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Ehemalige Steinbrüche im westlichen Mostviertel

Norbert Mottas, 28.10.2019 19:38

AMSTETTEN. Der Museumsbetreiber, Autor und Mostviertelexperte Anton Distelberger erforschte die Steinbrüche im westlichen Mostviertel.

Der Granitsteinbruch in Neustadtl   Foto: Sammlung Anton Distelberger
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AMSTETTEN. Der Museumsbetreiber, Autor und Mostviertelexperte Anton Distelberger erforschte die Steinbrüche im westlichen Mostviertel.

Kaum jemand kennt das Mostviertel so gut wie Anton Distelberger, der in seinem Mostviertler Bauernmuseum unzählige Objekte zusammen getragen, restauriert und beschrieben hat. Diese Objekte geben einen hervorragenden Einblick in das bäuerliche und dörfliche Leben im Laufe der Geschichte. Bei seinen Erkundungsfahrten kam Distelberger auch den Steinbrüchen im westlichen Mostviertel auf die Spur. In einer sechsseitigen Abhandlung beschreibt er die Steinbrüche, deren Geschichte und die Produkte, die dort hergestellt wurden und die heute noch in Bauernhäusern und Kirchen der Region zu sehen sind. Zwei Gesteine wurden im Mostviertel abgebaut: Sandstein und Granit.

Granit aus Neustadtl

Der Granit wurde in der Neustadtler Platte in Ellingerg/Neustadtl gewonnen. Der Steinbruch dürfte knapp 200 Jahre in Betrieb gewesen sein. Der letzte Besitzer war der Steinmetzmeister Anton Neu aus der Rotte Wimpassing/Neustadtl. 1981 wurde der Steinbruch geschlossen, der Steinmetzbetrieb Neu besteht heute noch in Amstetten.

Distelberger beschreibt genau, in welch mühevollen Prozessen der Granit abgebaut wurde. Mittels Schwarzpulver wurden Blöcke heraus gesprengt und dann per Hand mit entsprechenden Werkzeugen weiter bearbeitet.

Granit wurde für viele Verwendungszwecke eingesetzt, etwa für Tröge oder Türbögen. Heute kommt Granit aus allen möglichen Ländern der Welt und nur zu einem kleinen Teil aus dem Wald- und Mühlviertel.

Sonntagberger Wetzsteine

Sandstein wurde an mehreren Orten im westlichen Mostviertel abgebaut. Im Bereich Sonntagberg gab es viele Wetzsteinbrüche. Die Steine wurden unter Tag abgebaut und manche Stollen sind heute noch zu sehen. Distelberger beschreibt die einzelnen Arbeitsgänge vom rohen Stein bis zum fertigen Wetzstein. Die Bauern konnten ihre Sonntagberger Wetzsteine auf Kirtagen und Jahrmärkten verkaufen. Sie fanden reißenden Absatz in der ganzen Monarchie. Distelberger: „Um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert kamen die Wetzsteinbrüche nacheinander zum Stillstand. Die Gründe waren, dass einerseits ein Kunststein zur Wetzsteinerzeugung erfunden worden war und andererseits die Arbeitskräfte in die nahe gelegene Industrie der Böhlerwerke abwanderten.“

Mühlsteine aus Wallsee

In Wallsee gab es einen Sandsteinbruch, der auf Mühlsteine spezialisiert war. Distelberger geht davon aus, dass der Abbau im 15. oder 16. Jahrhundert begann. Die Mühlsteine wurden im Tagbau aus dem Sandsteinfelsen abgebaut. In besten Zeiten waren bis zu 30 Arbeiter im Steinbruch beschäftigt. Mit der Umstellung der Mühlen auf Eisenwalzen kam der Abbau Ende des 19. Jahrhundert zum Stillstand. Der letzte in Wallsee erzeugte Mühlstein ist in Wallsee in die Fassade eines Haues eingebaut.

Zum Mahlen von Getreide wurden zwei unterschiedliche Steine verwendet: der angetriebene „Läufer“ aus Standstein und der feste „Steher“ aus Granit. Der Granit kam damals aus Perg und es gab eine enge Zusammenarbeit mit den Wallseern.In Wallsee befindet sich auch die St. Anna Zunftkapelle, die von Mühlsteinbrechern aus Sandstein erbaut wurde. Auch die Pfarrkirche St. Stephan in Amstetten wurde zum Teil mit Wallseer Sandsteing gebaut.


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