Psychische Gesundheit: Wenn die Weihnachtszeit zur Herausforderung wird

Kriege, Klimawandel und Inflation stellen für viele Menschen eine psychische Belastung dar. Wenn dann noch persönliche Herausforderungen dazu kommen, kann das schnell zu viel werden. Vor allem bei alleinstehenden Menschen verstärken sich Krisensituation oftmals rund um Weihnachten. Wichtig für außenstehende Personen dabei ist hinzusehen anstatt wegzuschauen, appelliert die Krisenhilfe Oberösterreich. Die Einrichtung bietet rund um die Uhr Rat und Hilfe bei psychischen Krisen.

30.000 Mal wurden die Mitarbeiter der Krisenhilfe Oberösterreich heuer kontaktiert. Dabei wenden sich oftmals Personen mit suizidalen Gedanken an die Einrichtung. Hier wird mit Zuhören und entsprechender Beratung versucht, den Menschen zu helfen. „Unsere Erfahrungen und die Statistiken zeigen ganz deutlich, dass Suizidprävention wichtiger ist, denn je. Insbesondere, bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die davon zunehmend betroffen sind“, so Sonja Hörmanseder, Leiterin der Krisenhilfe OÖ. Suizid ist die zweithäufigste Todesursache bei Jugendlichen in Österreich. Im Jahr 2022 starben 1.276 Personen in Österreich durch Suizid, 202 davon in Oberösterreich.

Drei Viertel der Suizide von Männern begangen

Wenn die Tage kürzer und dunkler werden, steigt die Zahl an Depressionserkrankungen. Hinzu kommt, dass sich viele Menschen in der Weihnachtszeit einsam fühlen. „Gerade zu Weihnachten, wenn der Wunsch nach Harmonie und Geborgenheit groß ist, können sich seelische Probleme noch weiter zuspitzen. Besonders Einsamkeit kann in dieser Phase sehr schmerzhaft sein. Niemanden zum Reden zu haben sowie fehlende Nähe lassen Gefühle der Trauer, Verzweiflung und Ängste schnell den Tagesablauf bestimmen und die Betroffenen völlig verzweifeln“, erklärt Hörmanseder.

Durchschnittlich kontaktieren 50 bis 150 Menschen täglich die Krisenhilfe Oberösterreich, im Jahr 2023 waren es insgesamt rund 30.000 Kontakte. Rund 70 Prozent sind weiblich. Wenn man daneben die Suizide in Österreich betrachtet, von denen drei Viertel von Männern begangen werden, lässt sich erkennen, dass dieses Thema vor allem bei Männern offenbar immer noch sehr tabuisiert ist. Männer würden oftmals versuchen, sich selbst zu heilen, nehmen dabei Alkohol oder exzessiven Sport als Hilfsmittel, erklärt Hörmanseder. Trotzdem lasse sich erfreulicherweise erkennen, dass sich bereits deutlich mehr Männer als früher bei Problemen an die Krisenhilfe wenden.

Persönliches Gespräch, Telefonanruf oder Chat

Wenn Menschen nicht mehr in der Lage sind, die Krisenhilfe zu besuchen, gibt es mobile Einsatz-Teams. Bei den mobilen Einsätzen verzeichnet die Einrichtung zuletzt eine Zunahme. Ebenfalls eine Veränderung sieht Hörmanseder in der Dauer der Beratungen. Diese seien nun länger und umfangreicher geworden - nicht selten daure ein Kontakt über eine Stunde. Genau für diese Bedürfnisse sei die Krisenhilfe auch da, denn: Ein für die Suizidprävention zentrales Element, ist eine Umgebung, in der die eigenen quälenden Gedanken ganz offen angesprochen werden können. Dies stellt die Krisenhilfe Oberösterreich zur Verfügung.

Die Krisenhilfe Oberösterreich kann unter der Telefonnummer 0732 2177 rund um die Uhr kontaktiert werden. Auch persönliche Termine können vereinbart werden. Zusätzlich gibt es auch das Angebot der Krisenberatung und Chatberatung online unter www.beratung-krisenhilfeooe.at

Bewusste Schritte zu psychischer Gesundheit

Die Krisenhilfe Oberösterreich gibt Tipps, um für mehr psychische Gesundheit und Bewusstsein zu sorgen:

• Sich selbst annehmen
• Darüber reden
• Aktiv bleiben
• Neues lernen
• In Kontakt bleiben
• Kreatives tun
• Sich beteiligen
• Um Hilfe bitten
• Sich entspannen
• Sich nicht aufgeben