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Befreiungsfeier in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen: Mehr als 20.000 Besucher und ein Königspaar

Tips Logo Mag. Claudia Greindl, 11.05.2025 19:27

MAUTHAUSEN. Schier nicht enden wollte am Sonntag in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen der Gedenkzug der 112 internationalen und 35 österreichische Delegationen zur 80. Wiederkehr der Befreiung des ehemaligen Konzentrationslagers. „Gemeinsam für ein Niemals wieder“ war das Thema der Befreiungsfeier, an der neben der Bundesregierung auch das spanische Königspaar und mehr als 20.000 Besucher aus aller Welt teilnahmen.

Das spanische Königspaar legte einen Kranz beim Sarkophag nieder. (Foto: Greindl)
  1 / 5   Das spanische Königspaar legte einen Kranz beim Sarkophag nieder. (Foto: Greindl)

Immer geringer wird die Zahl der Überlebenden und Zeitzeugen der Ereignisse von 1938 bis 1945. Drei, die kurz vor der Befreiung oder auf einem Gefangenentransport geboren worden waren, führten heuer den Gedenkzug an: die „Mauthausen-Babys“ Hana Berger-Moran, Mark Olsky und Eva Clarke. Ein Ehrengast war Shaul Spielmann (87), dessen Eltern in Auschwitz starben. Er überlebte und wurde am 5. Mai 1945 aus dem KZ-Außenlager Gunskirchen befreit. Die größte Delegation entsendete Italien mit mehr als 2.500 Personen.

Schüler trugen „Winkel“

Die Standarte, den sogenannten „Winkel“, der Lagergemeinschaft, trugen am Sonntag Eleonore Leimlehner und Leonardo Bogdan aus den vierten Klassen der Mittelschule Mauthausen. In dieser Schulstufe ist der Holocaust eines der wichtigsten Themen in der Mauthausener Schule.

Königspaar legte Kranz nieder

In den Gedenkzug eingereiht haben sich nicht nur Bundeskanzler Christian Stocker, Vizekanzler Andreas Babler und Außenministerin Beate Meinl-Reisinger sowie Landeshauptmann Thomas Stelzer. Neben Bundespräsident Alexander Van der Bellen und seiner Frau Doris Schmidauer betraten der spanische König Felipe VI. und Königin Letizia sowie die kosovarische Präsidentin Vjosa Osmani den ehemaligen Appellplatz des Lagers. Spanier waren eine der ersten großen Häftlingsgruppen, ihnen kam unter anderem die Aufgabe zu, die Todesstiege zum Steinbruch zu bauen.

Traditionell gab es bei der Befreiungsfeier keine Politiker-Ansprachen. Vor der Kranzniederlegung verlasen Jugendliche den „Mauthausen-Schwur“ in mehreren Sprachen, darunter Deutsch, Englisch, Französisch und Hebräisch. Der Vorsitzende des Mauthausen Komitees Österreich (MKÖ), Willi Mernyi, zog Parallelen zur Gegenwart: „Viele Menschen sind in Bezug auf die Zukunft und die Zukunft ihrer Kinder sehr pessimistisch“, sagte er, „da meinen viele, das führt zu einer Situation wie damals vor dem Nationalsozialismus“. Aber es gebe einen großen Unterschied: „Mag sein, dass einige unserer Vorfahren bei der Machtergreifung Adolf Hitlers nicht wissen konnten oder wissen wollten, wohin der Hass, die Spaltung, der Antisemitismus führen werden. Mag sein, dass einige Vorfahren von uns nicht wissen konnten, was alles möglich sein wird. Aber wir, heute, hier, wir wissen es. Und dieses Wissen macht uns verantwortlich für ein ’niemals wieder'“, appellierte er an die Besucher.

Guy Dockendorf, Präsident des Comité International de Mauthausen, ermunterte angesichts des Erstarkens von rechten Regimen und Oligarchien weltweit, die Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Pressefreiheit bedrohen, angesichts des Rechtsrucks in den USA und der russischen Aggression in der Ukraine, die Jugend, die Lehren aus Mauthausen weiterzutragen.

Gedenken auch in Gusen und Ried in der Riedmark

In Ried in der Riedmark fand nach der Befreiungsfeier eine Gedenkveranstaltung zur Mühlviertler Menschenhatz statt. Am Vortag der Befreiungsfeier war unter dem Motto „Befreit?!“ der Opfer im ehemaligen KZ-Nebenlager Gusen in Langenstein gedacht worden. Die Bewusstseinsregion Mauthausen-Gusen-St. Georgen hatte bereits am Freitagabend zur internationalen Jugendbegegnung in den Aktivpark St. Georgen an der Gusen eingeladen. 420 Jugendliche aus sechs Nationen gedachten der historischen Ereignisse vor 80 Jahren und entwarfen ihre Vorstellungen von einem gemeinsamen Europa der Zukunft. Außenlager-Stele enthüllt.

Bereits am Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen, am 5. Mai, war die Außenlager-Stele am Areal der KZ-Gedenkstätte Mauthausen enthüllt worden. Die vier Meter hohe Säule aus gestapelten Betonblöcken ist eine von 40, die die Außenlager des KZ-Systems Mauthausen markieren. Sie zeigt die Namen, Richtungen und Entfernungen der Lager und stellt so das Netzwerk der Ausbeutung und Vernichtung räumlich dar.

Fotogalerie > www.tips.at/b/684188

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