„Es regt mich so auf“: Ermi-Oma ist im 15. Jahr aktueller denn je zuvor
MAUTERN. Als Ermi-Oma zeigt Kabarettist Markus Hirtler seit 15 Jahren auf humorvolle Weise Missstände im Gesundheits- und Pflegebereich auf. Am 8. November präsentiert der ehemalige Krankenpfleger und Altenheimleiter sein Programm „Ansichtssache“ in Mautern. Tips hat ihn vorab getroffen und mit ihm unter anderem über die 24-Stunden-Pflege sowie seine Ideen und Wünsche gesprochen.
„Es regt mich so auf“, erklärt Markus Hirtler. Gemeint ist die Situation im Pflegebereich. Vor 15 Jahren kreierte der Grazer seine Figur Ermi-Oma, um denjenigen eine Stimme zu geben, die sonst nicht gehört werden. Heute ist das Thema Pflege aktueller denn je zuvor. In Mautern spielt der Kabarettist nun nochmal sein allererstes Programm. In „Ansichtssache“ zeigt er unter anderem „den alten Menschen als Cash-Cow der Nation“. Denn Hirtler findet, dass „man mit dem Thema Gesundheit keine Kohle machen muss“.
„Es geht um unsere Eltern“
Neben der Profitgier bereitet dem 48-Jährigen jedoch auch die Finanzierung der Pflege Kopfzerbrechen: „Es kann nicht sein, dass in einem der reichsten Länder kein Geld dafür da ist. Da geht es um unsere Eltern“. Immerhin seien alte Menschen auch „der größte Dienstgeber im Land“, gibt Hirtler zu bedenken. Im Laufe der Jahre wuchs bei ihm schließlich der Wunsch, die Pflegedebatte nicht nur aus Sicht der direkt Betroffenen, sondern auch in einem größeren Zusammenhang zu beleuchten.
„Heftiges Thema“
Diesen Sommer schrieb der Grazer daher ein neues Programm, welches sich mit der 24-Stunden-Pflege beschäftigt. „Das Thema ist heftig“, sagt Hirtler. In „24 Stunden Pflege(n)“ wirft er einen Blick auf Pflegekräfte, Patienten, Agenturen und Angehörige. Zig Gespräche hat er dazu im Vorfeld mit Vertretern aus allen Bereichen geführt.
Viel Licht und Schatten
Seine Bilanz ist durchwachsen. Viele Familien erleben die 24-Stunden-Pflege durch Frauen aus Osteuropa als „total positiv und gut organisiert“ und sprechen von einer großen Nähe zwischen Pflegekraft und Patient. Andere Familien wiederum berichteten ihm von „Horrorerlebnissen“: Manche Frauen wollten den Patienten nicht als „Chef“ akzeptieren, andere beklauten ihren Dienstgeber.
Keine offizielle Kontrolle
Das größte Problem ist Hirtler zufolge jedoch die mangelnde Qualifizierung vieler Frauen. Sie würden von Agenturen oft für Betreuungsaufgaben oder Haushaltsarbeiten angeheuert und stünden dann plötzlich einem Pflegefall gegenüber. Im Gegensatz zu Heimen würden sie auch nicht kontrolliert. Hirtlers Wunsch ist es daher, die Qualität in der 24-Stunden-Pflege zu heben. Konkret stellt er sich ein Ausbildungspaket vor, bei dem Sprachkompetenzen und Grundkenntnisse der Alten- und Krankenpflege vermittelt werden. Finanziert werden könnte diese Ausbildung über private Versicherungsträger, die ihren Kunden so eine qualifizierte Pflege zusichern könnten.
„Man bekommt viel zurück“
Pflegekräfte in Heimen sollten laut Hirtler wieder mehr Zeit für die Bewohner haben und weniger Zeit für die Dokumentation aufwenden müssen. „Es ist so ziemlich der coolste Beruf, wenn man ihn mit Leidenschaft macht. Denn man bekommt so viel zurück“, weiß er aus eigener Erfahrung. Doch die Strukturen würden immer schwieriger.
Überaus komplexes Thema
„Manchmal bin ich ein bisschen ratlos“, gibt der Kabarettist zu. Eine Patentlösung habe auch er nicht. Sein Ziel als Ermi-Oma sei daher, die Aufmerksamkeit des Publikums auf das Thema zu lenken und zum Nachdenken anzuregen. „Ich will, dass die Leute heimgehen und nicht wissen, zu wem sie halten sollen“. Denn einen einzelnen Schuldigen gebe es nicht: „Das Leben ist nicht schwarz/weiß. Es gibt Millionen Grauschattierungen“.
Markus Hirtler als Ermi-Oma
„Ansichtssache“:
Donnerstag, 8. November, 19.30 Uhr, Mautern, Römerhalle
„24 Stunden Pflege(n)“:
Donnerstag, 10. Jänner, 19.30 Uhr, Grafenwörth, Haus der Musik
Vorverkauf: www.oeticket.com, www.bestmanagement.at
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