
OÖ/LINZ. Seit einem Jahr besteht das psychosoziale Beratungsprojekt „Lebensqualität Bauernhof“ der Landwirtschaftskammer OÖ. Knapp 160 Mal wurden Beratungen im Zusammenhang mit Generationen- und Paarkonflikten bzw. bei Hofübergaben oder Hofübernahmen genutzt.
„Unsere Beratungsstelle richtet sich an alle bäuerlichen Familien in schwierigen und konfliktträchtigen Lebenssituationen. Als Erstberatungsstelle ermöglicht 'Lebensqualität Bauernhof' allen Beteiligten einen Blick nach vorne und kann damit Perspektiven eröffnen. Abseits der betrieblichen und fachlichen Beratung soll die Konzentration auf das Zwischenmenschliche gelegt werden“, erläutern Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Waldenberger und Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger (ÖVP) das Projekt.
Entwickelt aus „Bäuerlichen Sorgentelefon“
Das Projekt „Lebensqualität Bauernhof“ wurde von der Landwirtschaftskammer OÖ 2022 aus dem bestehenden „Bäuerlichen Sorgentelefon“ ins Leben gerufen. Psychologische Beraterinnen stehen bäuerlichen Familien zur Verfügung, die bei Problemen und Konflikten telefonisch, schriftlich oder persönlich begleiten und helfen.
Hilfreicher Blick von Außenstehenden
„Die Zahlen der Beratungen sprechen für sich und so sind wir uns dieser Verantwortung als Landwirtschaftskammer bewusst. Die Beratungsstelle ‚Lebensqualität Bauernhof‘ wird angenommen und wir wollen auch weiterhin ein offenes Ohr und Zeit für verzwickte Situationen, Ängste und Nöte der Bäuerinnen und Bauern haben. Der Blick von Außenstehenden kann hierbei oft sehr hilfreich sein. Der Griff zum Hörer ist oft der erste Schritt zur Veränderung. Ziel ist es, die richtige Balance am Arbeits- und Lebensplatz Bauernhof zu finden“, unterstreicht Präsident Waldenberger.
„Nur auf stabilen Betrieben ist unternehmerischer Erfolg langfristig gesichert. Die eigenen Bedürfnisse zu kommunizieren, fällt nicht jedem leicht und diese Fertigkeit muss oft erst erlernt werden. Die Sicherung der Hofnachfolge auf den landwirtschaftlichen Betrieben ist uns ein wichtiges Anliegen“, betont Langer-Weninger, selbst ausgebildete Mediatorin.
„Wertfrei zuhören und verstehen“
„Für die Bäuerinnen und Bauern, die zu uns kommen, ist das Wichtigste, dass wir wertfrei zuhören und verstehen. Erst im nächsten Schritt geht es um das Klären und Strukturieren von Problemen und der Gesamtsituation. Abhängig von der Herausforderung, vernetzen oder vermitteln wir an weiterführende Stellen“, so die Beraterinnen von Lebensqualität Bauernhof, die selber entweder ausgebildete Psychologinnen oder Lebens- und Sozialberaterinnen sind.
Bilanz nach einem Jahr
Im ersten Jahr verzeichnete „Lebensqualität Bauernhof“ bereits rund 160 Beratungen, wobei diese unterschiedlich lange - zum Teil wiederholt - in Anspruch genommen wurden.
94 Beratungen fanden telefonisch statt, 44 Beratungen wurden im Büro in der Landwirtschaftskammer durchgeführt. Die restlichen Anfragen wurden schriftlich beantwortet, zwei Termine wurden online abgewickelt.
Rund 120 Termine wurden als Einzelberatungen in Anspruch genommen. Der Rest teilte sich gleichmäßig auf Paar-, Familien- und Gruppenberatungen bzw. Vernetzungen auf. Die Beratung nahmen in Oberösterreich 58 Prozent Frauen und 42 Prozent Männer in Anspruch.
Übergabe, Generationskonflikte, Zusammenleben am Hof
Kooperationspartner sind etwa. „BeziehungLeben“ der Diözese Linz, die Telefonseelsorge, Berater der Sozialversicherung der Selbständigen (SVS) sowie der Maschinenring OÖ.
Die häufigsten Themen bei den Anfragen waren Generationskonflikte und Herausforderungen bei der Hofübergabe, die weit über das Betriebliche hinausgehen. Gleich danach sind Probleme rund um das Zusammenleben am Hof zu finden, hier vor allem Partnerschaftskonflikte. Darüber hinaus waren Streitigkeiten mit Nachbarn und Berufskollegen sowie Herausforderungen mit den Kindern, Pflege, aber auch Überforderung und Burnout brennende Themen.
Die Beratungsstelle ist Montag bis Freitag von 8.30 bis 12 Uhr unter 0 50 6902-1800 oder per Mail unter lebensqualitaet@lk-ooe.at erreichbar - kostenlos, vertraulich und auf Wunsch anonym.