Wenn Krieg und Unsicherheit die Seele belasten: TelefonSeelsorge OÖ gibt Tipps für Selbstfürsorge
OÖ. Der Krieg in der Ukraine, das Leid der Betroffenen und die damit verbundenen Zukunftsängste sind für viele eine seelische Belastung. Die TelefonSeelsorge OÖ gibt Tipps zur Stärkung der seelischen Gesundheit.
„Ich habe als Kind den Bosnienkrieg erlebt, jetzt kommen die ganzen Erinnerungen hoch, ich habe Panikattacken!“ – „Erst die ganzen Lockdowns und Corona und jetzt ein Krieg in Europa, ich habe einfach keine Kraft mehr.“ – „Ich weiß wirklich nicht, wie es weitergehen soll! Ich habe Angst, dass der Krieg auch bei uns ausbricht. Mir ist zum Heulen.“ Viele Beratungsgespräche bei der TelefonSeelsorge Oberösterreich haben derzeit den Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen Zukunftssorgen zum Thema. Schon vor Ausbruch des Kriegs liefen die Akkus vieler Menschen aufgrund der Corona-Pandemie nur mehr auf Reserve oder waren fast leer. Wie also gut durch die nächsten Wochen kommen?
Silvia Breitwieser, Leiterin der TelefonSeelsorge OÖ – Notruf 142: „Unsicherheit und Perspektivenlosigkeit führen dazu, dass wir uns ängstigen und in sorgenvollen Gedanken verlieren. Wir werden passiv, resignieren, fühlen uns fremdbestimmt und verlieren so die Kontrolle über unsere Handlungsfähigkeit. Für uns alle gilt es demnach auch, jetzt besonders gut auf uns selbst zu schauen. Selbstfürsorge sollte als tägliche Routine regelmäßig geübt werden, um in außergewöhnlichen Zeiten stabilisierend auf uns zu wirken.“ Für sich selbst zu sorgen, sei dabei keinesfalls mit Egoismus gleichzusetzen, weiß Breitwieser: „Nur wenn ich mich selbst wohl fühle, bin ich gut in der Lage, auch für andere da zu sein. Wir sind widerstandsfähiger, wenn wir unsere Bedürfnisse wahrnehmen und sie so gut wie möglich stillen. Körperliche Grundbedürfnisse wie Essen, Schlafen, Trinken und ausreichende Bewegung sind vorrangig zu behandeln.“
Selbstfürsorge in unsicheren Zeiten – wie das konkret geht
- Den Medienkonsum einschränken: Ein andauernder Konsum in Bezug auf den Krieg in der Ukraine kann belastend sein. Deswegen sollte man Medien bewusst und beschränkt konsumieren
- Grenzen setzen: In sozialen Netzwerken wie WhatsApp, Facebook etc. werden massenweise, zum Teil auch falsche Nachrichten und Meldungen in Bezug auf die Situation in der Ukraine geteilt. Deswegen sollte man auf seine eigenen Grenzen achten.
- Sozialen Kontakte erhalten: Verbundenheit mit Familie oder Freundeskreis gibt Halt.
- Gefühle wahrnehmen und darüber sprechen: Unterschiedliche Gefühle sind absolut verständlich. Bei einem Zuviel wird man von ihnen überflutet.
- Auf Gedanken achten sich auf das Positive fokussieren und den Blick auf das Positive richten
- Nicht zu viel grübeln: Zu viel Grübeln kann zusätzlichen Stress verursachen.
- Tagesstruktur einhalten: Das vermittelt Sicherheit und hilft gegen Chaos.
- Handlungsfähig bleiben: Mit Planung erlangen wir Kontrolle zurück. Gefühle der Hilflosigkeit und Ohnmacht werden weniger, wenn wir merken, dass wir die Tage aktiv gestalten können.
- Bewegung - vor allem in der frischen Luft hält gesund.
- Entspannen: Entspannungsübungen reduzieren Ängste.
Kontakt zu psychotherapeutischer Hilfe
Die Telefonseelsorge OÖ – Notruf 142 bietet kostenfreie telefonische Beratung sowie Chat- und Mailberatung für alle Menschen, die mit den Herausforderungen der aktuellen Situation schwer zu Rande kommen, von Ängsten, Sorgen und Hoffnungslosigkeit geplagt werden. Für Menschen, die psychotherapeutische Hilfe benötigen, läuft das während der Pandemie geschaffene Angebot der TelefonSeelsorge OÖ weiter: Unter der amtlichen Notrufnummer 142 kann der Kontakt zu Psychotherapeuten hergestellt werden.
Durch die Kooperation mit dem OÖ Landesverband für Psychotherapie kann nun im Bedarfsfall ein Erstgespräch mit einem Psychotherapeuten vermittelt werden. Insgesamt fünf Psychotherapieeinheiten können in dieser Aktion mit der ÖGK kostenfrei in Anspruch genommen werden.
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