Biber-Abschuss in Oberösterreich bald in geringem Ausmaß erlaubt
LINZ. Nachdem sich die Biber-Population in Oberösterreich nach einer praktischen Ausrottung und erfolgreicher Wiederansiedlung in den 1970-er Jahren mittlerweile stabilisiert hat und noch immer wächst, reagiert nun das Land Oberösterreich. Künftig sollen bis zu 158 Biber in einer festgelegten Periode von Jägern erlegt werden können. Eine entsprechende Verordnung brachte Naturschutzreferent Manfred Haimbuchner (FPÖ) nun auf den Weg. Update: Reaktionen von Bauern-Vertretern, WWF und Grüne.
So groß der Erfolg der Wiederansiedlung auch sei, so brachte sie auch ein wachsendes Konfliktpotential mit verschiedenen, im Lebensbereich des Bibers aktiven Interessensgruppen mit sich, so Landeshauptmann-Stellvertreter Haimbuchner. „Dass sich der Biberbestand in unserem Bundesland erholen konnte, ist auf die hervorragende Arbeit der Naturschutzabteilung des Landes Oberösterreich zurückzuführen. Mit steigender Population wird der Biber allerdings auch teilweise zum Problem, weshalb nun mit der neuen Biber-Verordnung gezielt Entnahmen ermöglicht werden“, kündigt er entsprechende Maßnahmen an.
2.500 Biber im Land
Laut einer aktuellen Erhebung gibt es rund 2.500 Biber in Oberösterreich. Damit gilt der Erhaltungszustand der Art mittlerweile als gesichert. Die Kehrseite: Die wachsende Biberpopulation führt zunehmend zu Konflikten mit Land- und Forstwirtschaft, dem Hochwasserschutz sowie der Infrastruktur. Fraßschäden an Gehölzen, Untergrabungen von Dämmen oder Beeinträchtigungen von landwirtschaftlichen Flächen sind mittlerweile keine Einzelfälle mehr.
Daher kommt jetzt die „Oö. Biber-Verordnung“. „Mit der neuen Biberverordnung schaffen wir einen ausgewogenen Rahmen, der Artenschutz und Praxis miteinander verbindet. Damit sorgen wir nicht nur für Klarheit und Rechtssicherheit, sondern zeigen auch, dass erfolgreicher Naturschutz und die berechtigten Interessen der Menschen in unserem Land kein Widerspruch sein müssen“, so Haimbuchner. Nach der Begutachtung soll die Verordnung noch heuer in Kraft treten.
Sieben Prozent des Bestands
Die zum Abschuss freigegebenen 158 Tiere entsprechen etwa sieben Prozent des Bestandes. Dieses Kontingent teilt sich in das „nördlich der Donau/Mühlviertel“ gelegene Gebiet mit maximal 58 Tieren und „südlich der Donau/Alpenvorland“ mit maximal 100 Tieren auf.
Zufrieden mit der jetzt vorgelegten Verordnung zeigt sich Bauernbund-OÖ-Landesbobfrau Michaela Langer-Weninger: „Endlich gibt es eine Lösung, die die Interessen der bäuerlichen Familienbetriebe schützt. Wir haben lange auf diese Verordnung gewartet und ihre Notwendigkeit immer wieder betont. Die Schäden, die Biber in den letzten Jahren verursacht haben, haben unsere landwirtschaftlichen Betriebe vor erhebliche Herausforderungen gestellt“, hofft sie auf eine Besserung der Situation.
Ähnlich äußerte sich Landwirtschaftskammer-OÖ-Präsident Franz Waldenberger: „Dass nun endlich eine Regulierung kommt, ist ein wichtiger Schritt. Jetzt muss sichergestellt werden, dass die Umsetzung auch praxistauglich erfolgt“, so Waldenberger.
Kritik des WWF
Kritik kommt hingegen von der Naturschutzorganisation WWF. „Das ist ein gefährlicher Irrweg, der dringend gestoppt werden muss. Der Biber ist streng geschützt und eine absolute Schlüssel-Art, die uns Menschen genauso hilft wie vielen Tieren und Pflanzen“, so Sarah Layendecker vom WWF. Anstelle des Erlaubens von Abschüssen fordert der WWF das Zulassen von mehr natürlichen Lebensräumen für den Biber – zum Beispiel durch ausgewiesene Uferrandstreifen.
Grüne wollen Prävention
Ebenfalls nichts können die Grünen der neuen Verordnung abgewinnen. „Kaum hat sich ein Tierbestand erholt, wird geschossen. Jetzt ist der Biber dran, der vor nicht allzu langer Zeit noch vom Aussterben bedroht war. Sorry, aber das ist Naturschutz mit der Flinte. Auch das Limit für Tiere und Wochen ändert nichts daran, dass diese Anti-Biber-Verordnung buchstäblich und vollkommen überschießend ist“, kritisiert der Grüne Naturschutzsprecher Rudi Hemetsberger und will mehr auf präventive Maßnahmen setzen.
Überdies sei vollkommen unklar, auf welcher Grundlage die Abschüsse erfolgen sollen, der eine Anfrage an Landesrat Haimbuchner ankündigte. „Wir wollen wissen, wie viele Biber es genau gibt, wie das erhoben wurde und außerdem exakte Zahlen zu den Schäden. Dazu wird Landesrat Haimbuchner demnächst eine schriftliche Anfrage der Grünen erreichen“, kündigte Hemetsberger an.
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