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Unterwegs mit dem Manker Kfz-Lehrling Carmen Morawek

Online Redaktion, 29.08.2019 11:38

WIESELBURG/MANK. Tips-Redakteur Michael Hairer tauschte den Arbeitsplatz und schlüpfte in die Rolle eines Lehrlings. An der Seite der Mankerin Carmen Morawek verbrachte er einen Tag im Autohaus Pruckner in Wieselburg.

Lehrlinge unter sich: Carmen Morawek und Redakteur Michael Hairer
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Von wegen Kfz-Mechaniker sei ein reiner Männerberuf. Neben mir steht die 18-jährige Carmen Morawek und lässt mich trotz meiner 1,93 Meter Größe handwerklich ziemlich klein aussehen. Geschickt und mit äußerster Genauigkeit hantiert die Mankerin mit allerlei Werkzeug, das ich bestenfalls nur aus dem Baumarkt kenne. Aber alles der Reihe nach. Keine zehn Minuten nach meiner Ankunft (7.30 Uhr) im Autohaus Pruckner in Wieselburg sind vergangen und schon geht es mit der ersten Aufgabe los: Eine beschädigte Stoßstange eines VW Tiguan muss getauscht und durch eine neue ersetzt werden. Zunächst mache ich mich an die Zusammensetzung der einzelnen Stoßstangenelemente. Das Stecksystem fühlt sich ein wenig an wie beim Legospielen, nur dass es sich hierbei um sehr große und teure Ersatzteile aus Hartplastik handelt. Nachdem die neue Stoßstange – unter großer Mithilfe von Carmen – ein Ganzes ist, müssen sechs kleine Löcher gebohrt werden. In diese werden später die Park- und Regensensoren eingebaut.

Kleben statt schrauben

Ehe ich mich versehe, halte ich auch schon einen Schlagschrauber in meinen Händen. Anfangs noch mit etwas zittriger Hand (man will ja nichts falsch machen) erklärt mir Carmen in Ruhe, wie ich die lose Stoßstange am besten halte und mit welchem Druck ich die Maschine betätigen soll. Gesagt, getan. Jetzt wird geklebt – denn Schrauben sind an der Karosserie eines Autos fehl am Platz. Wieder erklärt mir Carmen die genaue Vorgehensweise und mithilfe ihrer tatkräftigen Unterstützung gelingt es mir, die Sensoren in den Löchern zu befestigen. Die komplexe elektrische Verkabelung der Sensoren hat in der Zwischenzeit ein Kollege erledigt. Somit ist die neue Stoßstange einsatzbereit und muss nur mehr an das Auto montiert werden. Doch bevor es so weit ist, gibt es erstmals eine kurze Pause um 9 Uhr.Zusammen mit einer Handvoll (Lehrlings-)Kollegen aus unterschiedlichen Bereichen sitze ich vor der Werkstatt. Es ist eine freundschaftliche Atmosphäre, die trotz des regen Treibens während der Arbeitszeit entspannt und von Respekt geprägt ist. Insgesamt zehn Lehrlinge bildet das Autohaus Pruckner derzeit aus. Seit Bestehen des Unternehmens (Gründung 1959) haben bereits an die 200 Lehrlinge ihre Ausbildung im Autohaus genossen. Nach der Pause geht es wieder zurück an die Arbeit. Die neue Stoßstange ist im Nu aufgesetzt und Carmen checkt mit dem computergesteuerten Testgerät, ob der Wagen noch irgendwelche Fehlermeldungen anzeigt. Nein? Na, dann sind wir bereit für neue Taten. Also ab in das Büro und her mit dem nächsten Auftrag. Ein Service samt Zündkerzen- und Ölfilterwechsel an einem VW Polo steht an. Carmen fährt bereits mit ihrem rollenden Werkzeugkasten vor.

Liebe zum Handwerk

Seit nunmehr drei Jahren ist das sympathische Lehrmädchen bei Autohaus Pruckner beschäftigt. Für Carmen war schon im Lauf der Pflichtschule klar, dass sie unbedingt einen handwerklichen Beruf ausüben möchte. Geworden ist es schließlich die vierjährige Doppellehre zum Kraftfahrzeug- und Karosseriebautechniker. Zwei Fachberufe, die in Zeiten der steigenden Mobilität sehr gefragt sind und die der 18-Jährigen die Möglichkeit bieten, sowohl in einer Spenglerei als auch in einer Kfz-Werkstatt zu arbeiten. Ich fühle mich schon richtig gut bei der Arbeit und verstehe Carmens Anweisungen (fast) auf Anhieb. Doch als das Lehrmädchen die Motorhaube des Polos aufmacht, muss ich einsehen, dass ich mit meinem Laienwissen nicht annähernd weit komme. Das technische Verständnis, das die Komplexität eines Motors samt der Elektronik abverlangt, benötigt nicht nur reichlich mathematisches und physikalisches Wissen, es bedarf auch einer jahrelangen theoretischen wie auch praktischen Ausbildung, gepaart mit jeder Menge Erfahrung in einer Werkstätte. Somit begnüge ich mich einstweilen mit dem Weiterreichen des Werkzeuges, während Carmen an dem Motor fleißig und zielgerichtet herumschraubt. Den Schlusspunkt meines Aushilfstages setze ich dann mit dem Check der Räder (Reifendruck und Profiltiefe) und dem Einfüllen des neuen Motoröls. Mein Fazit als Kfz-Mechaniker: Hut ab! Was Mann (ich) kann, kann Frau schon lange.


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