Santorini bebt weiter: Experten warnen vor großem Erdbeben
GRIECHENLAND. Wochenlange Erdbeben erschüttern Santorini und versetzen die Insel in Angst. Experten warnen: Das stärkste Beben könnte noch bevorstehen – mit gravierenden Folgen für Bewohner und Tourismus.
Die Kykladen-Insel Santorini kommt nicht zur Ruhe: Seit Wochen erschüttern anhaltende Erdbeben mit teils spürbaren und langanhaltenden Erschütterungen die Region und versetzen Bewohner sowie Touristen in Angst. In der Nacht auf Donnerstag wurden erneut 20 Erdstöße registriert – allein zwischen Mitternacht und den Morgenstunden. An Schlaf ist kaum zu denken, viele verbringen die Nächte in ihren Autos. Rund 10.000 Menschen haben die Insel bereits verlassen, während sich die Lage zunehmend verschärft.
Über 14.000 Erdstöße in drei Wochen
Das Seismologische Institut der Universität Athen meldet inzwischen mehr als 14.000 Erdstöße innerhalb von drei Wochen. Der stärkste Schock erreichte am Dienstag eine Magnitude von 5,3. Experten warnen, dass das Ende der Erdbebenserie noch lange nicht erreicht sei. Der Seismologie-Professor Dimitris Papanikolaou prognostiziert, dass die Beben mindestens bis Ostern andauern werden. Danach, so der Experte, könnte sich die Lage jedoch weiter zuspitzen. Die Vermutung: Die aktuellen Erdstöße sind lediglich Vorboten eines bevorstehenden Hauptbebens.
Hauptbeben von bis zu Stärke 7 möglich – mit potenziell gravierenden Folgen für Infrastruktur und Bevölkerung, wie Gebäudeschäden, Stromausfälle und Evakuierungen.
Die Wissenschaftler sind sich weitgehend einig, dass die Erschütterungen tektonischen Ursprungs sind und nicht auf vulkanische Aktivität hindeuten. Dennoch bleibt die Unsicherheit groß. Papanikolaou rechnet mit einem Beben der Stärke 6, während sein Kollege Akis Tselentis auch Magnitude 7 für möglich hält – wenn auch als eher unwahrscheinlich einstuft. Ein Beben dieser Intensität wäre jedoch verheerend, da es die Energie eines Bebens der Stärke 6 um das 30-Fache übertreffen würde.
Sorgen um die touristische Hochsaison
Der Tourismus, Santorinis wirtschaftliches Rückgrat, droht ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen zu werden. Die „Viking Star“, das erste Kreuzfahrtschiff der Saison, hat die Insel bereits gemieden und stattdessen Kurs auf Kreta genommen. Besonders besorgniserregend: Kreuzfahrttouristen machen einen erheblichen Teil der jährlich 3,5 Millionen Besucher aus. Sollte die Unsicherheit anhalten, könnten Reedereien Santorini aus ihren Routenplänen streichen – mit schwerwiegenden Folgen für lokale Unternehmen.
Die Unsicherheit wächst, auch weil zahlreiche Gebäude auf der Insel ohne Genehmigung errichtet wurden. Illegale Bauten an Steilküsten bergen ein hohes Risiko, da der Untergrund aus porösem Vulkangestein besteht und bei anhaltenden Erschütterungen an Stabilität verliert.
Die kommenden Wochen werden zeigen, so Professor Papanikolaou, der betont, dass die Lage weiterhin unvorhersehbar bleibt und ein stärkeres Beben nicht ausgeschlossen werden kann, ob Santorini das drohende Hauptbeben abwenden kann oder ob die Insel auf eine tektonische Bewährungsprobe zusteuert. Klar ist: Die Sorge vor einem Sommer ohne Touristen ist ebenso groß wie die Angst vor der nächsten Erschütterung unter den Füßen.
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