Praxis trifft Klassenzimmer: Wie Kinder Wirtschaft lernen
OÖ/LINZ. In der Schule ist nicht nur Theorie gefragt, die Kinder sollen auch praxisnah lernen – etwa, wie man mit Geld umgeht. Die Stiftung Wirtschaftsbildung unterstützt Schulen dabei, seit einem Jahr auch in Oberösterreich. In einem vierjährigen Schulpiloten sind bislang drei Schulen aus Oberösterreich beteiligt. Darunter das Körnergymnasium in Linz, wo junge findige Köpfe eine kleine „Keksfabrik“ eröffnet haben.
Immer wieder komme die Kritik, dass das, was an Schulen vermittelt werde, später im Leben nicht gebraucht werde. „Mit der Stiftung Wirtschaftsbildung wird der Gegenbeweis angetreten“, so LH-Stellvertreterin Bildungs-Landesrätin Christine Haberlander (ÖVP) bei einem Besuch in der Körnerschule in Linz am Mittwoch. „Wir sehen hier, dass sich Lehrende und Schüler sehr wohl damit beschäftigten, was man nach der Schule dringend braucht. Wirtschaftsbildung ist unerlässlich, um die jungen Menschen auf das Leben vorzubereiten.“
Das Körnergymnasium ist aktuell eine von drei Pilotschulen in Oberösterreich, ein vierjähriger Wirtschaftsbildungsschwerpunkt in der Unterstufe wurde gesetzt. „Neugier trifft hier auf das, was vermittelt werden soll“, so Haberlander. Über im Rahmen des Piloten durchgeführte Projekte und Unterrichtseinheiten werden Basiskenntnisse im Wirtschaftsleben und das Erkennen von wirtschaftlichen Zusammenhängen vermittelt. „Die Kinder lernen hier auf spielerische Art und Weise, sie werden abgeholt, wo sie sind.“
Preisbildung anhand vom Kekse backen
An der Körnerschule waren mehr als 100 Schüler der ersten Klassen am Projekt „Preisbildung anhand des Kekse-Backens kennenlernen“ beteiligt. Leonie Kaiser aus der 1a ist eine der Schülerinnen. „Wir waren zuerst die benötigten Lebensmittel einkaufen. Dort haben wir auch den Unterschied zwischen Bio und billig gesehen. Wir haben gebacken, dann selbst verpackt, am Elternsprechtag haben wir die Kekse für 2,50 Euro verkauft. Geblieben ist ein Gewinn von 50 Euro“, erzählt sie über das Projekt. Lehrerin Theresa Ganhör hat die Kinder beim Projekt begleitet: „Es ist ein gelebtes Projekt, die Schüler sehen auch, wie viel sie arbeiten müssen, damit Gewinn rauskommt.“ Für Ganhör war selbst überraschend, wie lebhaft in den Klassen über die Preisbildung diskutiert wurde und auch wie enthusiastisch die Kinder mit dabei waren.
„Zu mündigen, kritischen Menschen erziehen“
Das Projekt der Stiftung Wirtschaftsbildung sei die ideale Ergänzung für die Körnerschule, die als Wirtschaftskundliches Realgymnasium geführt wird. „Wir haben das Ziel, bestmöglich auf die Zukunft vorzubereiten und Tools mitzugeben. Durch Projekte wie diese geht es viel leichter, zu Konsumenten, Steuerzahlern, Arbeitnehmern, Wählern, zu kritischen, mündigen, selbstverantwortlichen Menschen zu erziehen“, schätzt Ganhör das Pilotprojekt. Im nächsten Schuljahr werde man zusätzliche Stunden geblockt abhalten, um etwa Firmen zu besuchen.
Mit den 50 Euro Gewinn haben die Schüler der 1a übrigens entschieden, sich zum Schulschluss ein Eis zu gönnen.
Vier Jahre lang
„Die Pilotschulen werden vier Jahre lang, von der ersten bis zur vierten Schulstufe, von der Stiftung Wirtschaftsbildung begleitet, bekommen Lehrmaterialien, es wird Fortbildung für die Lehrkräfte angeboten, Budget für Projekte (bis zu 20.000 Euro pro Schule) wird zur Verfügung gestellt“, erläutert Matthias Reisinger, Vorstand der Stiftung Wirtschaftsbildung. Die Wirtschaftsbildung läuft über das gesamte Schuljahr mit Lehrplan, zusätzlich werden Projekte umgesetzt. Auch die Lernplattform chabaDoo – übrigens eine Erfindung aus OÖ – wird genutzt. „Das Ziel ist es auch, kundige junge Menschen zu Multiplikatoren zu machen und so etwa die Eltern zu erreichen“, so Reisinger.
Pilotschulen werden ausgeweitet
30 Pilotschulen gibt es in Österreich, „bald sind es 60“, so Reisinger. Neben dem der AHS Körnergymnasium Linz sind in Oberösterreich auch die MS Münichholz Steyr und die MS Kopernikusschule Steyr mit dabei, ab Herbst stoßen die digiTNMS St. Agatha bei Grieskirchen, die Privatschule „Schule an der Alm“ in Pettenbach und die TNMS Helfenberg dazu.
Schulen mit Aktionstagen zu Wirtschaftsbildung sind AHS der Kreuzschwestern Linz, digi Mittelschule 2 Bad Goisern, MS Franziskusschule Ried, MS Gramastetten, MS Großraming, Private Mittelschule St. Anna (Steyr) und das Stiftsgymnasium Schlierbach.
Zur Stiftung Wirtschaftsbildung
Die Stiftung für Wirtschaftsbildung ist zentrale Plattform für die Stärkung einer lebensweltbezogenen und verantwortungsvollen Wirtschaftsbildung in der schulischen Allgemeinbildung. Der Fokus liegt dabei auf der Sekundarstufe I (10- bis 14-Jährige).
Die Stiftung wurde von der Arbeiterkammer, Erste Stiftung, Industriellenvereinigung, Innovationsstiftung für Bildung, MEGA Bildungsstiftung, der Nationalbank und der Wirtschaftskammer gegründet.
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