
ASTANA. Ding Liren ist neuer Schachweltmeister und der erste chinesische Staatsbürger, der diesen Titel erringt. Nachdem der Norweger Magnus Carlsen auf die Titel-Verteidigung verzichtete, war nach zehn Jahren der Weg frei für einen neuen Weltmeister. Nach Indien verzeichnet nun auch der zweite der beiden mit Abstand bevölkerungsreichsten Staaten der Erde einen Schachweltmeister. Ein Boom im Reich der Mitte ist zu erwarten, die weltweite Fangemeinde für den Denksport wird weiter wachsen.
Die Popularität von Schach ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Vor allem bei jungen Leuten hat das Brettspiel, das wahrscheinlich aus dem zentralasiatischen Raum stammt, stark an Popularität gewonnen. Dies hat auch konkrete Gründe:
Netflixserie - Das Damengambit
Die 2020 ausgestrahlte Netflix-Serie „Das Damengambit“ wurde, wie die FAZ berichtete, bereits in den ersten beiden Monaten von über 62 Millionen Haushalten in der ganzen Welt gestreamt. Der Verkauf von Schachbrettern, -zubehör und –literatur habe als Folge der Serie enorm zugenommen.
Online-Plattformen
Besonders in der Pandemie wurde Schach zum beliebten Zeitvertreib. Möglich machten dies unzählige Schachplattformen, auf denen man gegen andere User oder gegen einen Computer spielen konnte. Auch Taktikaufgaben und Schulungsvideos werden auf diesen Plattformen zur Verfügung gestellt. Dies alles wird weitgehend kostenlos angeboten. Der Marktführer chess.com hat Stand heute 132,63 Millionen Mitglieder. Auf der Plattform ist es deshalb möglich, sich jederzeit mit einem Gegner mit einem ähnlich hohen Niveau zu messen.
Neue beliebte Schachformen
Auch der Schnelllebigkeit der Zeit wird Rechnung getragen. So werden Spielformen wie Blitz oder Bullet immer beliebter, in der die Gesamtzeit für alle Züge auf wenige Minuten limitiert wird. Während man sich früher eine Stunde oder mehr für ein Schachspiel Zeit nehmen musste, dauert es bei diesen neuen Formen nur zehn bis 15 Minuten oder weniger.
Erster Weltmeister der Geschichte war Österreicher
Mit dem neuen Weltmeister aus China ist es absehbar, dass auch im asiatischen Raum die Schachfans einen stärkeren Zuwachs bekommen werden. Der erste Weltmeister der Geschichte war mit Wilhelm Steinitz übrigens ein Österreicher: Genauer gesagt spielte der in Böhmen geborene Steinitz für Österreich-Ungarn und er erwarb zwei Jahre nach der Erringung des Titels 1886 die amerikanische Staatsbürgerschaft. Aber darauf zu warten, dass ein Österreicher wieder Schachweltmeister wird, hat in Anbetracht der weltweit immer stärkeren Konkurrenz wenig Aussicht auf Erfolg.