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Vom Wohnzimmer bis zur Nordschleife: Simracing als neue Motorsport-Bewegung

Tips Logo Manuel Tonezzer, 20.11.2025 11:00

ÖSTERREICH. Simracing entwickelt sich rasant vom Freizeittrend zu einer anerkannten Motorsportdisziplin. Auch in Österreich wächst die Szene – und seit 2019 prägen die Austrian Simracers diese Entwicklung maßgeblich.

Simracing entwickelt sich rasant vom Freizeittrend zu einer anerkannten Motorsportdisziplin. Auch in Österreich wächst die Szene – und seit 2019 prägen die Austrian Simracers diese Entwicklung maßgeblich. Foto: Thomas Pieber

Simracing wird weltweit immer beliebter. Was früher vor allem ein Hobby für Technikaffine war, ist heute ein ernstzunehmender eSport, der bis in die Formel 1 reicht. Professionelle Rennfahrer nutzen moderne Simulationen als Training, Nachwuchsfahrer sammeln ihre ersten Erfahrungen nicht mehr nur im Kart, sondern oft am heimischen Simulator. Auch in Österreich wächst die Szene spürbar – und seit 2019 spielt dabei ein Verein eine zentrale Rolle: die Austrian Simracers.

Vom Hobbyprojekt zum ersten Simracing-Verein Österreichs

Die Austrian Simracers entstanden 2019, als sich eine Gruppe junger Hobbyrennfahrer zusammenschloss. Mit leistungsfähigen Simulatoren fuhren sie gegen Gleichgesinnte auf virtuellen Rennstrecken weltweit. Spätestens mit Beginn der Covid-19-Pandemie nahm der virtuelle Motorsport stark an Fahrt auf: Reale Rennserien, unter anderem die Formel 1, verlagerten Veranstaltungen in die digitale Welt, Profifahrer mischten in Simulationen mit – und die Community wuchs rasant.

2023 entschloss sich das Team zur formellen Vereinsgründung. Unter dem Namen „Austrian Simracers – virtueller Motorsport“ wurden die informellen Strukturen in einen offiziellen Verein überführt, um professioneller auftreten zu können und neue Möglichkeiten wie Sponsoring, Coaching und administrative Infrastruktur zu schaffen. Heute zählt der Verein 38 aktive Mitglieder im Alter zwischen 20 und 60 Jahren.

Ziele und Struktur

Die Vereinsgründung sollte die Außenwirkung stärken und klare Strukturen schaffen. Dazu gehören Trainingsserver, Coachings, technische Unterstützung, Öffentlichkeitsarbeit sowie organisatorische Bereiche wie Homepage und Cloud-Dienste.

Der Vorstand besteht aus drei Personen, ergänzt durch Mitglieder, die spezifische Aufgaben, von Fahrzeugdesigns über IT-Support bis zur Betreuung von Social Media, übernehmen. Darüber hinaus organisiert der Verein eine jährliche Vereinsmeisterschaft, gemeinsame Events mit befreundeten Teams und auch Treffen, um die Gemeinschaft zu stärken.

Der Einstieg ins Simracing

Für viele beginnt der Weg ins Simracing auf Konsole und Controller, bevor der Wunsch nach mehr Realität entsteht. Ein leistungsfähiger PC ist für professionelle Simulationen Pflicht, dazu kommen Lenkrad und Pedale. Die Preise reichen von günstigen Einsteigerlösungen bis zu teuren High-End-Systemen.

Neben den Kosten erfordert der virtuelle Rennsport Zeit: Wer konkurrenzfähig sein will, muss regelmäßig trainieren und sich mit Setuparbeit beschäftigen. Die Fähigkeiten ähneln jenen des realen Motorsports: Fahrzeugkontrolle, Konzentration, Konstanz, technisches Verständnis, analytisches Denken sowie mentale Stärke. Besonders bei Langstreckenrennen ist die Beanspruchung hoch.

„Viele unterschätzen, wie fordernd stundenlanges präzises Fahren am Simulator sein kann“, so Vereinsobmann Tobias Kurz.

Wie realistisch Simulationen heute sind

Der Verein setzt vollständig auf iRacing, die führende Simulation im kompetitiven Bereich. Strecken werden lasergescannt, Fahrzeuge detailgetreu modelliert, Telemetriedaten lassen sich wie im realen Motorsport analysieren. Analyseprogramme können Reifendrücke, Temperaturen, Linienwahl und viele weitere Parameter auswerten. Andere Simulationen wie Assetto Corsa Competizione oder Raceroom sind ebenfalls beliebt, setzen aber unterschiedliche Schwerpunkte.

iRacing ist für seine großen Special Events bekannt – virtuelle Ausgaben realer Langstreckenrennen wie Daytona, Spa oder der Nürburgring-Nordschleife.

Teilweise nehmen über tausend Teams teil, gegliedert nach Fahrerstärken. Diese Rennen dauern, wie ihre realen Vorbilder, bis zu 24 Stunden.Die Austrian Simracers starten zudem in etablierten Meisterschaften wie der DNLS, der Carlar-Series, der LMGH und dem ADAC Sports Cup. 

Verbindung zum realen Motorsport

Der Übergang vom virtuellen ins reale Cockpit wird immer fließender. Der DMSB erkannte Simracing 2018 offiziell als Motorsportdisziplin an. Viele junge Fahrer, die heute im Formelsport ankommen, wachsen mit Simulationen auf und bringen viel Streckenerfahrung mit, bevor sie erstmals ein echtes Rennauto bewegen. Bekannte Beispiele wie Jann Mardenborough oder James Baldwin zeigen, dass der Sprung möglich ist.

Die beliebte F1 Esports Series spielt für den Verein selbst eine untergeordnete Rolle, sorgt aber für große Sichtbarkeit. Sie bringt Simracing einem breiten Publikum näher und trägt damit zur allgemeinen Akzeptanz der Szene bei. 


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