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Musik-Legende Gert Steinbäcker singt in der Pielachtalhalle alte STS-Klassiker und neue Songs

Thomas Lettner, 24.01.2018 12:00

OBER-GRAFENDORF. Vor sechs Jahren stellte STS, eine der erfolgreichsten österreichischen Bands der letzten dreißig Jahre, ihre Live-Aktivitäten ein. Ans Aufhören denkt Sänger Gert Steinbäcker deswegen aber noch lange nicht. Am 11. Mai kommt er mit seiner Band auf seiner „Das erst S von STS - Tour 2018“ in die Pielachtalhalle und wird dabei auch Songs seines fünften Soloalbums „Jo eh“ spielen.

Gert Steinbäcker tourt mit seiner Band heuer durch Österreich und Deutschland. Foto: Christian Jungwirth

Tips: Warum hat sich STS vor drei Jahren aufgelöst?

Gert Steinbäcker: Drei Jahre ist mächtig untertrieben. Wir haben das letzte Mal im Jahr 2012 miteinander gespielt. Der Grund, warum wir die Live-Auftritte gestoppt haben, war, weil Günter Timischl gesundheitliche Probleme gehabt und dadurch einfach nicht mehr gewollt hat. Es hat ihn psychisch zu sehr gefordert, seiner eigenen Gesundheit nicht mehr zu vertrauen. Wir haben vor tausenden von Zuschauern gespielt, das ist natürlich ein enormer Druck. Der Günter wird jetzt 70, da steht es prinzipiell jedem frei, wenn er sagt „Ich will nicht mehr“.

Tips: Was ist das Besondere an Ihrem fünften Soloalbum „Ja eh“?

Steinbäcker: Ein persönliches Highlight war für mich, dass sich Christian Kolonovits und ich entschlossen haben, zwei bekannte Nummern mit einem großen Orchester aufzunehmen. Das war zwar nicht schon immer mein Bestreben, aber es ist ein Highlight für mich, weil es einfach eine ganz andere Klangsituation ist. Ich bin froh, es gemacht zu haben. Im Vorhinein war ich nicht überzeugt davon, weil so etwas irrsinnig schnell kitschig sein kann. Das ist aber nicht passiert.

Tips: Wie kam es eigentlich zum Namen „Ja eh“?

Steinbäcker: Die Idee ist entstanden, als mir ein bayrischer Freund, der in Griechenland mein Nachbar ist, gesagt hat, dass „Jo eh“ für ihn der typischste österreichische Ausdruck ist, den er kennt. So wie der Gunkl sagt, der Österreicher lebt im Ungefähren, sage ich „der Österreicher sagt sehr gerne „Jo eh“ „ (lacht). Das kann vieles meinen und hat mir sehr gut gefallen. Die Leute stellen sich das vielleicht anders vor, aber für mich ist der Album-Titel immer das Letzte, das ich suche. In dem Fall war es leichter, weil mir dazu ein Song auch noch eingefallen ist. Immer wenn du krampfhaft nach einem Album-Titel suchst und du hast einen Song, der sich als Titel eignet, dann wird es der auch.

Tips: Sind die Songs alle aus Ihrer Feder?

Steinbäcker: Nicht alle. Einer ist vom Thomas Spitzer, die anderen aber von mir. Der Schiffkowitz hat auch einen Song dazu beigetragen, den hätte ich jetzt fast unterschlagen.

Tips: Wo haben Sie Ihre neuen Songs hauptsächlich geschrieben?

Steinbäcker: Dort wo ich meine Zeit verbringe - in Griechenland und in der Steiermark. Wenn ich nicht mit Jobs angehängt bin verbringe ich jeweils ein halbes Jahr in Griechenland und ein halbes Jahr in Graz, aber in Vierteln aufgeteilt. Frühjahr und Herbst in Griechenland, Sommer und Winter in der Steiermark.

Tips: Ihre künstlerische Schaffenszeit ist also das ganze Jahr über?

