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„Waren völlig erstaunt“: Wolf in Leonding gesichtet, Debatte um Schutzstatus

Tips Logo Karin Seyringer, 13.02.2023 17:11

LEONDING/LINZ/OÖ. „Wir waren 20 bis 40 Meter entfernt und konnten den Wolf bis zu zwei Minuten beobachten“, erzählt Gerald Kaiblinger. Er und Freunde haben am Wochenende einen Wolf in Leonding, im Zaubertal nahe der Linzer Stadtgrenze gesichtet. Unterdessen wird über den aktuellen Schutzstatus des Wolfes diskutiert.

Jäger Gerald Kaiblinger hat diese Aufnahme eines Wolfes im Zaubertal gemacht. (Foto: Gerald Kaiblinger)

Nicht nur im Mühlviertel wurden zuletzt immer wieder Wölfe gesichtet, auch in Leonding war am Wochenende ein Tier unterwegs. Jäger Gerald Kaiblinger bekam den Wolf zu Gesicht, als er gerade mit Freunden auf der Heimfahrt war. „Wir waren völlig erstaunt, was wir da in diesem Moment gesehen haben. Wir haben natürlich zuerst geglaubt, dass das etwas anderes ist – ein Fuchs oder ein Hund. Aber es hat sich dann eben bestätigt, dass das ein Wolf ist“, erzählt Kaiblinger, der auch Jagdleiterstellvertreter der Jagdgesellschaft Wilhering ist, im Tips-Gespräch. „Wir waren etwa 20 bis 40 Meter entfernt und konnten den Wolf eineinhalb bis zwei Minuten beobachten.“

Aktuell drei Rudel im Grenzgebiet

Aktuell würden sich Wolfssichtungen im Siedlungsgebiet mehren, heißt es aus dem Büro von Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger (ÖVP) - neben der Sichtung im Zaubertal etwa vergangene Woche auch in Oepping im Bezirk Rohrbach. Der Status Quo in Oberösterreich: Drei Rudel halten sich im Grenzgebiet zwischen Oberösterreich, Niederösterreich und Tschechien auf, ein Wolfsrudel im Grenzgebiet zwischen Deutschland, Tschechien und Österreich.

Debatte um Schutzstatus

Der Schutzstatus des Wolfs ergibt sich aus der 30 Jahre alten Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie. Ende November letzten Jahres hat das Europäische Parlament mit einer Resolution die EU-Kommission aufgefordert, unter anderem aufgrund der stark steigenden Zahl von Wölfen den Schutzstatus zu senken.

Dass Österreichs Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) Kritik an dieser Resolution äußerte, ist für Landesrätin Michaela Langer-Weninger nicht verständlich: „Wölfe sind keine Kuscheltiere, sondern Raubtiere und brauchen ein entsprechendes Revier mit ausreichend Beutetieren. Wenn diese fehlen, suchen sie die Nähe zu Höfen, Almen, Dörfern“, so Langer-Weninger. „Dass nun Umweltministerin Leonore Gewessler, weder Bäuerin, Biologin noch Jägerin – und somit nicht unmittelbar Betroffene – sich bemüßigt fühlt, den Wolf in Schutz zu nehmen, sehe ich äußerst kritisch. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass selbst auf EU-Ebene, wo man lange ‚pro Wolf‘ war, der Schutzstatus nun infrage gestellt wird.“

Verfahren am EuGH

Aktuell liegt das Thema auch beim EuGH, nachdem sich das Tiroler Landesverwaltungsgericht an dieses im Rahmen eines Entnahmeverfahrens gewandt hatte, mit Fragen zum „günstigen Erhaltungszustand“ bzw. ob der günstige Erhaltungszustand im jeweiligen Hoheitsgebiet eines Mitgliedsstaates oder bezogen auf das natürliche Verbreitungsgebiet über Grenzen hinweg zu betrachten sei.

Langer-Weninger hofft hier auch rasche Entscheidung und ist der Ansicht: „Der Wolf kennt keine Staatsgrenzen. Er sucht sich sein Revier nicht nach Staatsangehörigkeit, sondern nach den örtlichen Gegebenheiten und dem Fressangebot aus. Folglich muss auch die Beurteilung der Population und des Erhaltungszustandes überregional erfolgen.“

Sichtungen melden

Infos zu Sichtungen und Vorkommnissen gibt's beim Wolfsmanagement des Landes unter www.land-oberoesterreich.gv.at/wolfsinfo; Sichtungen sollten, wenn möglich unverzüglich gemeldet werden, mit Nachweisen wie Foto/Videomaterial.


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