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Vorreiter: Oberösterreichs Polizei sagt Cyberkriminalität den Kampf an

Tips Logo Baumgartner Anna, 22.07.2025 12:14

OÖ/LINZ. Das Internet bietet heutzutage viele Möglichkeiten. Zugleich sind damit aber auch zunehmende Bedrohungen und Risiken verbunden. Seit der Reform des Kriminaldienstes im Jahr 2023 stellt die Bekämpfung von Cybercrime deshalb einen Schwerpunkt in der Kriminalpolizeiarbeit dar. „Daten sind das neue Gold“, so Günter Fabian, Leiter des Cybercrime-Trainingscenters (CCTC) in Linz. Tips hat einen Blick hinter die Kulissen geworfen.

LKA im Kampf gegen Internetkriminalität (Foto: Volker Weihbold)
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Alleine im vergangenen Jahr wurden bei der Landespolizeidirektion Oberösterreich 67.733 Delikte zur Anzeige gebracht. Insbesondere die Kriminalität im digitalen Raum sei in den letzten Jahren stark angestiegen, wobei es mittlerweile zu einer Stagnation kommt. Insgesamt zwölf Prozent der Kriminalität entfallen demnach auf den Cyberbereich. Österreich sei bei der Bekämpfung im internationalen Vergleich jedoch ganz weit vorne angesiedelt, wie Günther Humer, Landespolizeidirektor-Stellvertreter in Oberösterreich, Tips verrät.

Oberösterreich als Pionier

Mit der Eröffnung des ersten bundesweiten Cybercrime-Training-Centers (CCTC) im August 2023 hat die Landespolizeidirektion Oberösterreich einen Meilenstein gesetzt: Oberösterreich ist Vorreiter in der kriminalpolizeilichen Aus- und Fortbildung im Bereich digitaler Kriminalität. Die Einheit „Cybercrime-Ermittlungen“ versteht sich seither innerhalb der oberösterreichischen Kriminalpolizei als „Keimzelle“ und spezialisierte Ansprechstelle für die Bezirks- und Landesebene. 

Nachdem im Juni 2024 offizielle der Betrieb nach einer Testphase aufgenommen worden war, werden in Linz seither Polizisten praxisnah auf die immer komplexer werdenden Bedrohungsszenarien im Netz vorbereitet. Dabei geht es nicht nur um Phishing-Angriffe, Deepfake-Erpressungen oder gezielte Cyberangriffe, besonders das Heranziehen von Datenträgern zur Aufklärung von Kriminalfällen steht im Fokus. Auch klassische Delikte würden häufig Cyber-Elemente enthalten, so das Landeskriminalamt Oberösterreich.

„Daten sind das neue Gold“

Die Devise dabei ist klar: „Daten sind das neue Gold“ – nicht nur für die Täter, sondern auch als zentrales Ermittlungswerkzeug. Wie das LKA Oberösterreich betont, stellt Cybercrime längst kein Randphänomen mehr dar, sondern zieht sich als Querschnittsthema durch alle Kriminalitätsbereiche.

Die neuen Technologien seien daher nicht nur Herausforderung, sondern bieten auch eine Chance. Unter anderem werden in diesem Zusammenhang Fälle angeführt, bei deren Aufklärung Videomaterial aus Fahrzeugen beitragen, zum Beispiel bei Verkehrsunfällen mit Fahrerflucht oder gezielten Angriffen im öffentlichen Raum.

Kompetenzerweiterung

„Das Hauptziel des CCTC besteht darin, die Kollegen auf den Basisdienststellen auf die Herausforderungen im Bereich Cyberkriminalität vorzubereiten und ihnen Handlungssicherheit im Umgang mit Anzeigen von Cybercrime-Delikten zu geben“, so der Leiter des Trainingcenters Günter Fabian.

Die Einheit des Landeskriminalamts Oberösterreich fungiert als Drehscheibe für spezialisierte Ermittlungen – und als Unterstützungsstruktur für Polizeiinspektionen im ganzen Bundesland. Bereits jetzt verzeichnet man messbare Erfolge: Über 4.200 schriftliche Ermittlungsempfehlungen wurden alleine im Jahr 2023 an Dienststellen übermittelt, über 5.300 telefonische Anfragen wurden beantwortet. Das Ziel: IT-Kompetenz bis in jede Polizeiinspektion bringen – durch dezentrale Ausbildung, praktische Falltrainings und gezielte Fortbildung.

Die Schulungen im Bereich Cybercrime sind in Linz bereits für die kommenden zwei Jahre, 2026 und 2027, voll ausgebucht. Die Verantwortlichen rechnen damit, dass schon bald durchschnittlich zwei Drittel der Belegschaft diese Schulung absolviert haben wird.

Praxisnahe Inhalte

Bei der Gestaltung der Schulungen hat das Landeskriminalamt Oberösterreich relativ freie Hand von Seiten des Innenministeriums, wie es heißt. Im Mittelpunkt steht das Erwerben von Kompetenzen im Zusammenhang mit Beispielen aus der Praxis.

„Die Teilnehmer lernen vorerst das Basiswissen. Die Themen reichen vom Aufbau eines Computernetzwerks bis hin zu Ermittlungen im Cyberbereich“, sagt Fabian.

Trainiert wird unter anderem mit konkreten Videobeispielen: Eine ältere Dame kommt aus der Bank, in der Hand ein Sackerl mit abgehobenem Geld. Ein Mann nähert sich ihr, entreißt ihr das Geldpaket und flüchtet, ehe die Polizei eintrifft. „Worauf unsere Beamten in diesem Fall achten können: Zahlreiche Autos haben bereits Außenkameras, die wertvolle Hinweise und qualitativ hochwertige Bilder zu Tätern liefern können“, sagt Fabian. Im Grundlagentraining sollen die Beamten dafür sensibilisiert werden, die vernetzte Welt für ihre eigenen Ermittlungen zu nutzen. Nützlich kann hier auch die Auswertung von Smarthome-Daten sein.

Tierische Unterstützung

Digitale Tatorte erfordern jedoch nicht nur Kompetenzen von Seiten des polizeilichen Personals, auch Hunde werden in diesem Zusammenhang immer häufiger eingesetzt. Wie die Vergangenheit bereits bewiesen hat, sind die Vierbeiner durchaus in der Lage, Datenträger zu erschnüffeln. Das ist insbesondere im Bereich der Forensik wichtig. Die Fellnasen kommen an Tatorten, ähnlich wie bei Drogenfahndungen, zum Einsatz. Laut Günter Fabian sind Hunde in der Lage, Chemikalien, die sich auf den Datenträgern wie Festplatten befinden, zu riechen und folglich zu erkennen, was die Arbeit der Polizisten stark unterstützt.


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