OÖ. 649 Kinder wurden bisher für das kommende Schuljahr in Oberösterreich von ihren Eltern von der Schule abgemeldet und werden damit zu Hause unterrichtet (Stand Ende Juli). Das sind mehr als doppelt so viele wie im Vorjahr. Zurückgeführt wird die hohe Zahl an Abmeldungen auf die Corona-Maßnahmen im Schulbereich. Tips-Redakteurin Katharina Wurzer hat bei der Bildungsdirektion Oberösterreich nachgefragt.
Das Gesetz sieht in Oberösterreich nur eine Unterrichts-, keine Schulpflicht vor. Das bedeutet, dass Pflichtschüler auch zu Hause unterrichtet werden können. In solch einem Fall ist am Ende des Schuljahres eine sogenannte Externisten-Prüfung über den Jahresstoff vorgesehen, die nicht aufgeschoben werden kann. Bisher nahmen den Heimunterricht jährlich Eltern von etwa 200 bis 300 Kindern in Oberösterreich in Anspruch. Zwei Drittel davon gehen in die Volksschule, ein Drittel in die Sekundarstufe I, berichtet Herwig Kerschbaumer vom Büro des Bildungsdirektors Alfred Klampfer: Mit Stichtag 31. Juli 2021 sind bisher 649 Kinder von der Schule abgemeldet. Im Vorjahr waren es nur 299, womit sich die Zahl mehr als verdoppelt hat.
Regionale Unterschiede
Dabei liegen regionale Unterschiede vor. In der Bildungsdirektion Linz/Linz-Land wurden nur zwei oder drei Kinder mehr als 2020 von der Schule abgemeldet. In Steyr/Kirchdorf/Schärding haben sich die Abmeldungen hingegen verdreifacht, in Gmunden/Vöcklabruck sowie im Inn- und Mühlviertel zumindest verdoppelt. Ein Stadt-Land-Gefälle ist nicht zu beobachten.
Insgesamt machen die 649 Kinder 0,6 Prozent aller Pflichtschüler in Oberösterreich aus. Bis Schulbeginn sind weitere Abmeldungen möglich. „Von einer problematischen Entwicklung würde ich noch nicht sprechen. Das ist eine kleine Gruppe im Vergleich zur Gesamtzahl. Zu ergänzen ist außerdem, dass die Anträge jedes Jahr neu gestellt und noch geprüft werden müssen. Hat ein Kind etwa die Prüfung am Ende des Schuljahres nicht bestanden, muss es wieder in die Schule kommen und das Jahr wiederholen“, erläutert Kerschbaumer.
Ablehnungen sind Ausnahme
Abmeldungen von der Schule können unter anderem auch dann abgelehnt werden, wenn ein Verdacht auf Kindeswohlgefährdung in der Familie vorliegt. Das seien jedoch Ausnahmefälle, sagt Kerschbaumer. „Man muss sich ansehen, wie sich die Situation entwickelt. Wir gehen davon aus, dass der Anstieg bei den Abmeldungen mit den Corona-Maßnahmen wie Masken und Tests oder der Angst vor einer Impfpflicht zu tun hat. Vielleicht melden einige ihr Kind vorsorglich ab und beobachten die Entwicklung noch. Derzeit kennen wir die Fallzahlen für den Herbst noch nicht“, berichtet Kerschbaumer von der Bildungsdirektion OÖ. Eine Abmeldung von der Schule ist nicht endgültig, jedes Kind kann jederzeit zurückkehren.
Keine Begründungen nötig
Begründungen seien weder für eine Abmeldung noch für die Rückkehr an die Schule nötig. „Heimunterricht liegt in der Verantwortung der Eltern und kann funktionieren. Voraussetzungen sind zum Beispiel die fachlich-didaktische Eignung und dass die Eltern ausreichend Zeit für den Unterricht haben. Sie bekommen den Lehrplan und können die Schulbücher kaufen“, sagt Kerschbaumer. Laut ihm seien die Schulen für die Situation grundsätzlich gerüstet, da es immer Abmeldungen gebe und Schüler auch während eines Jahres wechseln könnten, etwa durch Umzüge. Sollten viele Kinder abgemeldet werden, kann es zum Zusammenlegen von Klassen kommen. Bei kleineren Klassen würden bereits zwei bis drei Kinder weniger pro Klasse ausreichen.
Zentral sei letztendlich aber die Frage, wie es den Kindern mit dem Heimunterricht gehe. Das soziale Umfeld der Schule falle weg, wodurch der Freundeskreis und gemeinsame Unternehmungen fehlen könnten. Das sei bereits eine Problematik im Onlineunterricht gewesen. Gerade in der Volksschule sei die Lehrerin oft noch eine wichtige Bezugsperson, gibt der Büroleiter des Bildungsdirektors zu denken.
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