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Von 58 Jahre alten Kreiden und einer Muse namens Andrea

Olivia Lentschig, 16.07.2018 08:30

KATTAU. Freundlich empfangen und mit dampfendem Tee versorgt, fühle ich mich sofort herzlich aufgenommen bei Andrea und Erich Piffl. Marley, der wunderschöne (und perfekt erzogene) Border-Collie schnüffelt interessiert an meiner Kameratasche und positioniert sich dann unter dem Sessel. Ein gut eingespieltes Team, das merke ich sofort und freue mich auf ein interessantes Gespräch über Kunst und Co.

  1 / 3   Der Autodidakt, Erich Piffl, mit seinem wertvollen Schatz: den Zeichenkreiden, die er im Alter von acht Jahren bei einem Malwettbewerb gewann. Fotos: LenO

Der Name Erich Piffl ist Kunstkennern bereits weit über die Bezirksgrenze hinaus ein Begriff. Als „Zuagroaster“ - der Liebe zu seiner Andrea wegen - hat er sich in Kattau häuslich niedergelassen und genießt seinen Ruhestand in vollen Zügen. Neben der Malerei verfolgt das Multitalent mehrere Interessen. „Ich bin nicht fixiert auf die Kunst. Es gibt auch viele Phasen, in denen ich nicht male und dafür anderen Hobbys nachgehe. Ich freue mich, ein abwechslungsreiches Leben führen zu dürfen“, meint der gebürtige Wiener und erzählt von seiner Leidenschaft für Oldtimer und Musik. Während Gattin Andrea G“stanzln dichtet und singt, begleitet er sie mit der Ziehharmonika.

Um miteinander musizieren zu können muss man im Einklang sein. Mit sich selbst und auch mit dem Partner. Das erfüllt das Paar in jeder Weise. Als Gegenüber bemerkt man sofort die Harmonie und große Vertrautheit zwischen den beiden. „Letztlich war es Andrea, die mich zur Malerei brachte“, gesteht Piffl ein. Obwohl er schon mit seinen ersten Mal-Versuchen beeindruckende Werke lieferte und riesiges Talent bewies, ist er nach wie vor unwahrscheinlich zurückhaltend und bescheiden. Während Gattin Andrea seine Bilder in den höchsten Tönen lobt und voller Feuer für das Talent ihres Mannes glüht, lauscht er selbst ruhig und beinahe schon verschämt den liebevollen Worten.

Das Feuer ist entfacht

Schmunzelnd erinnert sich Piffl an die ersten Kontakte mit der Kunst: „Als kleiner Bub, mit etwa vier oder fünf Jahren, saß ich auf dem Schoß meines Opas und beobachtete, wie er Pferdchen für mich zeichnete. Die versuchte ich dann nachzuzeichnen.“ Im Alter von etwa acht Jahren holte er bei einem Osterhasen-Malwettbewerb den ersten Platz und gewann Zeichenkreiden. Kaum zu glauben, aber wahr: diese Kreiden gibt es heute noch! Gehütet wie ein ganz besonderer Schatz hat der Künstler diese Auszeichnung aufbewahrt und nie verwendet.

Ein kunstinteressierter „Schulstangler“

Im zarten Alter von 16 Jahren nahm er sich eines Tages einen“schulfreien Tag“, besorgte sich ein Buch über das Malen mit Ölfarben und verschlang den Inhalt auf einer sonnigen Bank im Wiener Stadtpark: der Beginn seiner Ölmalerei.

Obwohl er gerne eine Ausbildung in Richtung Malerei gemacht hätte, folgt er dem Rat seiner Mutter zu einem „anständigen Beruf“ und besucht die HTL für Textilindustrie. Von seiner Funktion als Vertriebs- und später Einkaufsleiter profitiert aber auch der Künstler in ihm- seine umfangreiche Reisetätigkeit nach Südamerika, USA, China, Japan, Südkorea und Malaysien ließ ihn sagenhafte Eindrücke sammeln, auf die er in seinen Werken nach wie vor gerne zurück greift. Angespornt und unterstützt von seiner Andrea, fanden bereits einige Ausstellungen seiner Werke statt. Fotografiert und liebevoll katalogisiert bleiben sämtliche Werke auch bei Verkauf in Erinnerung.

„Fällt das Hergeben der Bilder nicht manchmal schwer?“, möchte ich wissen. Der Künstler schüttelt den Kopf: „Nein, gar nicht.“ Da fällt die Antwort bei Frau Piffl deutlich anders aus: „Also einige Bilder darf er nicht verkaufen. Da hängt mein Herz dran.“ Verständlich, denke ich, als ich besagte Werke begutachten darf.

Besonders witzig sind die „kleinen Marleys“, die sich dann und wann in das eine oder andere Bild schummeln. Beinahe schon als Markenzeichen setzt der Künstler mit feinsten Pinselstrichen Abbilder des geliebten Vierbeiners in seine Bilderwelten.

Wer sich selbst einen Eindruck machen möchte: Derzeit ist eine Ausstellung im Geraser Schüttkasten zu sehen, weiters ist eine Vernissage im Konzerthaus Ziersdorf geplant.


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