dienstnehmer betroffen. Die Verbindlichkeiten belaufen sich auf rund 150 Millionen Euro.
Das vorhandene Vermögen des Unternehmens beläuft sich nach Buchwerten zwar auf rund 155 Millionen Euro, reduziert sich laut Eröffnungsantrag jedoch unter Insolvenz- bzw. Liquidationsprämissen auf einen realistisch erzielbaren Wert von gerade einmal rund EUR 1,72 Millionen. Den größten Anteil am vorhandenen Vermögen bilden die Beteiligungen an verbundenen Unternehmen (rund 92 Millionen Euro) sowie Forderungen gegenüber verbundenen Unternehmen (rund EUR 53,6 Millionen Euro).
Die Konkurseröffnung der Esim Chemicals GmbH hatte zur sofortigen Abschreibung von Beteiligungen und Forderungen sowie zur Beschleunigung der Kreditfälligkeiten durch das Bankenkonsortium geführt, was am 15. Oktober zur Zahlungsunfähigkeit der Holding führte, berichtet der AKV.
Keine Fortführungsperspektive
Eine positive Fortbestehensprognose für die Holding besteht nicht mehr. Die wirtschaftliche Lage der Esim Chemicals GmbH, die als zentrale Gesellschaft der Gruppe fungiert, lässt keine tragfähigen Zukunftsaussichten erkennen. Auch Verhandlungen mit potenziellen Investoren blieben erfolglos. Die Antragstellerin sieht daher keine Möglichkeit, ihr Geschäft nachhaltig fortzuführen.
Bürgermeister sieht noch Hoffnung
Betroffen von der Millionenpleite der Esim im Linzer Chemiepark zeigt sich Bürgermeister Dietmar Prammer (SPÖ), er hofft aber noch auf einen guten Ausgang des Konkursverfahren. „Ich hoffe sehr, dass ein gut aufbereiteter Sanierungsplan greifen kann und es gelingt, den Standort und möglichst viele Arbeitsplätze zu sichern“, sagt Prammer. Er ortet ein strukturelles Problem am Wirtschaftsstandort Oberösterreich und fordert eine Neuausrichtung der Wirtschaftsförderpolitik des Landes.
„Wir brauchen ein klares Bekenntnis des Landes zur Unterstützung der Betriebe – insbesondere jener, die hier in Linz und Oberösterreich Wertschöpfung und Arbeitsplätze sichern. Städte können diese Aufgaben allein nicht stemmen. Es braucht eine gemeinsame Kraftanstrengung von Bund, Land und Gemeinden, um die industrielle Basis unseres Landes zu stabilisieren“, betont der Bürgermeister.
Appell an Zusammenhalt
Prammer appelliert an den Zusammenhalt in der Landeshauptstadt. „Linz ist und bleibt ein starker Industriestandort. Jetzt gilt es, gemeinsam dafür zu sorgen, dass aus dieser Krise keine Abwärtsspirale wird, sondern eine Chance für Erneuerung und Stabilität, so das Stadtoberhaupt.
Gewerkschaft schockiert
Die Gewerkschaft GPA Oberösterreich zeigt sich ob der Entwicklung schockiert. Sie fordert rasche Klarheit und Maßnahmen zum Schutz der Beschäftigten und der 16 betroffenen Lehrlinge bei der Esim Chemicals GmbH. „Wir sind schockiert, dass die Insolvenz letztlich nicht mehr abgewendet werden konnte. Durch den Kauf des Private-Equity-Fonds Sun Capital im Jahr 2018 wurde unserem Unternehmen ein erheblicher Teil des Kaufpreises selbst als Schulden auferlegt. Diese Verschuldung ist es letztendlich, die unser Unternehmen in die Insolvenz geführt hat – obwohl es im Laufe der Jahre mehrfach Möglichkeiten gegeben hätte, ESIM Chemicals noch gewinnbringend zu veräußern“, kritisiert der Angestellten-Betriebsrat.
Wolfgang Gerstmayer, Geschäftsführer der GPA Oberösterreich, erklärt: „Auch für mich ist es schwer nachvollziehbar, wie es zu dieser Insolvenz kommen konnte. Die Beschäftigten haben ihre Arbeit immer engagiert erledigt und hochwertige Produkte erzeugt. Es entsteht der Eindruck, dass dem Unternehmen finanzielle Mittel entzogen wurden, die für den laufenden Betrieb notwendig gewesen wären. Die Leidtragenden sind nun die Arbeitnehmer, die Gläubiger sowie letztlich der Staat und die Steuerzahler.“
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