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Plötzlich Bäuerin: von der Einsteigerin zur Insiderin

Tips Logo Thomas Leitner, 14.11.2023 18:00

SEEWALCHEN. Warum angelt man sich heutzutage noch einen Bauern und wie geht es vor allem danach weiter? Tips hat bei Jungbäuerin Stephanie Kreuzer nachgefragt.

Jungbäuerin Stephanie Kreuzer aus Seewalchen (Foto: Tom Leitner)
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Immer öfter kommt es vor, dass sich junge Frauen in einen Landwirt verlieben und plötzlich zur Bäuerin werden. Für viele ist dieser Beruf meistens aber völliges Neuland. Genau so war es auch bei Stephanie Kreuzer. Die 35-Jährige ist gelernte Konditormeisterin und kommt ursprünglich aus Lochen im Bezirk Braunau. Im Corona-Lockdown lernte sie ihren heutigen Herzbuben und Landwirt Matthias aus Seewalchen kennen.

„Unser erstes Treffen hatten wir an einem verschneiten Sonntag im Jänner auf einem leeren Parkplatz. Es hat sofort gefunkt und dann nahm alles seinen Lauf“, plaudert das Pärchen aus dem Nähkästchen. Mittlerweile erblickte auch Söhnchen Matthias das Licht der Welt. „Unser Sohn trägt seinen Namen bereits in der achten Generation. Es ist ein schönes Gefühl, auch diese bäuerliche Tradition weiterzutragen“, freuen sich die Kreuzers.

Mit Familie und Freunden ist vieles machbar

Tips: Warum angelt man sich eigentlich einen Bauern?

Kreuzer: Bei mir war es eher ein Zufall. Ich wusste anfangs gar nicht, dass Matthias ein Landwirt ist. Es hat einfach gepasst zwischen uns. Heute erfüllt mich die Entscheidung und es macht mich Tag für Tag glücklich, sie getroffen zu haben

Tips: Wie sieht nun Ihr Leben als Frau in der Landwirtschaft aus – mit welchen Herausforderungen sind Sie konfrontiert und wie sieht vor allem Ihre Freizeitgestaltung aus, gibt es die überhaupt?

Kreuzer: Kurzfristig Urlaub zu machen ist etwas schwierig, aber längerfristig kann man das gut planen. Mit Familie und Freunden ist das alles machbar. Wir haben großes Glück, dass auch die Schwiegereltern da sind, wir helfen alle zusammen und so lässt sich auch die Freizeitgestaltung neben der Arbeit rund um den Hof gutmeistern. Herausforderungen stören mich nicht, ich packe an und helfe mit.

Tips: Welche Perspektiven versprechen Sie sich von der Zukunft am Hof und was sind Ihre Pläne?

Kreuzer: Meine nächsten Projekte, was ich am Hof machen möchte, sind einerseits „Schule am Bauernhof“, also Kindern, aber auch Erwachsenen die Landwirtschaft wieder näherzubringen und zu zeigen, wo Nahrungsmittel herkommen und entstehen, andererseits die Direktvermarktung unserer Produkte wie Milch, Eier oder unseres Leindotteröls weiter zu steigern.

Tips: Was können Sie einer jungen Frau raten, die sozusagen plötzlich Bäuerin wird?

Kreuzer: Von großem Nutzen wäre für mich damals auch das Seminar „Plötzlich Bäuerin“ gewesen, das die Landwirtschaftskammer anbietet. Neben dem Kennenlernen neuer Familienstrukturen sowie zwischenmenschlichen Gepflogenheiten, rechtlichen Rahmenbedingungen, agrarischen Grundbegriffen, Betriebsführung und Entwicklung am Hof lernt man dabei auch das Netzwerk kennen, das uns Bäuerinnen zur Verfügung steht. Das kann ich jeder Hofnachfolgerin, Hof-Erbin oder Neueinsteigerin empfehlen.

Hilfreiche Informationen für plötzliche Bäuerinnen sowie ein umfangreiches Fortbildungsangebot gibt es auf ooe.lfi.at

Lebensqualität am Bauernhof: Erstanlaufstelle für psychosoziale Beratung gut etabliert

Auf den Bauernhöfen gibt es außerdem zahllose Herausforderungen. Dabei kann es manchmal auch zu Überforderung kommen und die Lebensqualität kann somit auf der Strecke bleiben. Die Beratungsstelle „Lebensqualität Bauernhof“, die in der Landwirtschaftskammer OÖ angesiedelt ist und vom Land OÖ finanziert wird, bietet zudem fundierte Fachberatung, Klärung und Vernetzung für betroffene Menschen. Auf einem bäuerlichen Betrieb leben oft mehrere Generationen und die Vermischung von Familie und Beruf bringt Rollenkonflikte mit sich. Dabei ist ein klärendes Gespräch mit einer Beraterin oft hilfreich, bei dem Ängste sowie Bedürfnisse ausgesprochen werden. 

„Mit der Beratungsstelle Lebensqualität Bauernhof wurde im Jahr 2022 ein nachhaltiges Projekt gestartet, bei dem die Bäuerinnen und Bauern mit ihren Sorgen und Herausforderungen professionelle Unterstützung finden. Gerade in fordernden Zeiten ist die psychische Gesundheit ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Es ist neben der Technisierung wichtig, dem Faktor Mensch die entsprechende Bedeutung und Aufmerksamkeit zu geben“, sind Franz Waldenberger, Präsident der Landwirtschaftskammer OÖ und Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger überzeugt.

Die Telefonberatung ist von Montag bis Freitag im Zeitraum zwischen 8.30 und 12 Uhr unter 050 6902-1800 erreichbar.