Tragischer Marathon-Held: Wie Terry Fox 1980 Geschichte schrieb
KANADA. Am Abend vor der Amputation seines rechten Beins fasste Terry Fox, damals 18 Jahre alt, einen scheinbar verrückten Plan: Er wollte als erster Prothesenträger der Welt mehr als 7.000 Kilometer quer durch Kanada laufen – vom Atlantik bis zum Pazifik. Drei Jahre später wurde sein Traum Realität. Und sein Lauf zum Symbol für Mut, Ausdauer und Hoffnung.
Am 12. April 1980 war das Meerwasser vor St. John“s in Neufundland kalt, als Fox seine Prothese hineintauchte. Er trug kurze Hosen, ein weißes T-Shirt mit der Aufschrift „Marathon der Hoffnung“ – und einen unerschütterlichen Willen. „Ich wollte das Unmögliche versuchen“, sagte er damals. „Beweisen, dass ich nicht behindert bin.“ Dann lief er los – in Richtung Westen.
Ein Kämpfer von Anfang an
Geboren am 28. Juli 1958 in Winnipeg, wuchs Terry in Port Coquitlam als drittes von vier Kindern auf. Seine Eltern, ein Eisenbahner und eine Friseurin, lehrten ihn früh, dass man Dinge zu Ende bringt. Obwohl klein, schaffte es Terry ins Basketballteam der Highschool, wurde sogar zum Athleten des Jahres gewählt. Seine Leidenschaft galt dem Sport.
Mit 18 Jahren begannen die Schmerzen im rechten Bein. Anfangs hielt er sie für Unfallfolgen, doch im März 1977 kam die bittere Diagnose: Osteogenes Sarkom, ein aggressiver Knochentumor. Nur eine Woche später wurde ihm das Bein 16 Zentimeter über dem Knie amputiert. In einer Zeitschrift las Fox von einem einbeinigen Marathonläufer in New York – und fasste seinen Entschluss: Er wollte einen eigenen Lauf starten, um Krebsforschung zu unterstützen.
Ein Marathon pro Tag
Während der 16-monatigen Chemotherapie sah Fox das Leid vieler Patienten, besonders von Kindern. Er wollte mehr tun als nur überleben – er wollte helfen. Zwei Jahre nach der Amputation begann er heimlich mit dem Training. Schmerzen, Blasen und blutende Wunden begleiteten ihn. Doch Terry hielt durch.
Er plante, in sieben Monaten ganz Kanada zu durchqueren – jeden Tag ein Marathon. Sponsoren waren anfangs skeptisch. Doch Fox blieb hartnäckig. Ein Hotel stellte Gratisnächte, Supermärkte Essensgutscheine, ein Sportartikelhersteller Kleidung und ein Autohersteller stellte einen Fahrzeug zur Verfügung, mit dem Schulfreund Doug Alward ihn begleitete.
Ein Land wird aufmerksam
Trotz widriger Bedingungen, Windböen und Anfangsschwierigkeiten blieb Terry standhaft. Er sprach kaum Französisch, in Quebec verstanden viele Menschen sein Anliegen nicht. Doch je weiter er lief, desto mehr Menschen hörten zu. In Ontario jubelten ihm Fans mit Luftballons zu. In Ottawa wurde er von Politikern empfangen, im Stadion gefeiert.
Stars wie Darryll Sittler lobten ihn öffentlich. Die Spendeneinnahmen explodierten. In Toronto sammelte er an einem einzigen Tag rund 100.000 Dollar. Gleichzeitig musste Fox immer öfter Pressetermine wahrnehmen – auf Kosten seiner Kräfte. Die Hitze setzte ihm zu. Doch er lief weiter.
Das Ende des Laufs – der Beginn der Legende
Am 1. September 1980, nach 143 Tagen und 5.373 Kilometern, stoppte ihn der Krebs erneut. „Ich gebe nicht auf. Ich werde kämpfen“, sagte Fox bei einer Pressekonferenz. Die Metastasen hatten seine Lunge erreicht. Angebote, den Lauf für ihn zu beenden, lehnte er ab. Doch die öffentliche Anteilnahme wuchs.
Eine TV-Spendenshow mit Elton John und anderen Stars brachte 10,5 Millionen Dollar. Bis Februar 1981 waren 24,17 Millionen Dollar gesammelt – ein Dollar pro Kanadier. Terry wurde ins Guinnessbuch der Rekorde aufgenommen und erhielt als jüngster Mensch den Order of Canada.
Am 28. Juni 1981 starb Terry Fox im Kreis seiner Familie. Kanada senkte die Fahnen. Im September desselben Jahres fand der erste Terry-Fox-Lauf statt – mit über 300.000 Teilnehmern. Seither wird jedes Jahr gelaufen, in über 60 Ländern. Bis heute wurden mehr als 900 Millionen Euro für die Krebsforschung gesammelt.
Terry Fox hat gezeigt, dass ein Einzelner die Welt verändern kann. Nicht durch Ruhm, sondern durch Zielstrebigkeit, Mitgefühl – und unendlichen Mut.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden