Offener Unterricht half Schülern durchs Homeschooling
LINZ/OÖ. Schüler, die schon vor der Pandemie nach dem Konzept des kooperativen und offenen Lernens (kurz COOL) unterrichtet wurden, berichteten von geringerer Belastung und mehr Lernzuwachs während der Schulschließungen. Das zeigt eine Studie der Johannes Kepler Universität Linz.
Die Corona-Pandemie führte weltweit zu Schulschließungen. Internationalen Studien zufolge hatten Schüler allein im Frühjahr 2020 Lerneinbußen in der Höhe von zwei bis vier Schulmonaten zu verzeichnen. Auch die Bildungsungleichheit stieg: Schüler aus sozial benachteiligten Familien hatten um ein bis zwei Schulmonate höhere Lerneinbußen zu verzeichnen als Schüler aus sozial privilegierten Familien. Mit Fortdauer der Schulschließungen stieg zudem die Belastung der Eltern und Schüler deutlich an.
Studie der JKU
Wie muss Unterricht aussehen, damit künftige Schulschließungen die Schüler weniger hart treffen? Das Forscherteam rund um Sonja Lenz und Christoph Helm der Abteilung für Bildungsforschung an der JKU untersuchte diese Frage im Rahmen einer österreichweiten Studie. Fast 2.300 Schüler, mehrheitlich aus berufsbildenden mittleren und höheren Schulen, nahmen an einer Onlinebefragung teil.
Knapp die Hälfte der befragten Schüler wurden bereits vor der Corona-Pandemie nach dem Konzept des kooperativen, offenen Lernens (kurz: COOL) unterrichtet. COOL wurde von Lehrkräften an der Handelsschule Steyr eingeführt und verbreitete sich rasch in ganz Österreich. Das Konzept rückt das selbstständige und soziale Lernen ins Zentrum des Unterrichts: Ähnlich wie im pandemiebedingten Fernunterricht sind Schüler angehalten, in Eigenverantwortung Arbeitsaufträge bis zu einer bestimmten Deadline zu erarbeiten. Lehrkräfte schlüpfen dabei in die Rolle des Coaches und Mentors, die Rolle als Wissensvermittler wird reduziert.
Vorteil im Fernunterricht
COOL fordert und fördert die Selbstständigkeit und Eigenverantwortung der Schüler, daher ging das Forschungsteam davon aus, dass COOL-Schüler mit dem selbstständigen Lernen im coronabedingten Fernunterricht besser zurechtkamen. Die Studie bestätigte diese Annahme: Schüler aus COOL-Klassen berichteten von einem signifikant höheren Lernzuwachs und geringeren Belastungen während der Schulschließungen. Der Anteil an Schüler die von hoher Qualität im Fernunterricht berichten, im COOL-Unterricht um bis zu zwanzig Prozent höher als im traditionellen Unterricht. Konkret berichteten COOL-Schüler von deutlich mehr Feedback, Struktur, Kompetenz der Lehrkräfte, Autonomie, sozialem Lernen im Fernunterricht.
Studie belegt COOL-Potenzial
Mit diesen Befunden liefert die Studie erstmals einen Beleg dafür, dass der COOL-Unterricht ein deutlich höheres Potenzial besitzt, um negativen Effekten der Schulschließungen vorzubeugen, als der traditionelle, lehrerzentrierte Unterricht. Christoph Helm resümiert daher: „Offener Unterricht ist zwar kein Allheilmittel für die zahlreichen Herausforderungen, die mit Schulschließungen einhergehen, allerdings stellen Unterrichtskonzepte, die die Selbstlernfähigkeiten der Lernenden fördern, ein zentrales Mosaiksteinchen im Kampf gegen die negativen Effekte der pandemiebedingten Schulschließung dar. Ihnen sollte in Vorbereitung auf künftige Schulschließungen besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden.“
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden