„So schlimm und dramatisch war die Lage in Griechenland noch nie zuvor"
NEUZEUG. Für Jorgos Trompeter ist es zur Lebensaufgabe geworden, notleidenden Kindern in Griechenland zu helfen. Vor elf Jahren startete der Neuzeuger die ersten karitativen Projekte und seit sechs Jahren bringt er mit seinen Hilfstransporten dringend benötigte Hilfsgüter in die Heimat seines Herzens.
„So schlimm und dramatisch war die Lage in Griechenland noch nie zuvor. Auch die Organisation eines Hilfstransportes war noch nie so schwierig wie diesmal. Es ist nahezu unmöglich und verlangt unglaublich viel körperliche und mentale Kraft ab“, sagt Trompeter, der in den beiden vollgefüllten Garagen seines Elternhauses in Sierninghofen tausende Kilo hochwertigste Hilfsgüter sortiert, zuordnet und auf Paletten geschlichtet hat. Seine Enkelkinder sind ihm dabei eine große Hilfe.
Corona verhindert Transport
Die Geschichte dieses für April geplanten Hilfstransportes zieht sich schon fast ein halbes Jahr hin. Bereits Anfang dieses Jahres wurden Bedarfslisten angefordert, um zu wissen, welche Hilfsgüter auch wirklich dringend benötigt werden. Danach wurde ein Zeitplan festgelegt, ein Transportfahrzeug war fix zugesagt, die Fähre wurde gebucht und bezahlt und eine Fahrtroute ausgearbeitet. Der Transport hätte pünktlich zum orthodoxen Osterfest am 19. April in Griechenland ankommen sollen.
Grenzen geschlossen
Aber die Grenzen waren geschlossen und so hieß es „Zurück zum Anfang“. Doch ein Aufgegeben kam für den Neuzeuger niemals in Frage. Nach einer Zeit der Ungewissheit hat er nun doch noch eine Möglichkeit gefunden, die Hilfsgüter nach Griechenland zu bringen. Eine Spedition hat sich bereit erklärt, die Aktion zu unterstützen und zu einem Sonderpreis zu transportieren. „Sobald die Grenzen auch nur einen Spalt breit offen sind, werde ich mit einem kleineren Transportfahrzeug nachkommen und jene Sachen mitnehmen, die ich der Spedition nicht mitgeben konnte, wie zum Beispiel Rollstühle, Fahrräder oder Kinderwagen. Außerdem: Der persönliche Kontakt zu den Ärmsten der Armen liegt mir ganz besonders am Herzen und ist auch für das Hilfsprojekt von enormer Bedeutung.“
Viel Hilfsbereitschaft
Die Spendenbereitschaft und der Wille zu helfen waren unglaublich groß. „Was mich zutiefst in meinem Herzen berührt, das ist die Tatsache, dass gerade kleine, ja sogar Einmannunternehmer, jene, die wegen der herrschenden Krise wirklich ums eigene Überleben kämpfen, meinen Hilfstransport so großzügig unterstützt haben. Um nur einige Beispiele zu nennen: Nikos Nikiforos, der befreundete Tourmanager einiger der bekanntesten und beliebtesten griechischen Bands, hat für heuer einen Totalausfall zu verzeichnen. Dennoch hat er den Hilfstransport mit 60 wunderschönen, selbst bedruckten Kinderleiberln unterstützt.“
Nudeln, Zahnpasta und Waldviertler Schuhe
Auch Wolfgang Wallner, „Vater“ der Wanderhühner, war unglaublich großzügig und spendete eine ganze Palette beste Nudeln. Heini Staudinger spendete 70 Paar Waldviertler Kinderschuhe, Christoph Olesko von Phytopharma 900 Tuben Zahnpasta, Gerhard Zwingler vom Nets.werk Steyr rührte eifrig die Spendentrommel und von der Fattoria La Vialla kam eine ganze Palette bester Biolebensmittel aus der Toskana. „Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Der Wert der Hilfsgüter liegt bei etwa 40.000 Euro. Für mich ist das ein Beweis dafür, dass für viele Menschen auch in Krisensituationen die Nächstenliebe kein leeres Wort ist“, so Trompeter.
Vier Stopps geplant
Dank der Großzügigkeit können diesmal vier Anlaufstellen mit Hilfsgütern versorgt werden: Ein Zentrum für schwerbehinderte Kinder und Jugendlich in Voula, eine Armenküche mitten in Athen und die zwei Flüchtlingslager Moria auf der Insel Lesbos und Korinth am Peloponnes.
Intensiver Kontakt
„Nahezu täglich habe ich direkten Kontakt zu Michalis Aivaliotis von 'Stand by me Lesvos', dem Verantwortlichen einer der wenigen Organisationen, die noch im Lager Moria auf der Insel Lesbos tätig sind. So erlebe ich hautnah mit, was dort passiert. Ich habe auch unveröffentlichte Fotos von dem Lager bekommen. Beim Betrachten dieser Bilder muss ich jedes Mal weinen“, erzählt Trompeter. Ein erfahrener, weltgereister Journalist, der Armenbehausungen, Slums und Flüchtlingslager auf der ganzen Welt kennengelernt hat, sagte vor ein paar Tagen in einer ARTE-Fernsehreportage: „Ein indischer Slum ist dagegen eine Luxusbehausung.“
Viel zu wenig Hilfe
Die meisten Hilfsorganisationen haben das Handtuch geworfen und Lesbos verlassen. Die wenigen, die noch auf Lesbos sind, sehen sich mit den schwierigsten Problemen konfrontiert. Auf der einen Seite das hoffnungslos überfüllte Lager, das grauenhafte, teilweise verschimmelte Essen, das den Flüchtlingen vorgesetzt wird und die unfassbaren hygienischen Zustände, auf der anderen Seite die Schikanen der Behörden und Polizei und dann machen sich zunehmend auch noch Rechtsextremisten breit, zünden Fahrzeuge der Hilfsorganisationen an, bedrohen Flüchtlinge und Helfer…
Dramatischer Appell
Trompeters Hilfstransport macht sich in diesen Tagen auf den Weg nach Griechenland. Mit einem dramatischen Appell wendet er sich an die Tips-Leser: „Von ganzem Herzen und so dringend wie noch nie zuvor bitte ich noch um Geldspenden, um den ärmsten der Armen direkt vor Ort helfen zu können.“
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