Senegal-Hilfe: „Wir engagieren uns als Menschen mit Menschen für Menschen“
GROSSRUST. Vor zehn Jahren ist Franz Xaver Lahmer gemeinsam mit einem Freund zu einem knapp achtmonatigen Fußmarsch in den Senegal aufgebrochen. Der Beginn der großen und bis heute bestehenden Hilfsaktion „DIMBALE.com – benefits for kids“.
„Der Senegal hat mich schon lange stark in seinen Bann gezogen. Seit vielen Jahren vergeht kein Tag, an dem ich nicht an das Land und die Menschen dort denke“, unterstreicht Lahmer, der vor kurzem von einer dreiwöchigen Senegal-Reise zurückgekehrt ist. 2007 entstand gemeinsam mit Freunden die Idee, eine eigene Kinderhilfsorganisation zu gründen. Seit 2008 steht „DIMBALE.com – benefits vor kids“ für ehrenamtliche Hilfe zugunsten notleidender Kinder und Familien.
„Dimbale“ bedeutet „helfen“
„Das Wort „Dimbale“ bedeutet „helfen“ und stammt aus dem Wolof, der Umgangssprache Senegals, die von rund 80 Prozent der Bevölkerung gesprochen wird“, erklärt der Vereinspräsident und betont, dass der Verein im Senegal ausnahmslos mit Senegalesen zusammenarbeitet. Material wie Schulsachen und Baumaterialien würden direkt vor Ort gekauft. „Auf diese Weise können wir abgesehen von den Begünstigten zusätzlich die Familien des Baumeisters, der Bauarbeiteter, oder etwa der Verkäufer unterstützen. So vervielfacht sich die Wirkung der Spende“, informiert Lahmer. Hilfslieferungen aus dem Ausland würden oft mehr schaden, als sie helfen, da sie die heimische Wirtschaft belasten. „Jedes nicht vor Ort gekaufte Stück trägt zur teils tristen Lage der Handwerker bei“, so Lahmer.
Probleme im Senegal
Der Senegal befindet sich an der Atlantikküste Afrikas und ist als ehemalige französische Kolonie eines der ärmsten Ländern der Welt. „Zu den wesentlichen Problemen zählen die Arbeitslosigkeit von knapp 50 Prozent, die hohe Analphabetenrate, die niedrige Lebenserwartung, das starke Bevölkerungswachstumg sowie die Altersverteilung. 63 Prozent der Bevölkerung sind unter 25 Jahre alt. Die meisten Kinder haben keinen Geburtenschein, die Schulen sind voll“, erklärt Lahmer.
Lange Regenzeit
Abgesehen von Krankheiten sei auch die lange Regenzeit ein Problem, da der starke Regen besonders den Lehmhütten zusetze und Überflutungen die Pflanzen auf den Äckern ersticken würden. „Senegal ist ein Land der Gegensätze. So saftig grün sich die Landschaft in der Regenzeit präsentiert, so staubtrocken und hart wie Beton zeigt sie sich den Rest des Jahres. Es gibt auch immer wieder Brände. Im Senegal kochen Frauen meist mit offenem Feuer – teils in, teils neben der Hütte. Dabei handelt es sich oftmals um strohbedeckte Lehmhütten oder sogar reine Strohhütten. Ein Windhauch genügt und das Feuer schlägt auf die Hütten über“, erklärt Lahmer. Die Familien verlieren bei den Bränden meist ihr ganzes Hab und Gut. „DIMBALE“ finanziert in solchen Fällen sofort wichtige Lebensmittel wie Reis und Zucker, die von den beiden Mitarbeitern vor Ort ausgegeben werden.
Über 40.000 Kilogramm Reis
In den zehn Jahren seines Bestehens hat der niederösterreichische Verein mit seinen derzeit über 40 Mitgliedern 39 Häuser inklusive einer Bäckerei errichtet, über 40.000 Kilogramm Reis und für 1700 Kinder die Schuleinschreibung finanziert. “Unser Hilfsprogramm ist 2018 umfangreich gewachsen. Geplant sind der Bau von mindestens zwei Schulklassen, die Sanierung von Schulen, der Bau von fünf weiteren Brunnen, die Reisverteilung – auch jetzt in der kommenden muslimischen Fastenzeit – und im Herbst wieder die Finanzierung der Schuleinschreibung für möglichst viele Kinder. Auch der Bau von neuen Häusern steht weiter auf dem Plan“, berichtet Lahmer und betont, dass 100 Prozent der Spenden an die Hilfsprojekte gehen.
Spenden 1:1 für den Senegal
„Alle Mitglieder engagieren sich ehrenamtlich. Die Spenden werden 1:1 in den Senegal überwiesen“, so der Vereins-präsident. Geholfen werde ohne Unterschied von Hautfarbe, Religion und Lebensweise – unbürokratisch und nachhaltig. Die Hilfe werde durch private Spenden, Patenschaften, Initiativen von Schulen, oder Projekten in Gemeinden, Pfarren oder Firmen ermöglicht. „Außerdem sind wir mit Vorträgen quer durch Österreich unterwegs. Interessierte Pfarren, Gemeinden und vor allem auch Schulen können sich gerne an mich wenden. Schüler erhalten im Rahmen des Vortrages mit Dialog eine andere Perspektive auf das Leben“, betont Lahmer.
„Viele Tropfen ergeben auch Regen“
„Man sagt uns oft, unsere Tätigkeit sei nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Ja – korrekt, doch viele Tropfen ergeben auch Regen. Wir haben die Sorgen der Menschen mit unseren eigenen Augen gesehen und persönlich unzählige Male erlebt. Einfach herumzusitzen und die Hände in den Schoß zu legen, liegt uns nicht. Es macht uns Freude, Menschen zu helfen – darum engagieren wir uns als Menschen, mit Menschen, für Menschen“, so Lahmer abschließend.
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