Die Schatztruhe Yspertals: Das Heimatmuseum und seine Raritäten
YSPERTAL. Vom Backenzahn eines Waldviertler Ur-Elefanten über einen vieräugigen Jesus bis hin zu einer aus Brennnesseln gewebten Feuerwehruniform – das Heimatmuseum in Yspertal hält ungeahnte Schätze und Raritäten bereit. Johann Pichler gewährte Tips einen Einblick.
Rund 3.000 Exponate werden im Heimatmuseum in Altenmarkt präsentiert. Der gute Geist des Ausstellungshauses ist Johann Pichler. Er weiß zu jedem der 3.000 Stücke etwas zu erzählen. „Alles hier hat eine Geschichte, einen Hintergrund. Und alles hier ist unseres, unsere Heimat“, erklärt Pichler. Der 72-Jährige ist Obmann des Kulturvereins und kümmert sich schon rund dreißig Jahre mit Herzblut um das seit 1982 bestehende Museum. Die Sammlung des kunst- und kulturbegeisterten Pfarres Hans Wick, der 1988 verstarb, bildet den Grundstock der Ausstellung. Vieles ist seither hinzugekommen. „Bei dir sieht es wer“ – mit Sätzen wie diesen bringen Leute aus der Gegend Pichler zu Hause gefundene Kleinode vorbei. Nicht alles schafft es in die 22 Ausstellungsräume. Zigtausende Fundstücke warten in Lagerräumen darauf, aufgearbeitet zu werden.
Neue Sonderausstellung
Wie oft der pensionierte Briefträger Pichler im Heimatmuseum anzutreffen ist? „Zu oft – sagt zumindest meine Frau“, erklärt er schmunzelnd. „Zweimal in der Woche bestimmt.“ Öfter dann, wenn mehr zu tun ist. So etwa jetzt. Derzeit arbeitet man an einer neuen Sonderausstellung. Am 28. September wird nämlich die Exposition „Gewerbe und Handel im Yspertal einst und heute“ eröffnet.
Von Zähnen und Augen
Zu entdecken gibt es im umfangreichen Yspertaler Heimatmuseum für jedermann etwas. Gegenstände aus den Bereichen Forst- und Landwirtschaft, Handwerk, Kultur, Haushalt, Technik, Politik, Religion und vielen mehr werden gezeigt. Das älteste Stück ist ein im südlichen Waldviertel gefundener Unterkiefer eines Mastodon, eines Ur-Elefanten, der sich vor einer Million Jahre in unserer Gegend herumtrieb. Nur wenige Meter entfernt hängen Feuerwehruniformen. „Diese hier wurde in den kargen Zeiten nach dem ersten Weltkrieg aus Brennnesseln gewebt“, erklärt Pichler sich eine Feuerwehrjacke aus einem Ausstellungsregal greifend. Einen Raum weiter sticht insbesondere ein Christus-Bildnis ins Auge, das einst den Weg zum Peilstein zierte. Der darauf gezeigte Jesus blickt mit vier Pupillen auf seine Betrachter. Der Effekt: Vorübergehende können sich des Blickes Jesu nicht erwehren.
Lichtspiele und Schule
Dort, wo jetzt die historischen Kostbarkeiten ausgestellt sind, drückten bis 1976 Kinder die Schulbank. Auch einen Kinosaal beherbergt das Gebäude, denn im Jahr 1948 wurden die „Lichtspiele Yspertal“ eröffnet. Geplant hat sie der berühmte Wiener Architekt Roland Rainer. Vor einigen Jahren wurde das Kino wieder zum Leben erweckt, in nostalgischem Ambiente kann nun wieder der Cineastik gefrönt werden. Zu sehen gibt es in der Kirchenstraße 9 also jedenfalls genug, sei es in den Ausstellungsräumen oder auf der Leinwand.
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