Welthebammentag: „Die Kraft der Frauen fasziniert mich“
MARIA ANZBACH. Seit bald zehn Jahren ist Katharina Mikula in der Praxis Manipura als freipraktizierende Hebamme im Einsatz. Anlässlich des Welthebammentages am 5. Mai gibt die 33-Jährige Maria Anzbacherin Einblicke in ihren Arbeitsalltag.
Seit vielen Jahren stärkt Katharina Mikula als Hebamme Frauen während der besonderen Zeit der Schwangerschaft mit empathischer Begleitung und gezielter Beratung. „Ich unterstütze die natürlichen Vorgänge und fange die werdenden Mütter auch mal auf, wenn es sehr anstrengend ist. Aber schwanger sein, ein Baby zur Welt bringen, es stillen, pflegen, großziehen – das macht jede Frau selbst“, erklärt die Maria Anzbacherin, die abgesehen vom Wunder der Entstehung neuen Lebens an sich auch besonders von der Kraft der Frauen fasziniert ist: „Was sie aus Liebe zu ihren Kindern im Stande sind, rund um Schwangerschaft, Geburt und Kinderzeit zu vollbringen, zu leisten und auch auszuhalten, ist etwas Besonderes“.
Berührende Momente
In ihrem Hebammendasein ist Mikula mit besonders schönen, aber auch besonders schwierigen Momenten konfrontiert. „Besonders schön und berührend ist es zu beobachten, was Liebe alles vermag, wieviel mit Hautkontakt zwischen Mutter und Kind (wieder) gutgemacht werden kann, wenn es einmal nicht wie gewünscht gelaufen ist. Es ist immer auch erfreulich zu sehen, wie sich schwierige Situationen mit den richtigen Tipps und Tricks entspannen oder zumindest viel leichter werden“. Herausfordernd seien Tage mit sieben bis acht Wochenbett-Hausbesuchen neben den laufenden Terminen. „Wenn viele Frauen am selben Tag ihre Kinder zur Welt bringen, die ich nachbetreue, wird es manchmal stressig – besonders wenn Schwierigkeiten hinzukommen wie Stillprobleme, Wundheilungsstörungen, psychische Belastungen, ... Sehr traurig ist es, wenn un- oder neugeborene Kinder sterben. Ich bin sehr dankbar, dass noch keine „meiner“ betreuten Familien einen plötzlichen Kindstod erleben musste“, unterstreicht Mikula. Dementsprechend wichtig seien Verantwortungsbewusstsein, Belastbarkeit und Empathie für die Ausübung dieses Berufes.
Natürlicher Zugang
Mikulas Zugang zu Schwangerschaft, Geburt und Elternsein ist ein sehr natürlicher: „Mir ist es wichtig Frauen beziehungsweise Paare zu stärken, ihren eigenen, individuellen Weg zu finden und zu gehen, die gesunden Vorgänge zu unterstützen – sei es durch Beratung, Körperübungen oder Naturheilkunde – und das Positive hervorzuheben“, so die 33-Jährige, die selbst Mutter zweier Kinder ist.
Väter nach der Geburt sehr präsent
Auch die werdenden Väter bindet Mikula gerne ein. „Es kommt aber natürlich darauf an, wie sich die Väter einbinden lassen. In der Schwangerschaft kommen die meisten Frauen ohne Partner zur Vorsorge oder Beratung, aber nach der Geburt sind die Väter – sofern sie nicht bald wieder zur Arbeit müssen – meistens sehr präsent, bemüht und interessiert, übernehmen gerne Tätigkeiten, unterstützen ihre Frauen liebevoll, versuchen zu entlasten. Vieles ist inzwischen selbstverständlich geworden: wickeln, das Baby baden, spazieren gehen, damit die Frau zu Schlaf kommt, ...“.
75 Frauen pro Jahr
In ihrer Hebammenordination bietet Mikula Geburtsvorbereitung, Babytreffen, Babymassage und Rückbildungskurse an. Im Schnitt betreut sie pro Jahr 75 Frauen und deren Familien vor und nach der Geburt. „Seit der Geburt meines zweiten Sohnes liegen meine Schwerpunkte auf Schwangerschaft, Wochenbett und Stillzeit“, erklärt Mikula.
Pro natürliche Geburt
Von Berufswegen ist Mikula eine Verfechterin der natürlichen Geburt: „Es ist die gesündeste Art für Mutter und Kind und auch die vom Großteil der Schwangeren gewünschte. Meines Wissens steigt die Zahl der Wunschkaiserschnitte, also der Kaiserschnitte ohne medizinische Indikation, nicht an. Die Kaiserschnittstudie des Krankenanstaltenverbundes Wien (2013) ermittelte 1,5 Prozent, aus Deutschland weiß ich von 2 bis 4 Prozent. Aber jede Frau muss selbst entscheiden, wie und wo sie ihr Kind zur Welt bringen möchte. Sie lebt dann mit ihrer Entscheidung, es ist ihr Körper und ihre Erfahrung. Sexuelle Traumatisierung, Ängste, oder einseitige Information spielen bei der Entscheidung für einen Wunschkaiserschnitt oft eine Rolle“, erklärt die Hebamme.
Schwangerenvorsorge
Anlässlich des Welthebammentages ist für Mikula das wichtigste Anliegen die Schwangerenvorsorge. „Wir werden im Studium dazu ausgebildet, physiologisch verlaufende Schwangerschaften zu begleiten, entsprechende Kontrollen durchzuführen und bei Auftreten von Regelwidrigkeiten die Frauen zum Facharzt zu überweisen, sind aber auf Grund der derzeitigen Mutter-Kind-Pass Verordnung davon ausgeschlossen. Einzig eine einstündige Hebammenberatung zwischen der 18. und 22. Schwangerschaftswoche wurde 2011 in den Mutter-Kind-Pass aufgenommen und steht seither jeder Schwangeren kostenlos zu“, erklärt Mikula.
Zwang
Die Schwangerenvorsorge bei der Hebamme sei häufig eine private Leistung, aber immer eine Zusatzleistung zur ärztlichen Vorsorge. Kosten würden nur bei Hausgeburten oder ambulanten Geburten von der Krankenkasse übernommen. Möchte eine Frau dennoch die Vorsorge ausschließlich von ihrer Hebamme durchführen lassen, reduziert sich laut Mikula der Anspruch auf Kinderbetreuungsgeld für jeden Elternteil um 1300 Euro. Insofern bestehe hier ein gewisser Zwang. „Ich wünsche mir, dass Frauen selbst und frei wählen können, wo sie die Vorsorge machen lassen – bei Arzt und/oder Hebamme, ohne finanzielle Nachteile, wie es auch in vielen anderen Ländern wie etwa den skandinavischen Ländern üblich ist. Internationale Studien belegen, dass sich Schwangerenvorsorge durch Hebammen sehr positiv auf Schwangerschafts- und Geburtsverlauf auswirkt“, betont Mikula.
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