Steinbäcker: Nein. Immer wenn ich vorhabe, etwas zu produzieren, muss ich mich am Riemen reißen, weil ich eigentlich faul bin. Ich tu lieber Motorradfahren als Gitarre spielen. Vom Motorradfahren kann ich aber nicht leben. Ich muss mich also hinsetzen und Songs schreiben, dann ins Studio gehen und die Songs aufnehmen. Dann kommt die Schaffenszeit, die aber gnadenlos ist. Da gibt es keine Vorlieben mehr, da muss man dann durch. Man setzt sich einen Termin und ein Thema und fängt an zu arbeiten. Das kostet viel Kraft.

Tips: Finanziell hätten sie den Stress aber nicht mehr nötig, oder?

Steinbäcker: Nein, aus finanziellen Gründen mache ich das überhaupt nicht.

Tips: Wird „Ja eh“ wirklich Ihr letztes Album sein?

Steinbäcker: Mit der Form des Singer/Songwriters, die wir alle vom Wolfgang Ambros angefangen über STS oder Udo Lindenberg verkörpern, bin ich gefühlsmäßig durch. Ich bin jeder anderen Form von Produktion gegenüber offen, sei es nun Theatermusik oder Ähnliches. Ich habe auch ein paar Anfragen vom Film. Aber mit dieser „Ich setz mich hin und erzähl euch was“-Geschichte werde ich glaube ich kein Album mehr machen.

Tips: Aus welchen Musikern besteht Ihre aktuelle Band?

Steinbäcker: Dabei sind der Ulli Bäer, der mir eine große Stütze ist, aus der STS-Zeit der Bassist und Schlagzeuger Gerd Wennemuth sowie Erich Hochebner. Dabei ist auch die Maria Ma, eine äußerst interessante Hackbrett- und Klavierspielerin aus Tirol.

Tips: Wohin geht Ihre Tour?

Steinbäcker: Nach Österreich und Deutschland. Wir haben das Ganze schon in kleineren Häusern ausprobiert. Wir waren bisher sechs Mal in Deutschland und neun Mal in Österreich. Das hat wunderbar funktioniert und es hat super Kritiken gegeben, was ja nicht selbstverständlich ist, wenn man aus einer bekannten Band aussteigt und eine Solokarriere startet.

Tips: Hätten Sie sich vielleicht anders entschieden, wenn es nicht aufgegangen wäre?

Steinbäcker: Natürlich, ich habe da kein zwanghaftes Verhalten. Mir war ganz klar, dass ich eine Solokarriere probiere, und wenn es funktioniert, mache ich weiter, wenn nicht, habe ich Pech gehabt und dann ist finito.

Tips: Was wäre für Sie ausschlaggebend, um Ihre Karriere tatsächlich zu beenden?

Steinbäcker: Wenn das, was ich mache, niemanden interessiert und man sieht, dass die Konzerte nicht funktionieren oder die Platten nicht verkauft werden. Das neue Album hat eine Woche nach Start Gold bekommen. Wenn es nicht wo wäre, würde ich den Tatsachen ins Auge blicken, auch wenn es schade wäre.

Tips: Wie hätte sich Ihre musikalische Karriere entwickelt, wenn Sie Sänger der EAV geblieben wären?

Steinbäcker: Wenn das Wörtchen „wenn“ nicht wär (lacht). Ich kann nicht sagen, was dann geworden wäre. Ich bin nach wie vor sehr gut mit Thomas Spitzer von der EAV befreundet. Ich habe aber dann bei STS angefangen, beides hat sich bewährt. Wir beiden hatten ja schon mit 16 eine gemeinsame Band namens „Mephisto“. Die hat zwar die Stadtgrenzen von Graz nicht überwunden, aber uns verbindet eine sehr lange und teilweise sehr erfolgreiche Zeit. Auch jetzt am neuen Album ist der Thomas mit dem Schlusssong vertreten. Der Song heißt „Das letzte Wort“. Wir haben eine vierzigjährige, produktive Freundschaft.


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