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Mauerkirchner dokumentiert seit 40 Jahren akribisch das lokale Wetter

Alexander Kobler, 18.03.2019 10:23

MAUERKIRCHEN. Franz Zeintl und das Wetter von Mauerkirchen. Diese Verbindung gehört seit über 40 Jahren untrennbar zusammen. Seit dem 1. Jänner 1979 dokumentiert der 67 Jahre alte Pensionist das regionale Wetter bis ins letzte Detail. In seinen Aufzeichnungen fehlt dabei nicht ein einziger Tag. Sogar vor Gericht wurden seine Daten schon als Beweismittel verwendet.

Seit 1979 dokumentiert Franz Zeintl bis ins letzte Detail das Mauerkirchner Wetter ohne auch nur einen einzigen Tag Pause. Foto: Tips/Kobler

Was für manche ihr tägliches Glas Rotwein ist, das ist für den Mauerkirchner Franz Zeintl sein täglicher Tagebuch-Eintrag zum lokalen Wetter. Seit dem Jahr 1979 dokumentiert der 67 Jahre alte Pensionist, der früher in der Versicherungsbranche tätig war, jetzt schon minutiös das Wettergeschehen vor Ort. Dazu hat er sich eigens eine Wetterstation besorgt, die mehrere tausend Euro gekostet hat. „Früher, als ich angefangen habe, musste ich alles noch per Hand messen, damals hatte ich nur ein einfaches Thermometer“, erklärt Zeintl. Auch für seinen Beruf waren die Aufzeichnungen wichtig und viele Arbeitskollegen haben auf sie zurückgegriffen.

Tägliche Tagebucheinträge

Eine Seite schreibt er täglich per Hand in sein Tagebuch. Dokumentiert werden dabei unter anderem die Tageshöchst- und Tiefsttemperatur, Niederschläge, der Wind und etwaige Unwetter. Über die gut 40 Jahre, die er seine Wetteraufzeichnungen in Mauerkirchen jetzt schon betreibt, hat Zeintl bereits 40 Bücher vollgeschrieben. In seinen Aufzeichnungen fehlt dabei nicht ein einziger Tag. Hatte er selbst einmal keine Zeit, ist seine Familie eingesprungen und hat die Daten aus der Wetterstation für ihn dokumentiert. „Ich habe mich immer schon für das Wetter interessiert, das hat bei mir schon in der Schule angefangen“, erklärt der 67-Jährige.

Alles selbst beigebracht

Einen Kurs für Wetterbeobachtungen hat Zeintl nie besucht, sondern sich alles selbst beigebracht. Über die Jahre wurden seine Auswertungen und Dokumentationen immer genauer und detaillierter, sodass seine Daten sogar häufiger bei Behördenverfahren als Beweismittel angefordert wurden. „Ich musste teilweise vor Gericht in Ried erscheinen und bei Schadensfällen aussagen, ob es tatsächlich beispielsweise ein Unwetter gegeben hatte. Zum Teil ging es dabei gegen meine eigene Versicherungskundschaft“, schildert Zeintl. Die Begeisterung für das Wetter und seine Phänomene ist dem 67-Jährigen bis heute geblieben. Auch seine vielen Bergtouren hat er stets dokumentiert und niedergeschrieben. Außerdem betrachtet er leidenschaftlich gerne Satellitenbilder. Viele Mauerkirchner und Uttendorfer kamen schon zu Franz Zeintl, um sich zu informieren, vorwiegend waren das Bauern und Imker. Was ihn am Wetter vor allem auch fasziniert ist die Unberechenbarkeit, gerade in der Region um Mauerkirchen würden Wettervorhersagen oft schwerfallen, erklärt er.

Viele Geräte zur Messung

Neben seiner Wetterstation, die 48 Mal pro Tag automatische Messungen durchführt, besitzt Zeintl auch noch einen Windmesser am Hausdach, einen Temperaturfühler auf der Nordseite des Hauses und einen Niederschlagsmesser. Im Winter kann man diesen bei festen Niederschlägen (Schnee) aber nicht verwenden. Als Alternative hat er hier ein eigenes Gerät in Trichterform von einem Spengler fertigen lassen. Der Schnee kann hier geschmolzen, entleert und anschließend die Schneemenge gemessen werden. Sogar der Gewässerbezirk hatte sich im Winter schon bei Zeintl nach den Schneemengen erkundigt. Die täglichen Messungen sind für ihn längst zur Routine geworden. Rund zehn Minuten verwendet er dafür pro Tag, im Winter dauert es wegen der Schneemessung etwas länger.

Klimaerwärmung

Was Franz Zeintl aus seinen Daten und Aufzeichnungen ablesen kann, ist eine Klimaerwärmung. Speziell seit dem Jahr 2009 ist es deutlich wärmer geworden. 2015 war bisher das trockenste Jahr, aber auch das vergangene Jahr 2018 war mit den meisten Sonnentagen und nur sehr wenigen Regentagen ein Rekordjahr. Der bisherige Hitzerekord stammt aber bereits aus dem Jahr 1983 mit 37,5 Grad Celsius. Die Wetterkapriolen sind laut Zeintls Aufzeichnungen nicht mehr geworden, früher gab es noch mehr Stürme und auch Hochwasser. Ansonsten sind keine ganz kontinuierlichen Veränderungen beim Mauerkirchner Wetter erkennbar, außer dass sich Wärme und trockene Jahre zuletzt häuften. Den kältesten Winter in Mauerkirchen hat Zeintl übrigens 1985 gemessen.

Kein Gedanke ans Aufhören

Ans Aufhören denkt Franz Zeintl, der verheiratet ist und drei erwachsene Kinder hat, aktuell noch lange nicht. „Ich will die Aufzeichnungen noch so lange wie möglich machen, wenn es geht bis ich 90 bin“, scherzt er. Ob es aus der Familie Nachfolger gibt, die seine Arbeit fortführen, ist aktuell noch nicht sicher. 

Wichtigste Zahlen:

Durchschnittstemperatur der letzten 40 Jahre: +8,58 Grad

Wärmstes Jahr: 2018 (+11 Grad)

Kältestes Jahr: 1985 (+6,12 Grad)

Hitzerekord: 27. Juli 1983 (+37,5 Grad)

Kältester Tag: 8. Jänner 1985 (-29 Grad)

Höchste Schneedecke: 5. März 2006 (85 Zentimeter)

Meister Neuschnee: 2005 (285 Zentimeter)

Meiste Sonnentage: 2018 (204 Tage)

Wenigste Sonnentage: 1981 (134 Tage)

Trockenstes Jahr: 2015 (829 Liter)

Meister Niederschlag: 2001 (1.481 Liter)


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