Zahl der Heime mit Demenz-Schwerpunkt in Oberösterreich wird verdoppelt
OÖ/LINZ/BEZIRK. Die Diagnose Demenz stellt das Leben der Patienten und Angehörigen von heute auf morgen auf den Kopf. Die Zahl der Menschen, die an Demenz erkranken, wird sich bis 2050 verdoppeln. Um mit der großen Herausforderung besser zurechtzukommen, wurde in Oberösterreich das Netzwerk Demenz gegründet. Eine der Säulen der Versorgungsstruktur in OÖ wird nun kräftig ausgebaut: Die Zahl der Alten- und Pflegeheime mit Demenz-Schwerpunkt wird verdoppelt.
Rund 130.000 Menschen in Österreich leiden an Demenz. Bis 2050 wird sie die Zahl an Demenzpatienten verdoppeln. Schon jetzt sind im Schnitt 52,2 Prozent der Bewohner in den Alten- und Pflegeheimen von Demenz betroffen, „in manchen Häusern sind es schon zwei Drittel bis drei Viertel“, so Sozial-Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP). Daher sei man gemeinsam gefordert, Schwerpunkte zu setzen.
„Unser Ziel ist es, dass die Oberösterreicher von klein auf bis ins hohe Alter gesund und gut leben können. Die Diagnose Demenz bereitet große Sorge“, unterstreicht LH-Stellvertreterin, Gesundheits-Landesrätin Christine Haberlander (ÖVP). Wichtig sei es, unterschiedliche Angebote für die unterschiedlichen Phasen der Erkrankungen zur Verfügung zu stellen, „in allen Regionen des Landes“.
Netzwerk Demenz
Mit dem Netzwerk Demenz der Gesundheitskasse gemeinsam mit dem Land OÖ „haben wir in Oberösterreich ein Angebot, um das uns viele andere Bundesländer beneiden. Das ist möglich aufgrund der guten Zusammenarbeit mit den Trägerorganisationen und der ÖGK“, so Hattmannsdorfer.
Albert Maringer, Vorsitzender des Landesstellenausschusses der ÖGK, verweist ebenfalls auf die notwendige Zusammenarbeit, mit der es gelungen sei, das Programm zu entwickeln, für die Patienten, aber auch für die Angehörigen und die Beschäftigten in den Alten- und Pflegeheimen.
Heime mit Demenz-Schwerpunkt werden verdoppelt
Im Zuge der Initiative wird die Anzahl der Alten- und Pflegeheime in Oberösterreich mit einem Schwerpunkt Demenz nun verdoppelt, von fünf auf zehn.
Neu sind
- Kalham
- Sierning
- Ebensee
- Seniorenzentrum Keferfeld/Oed Linz
- Haus für Senioren des Diakoniewerks Linz
Die bestehenden Heime sind
- Haus Neustadt (Magistrat Wels)
- Haus für Senioren Wels (Diakonie)
- Haus für Senioren Mauerkirchen (Diakonie)
- Ternberg
- Peuerbach
Das Projekt sichert zusätzliche Hilfe für Demenzkranke durch Fachleute für Psychologie, Demenz-Training und Pflege. In den neu dazugekommenen Alten- und Pflegeheimen wird das Angebot nun schrittweise hochgefahren. Bei Erfolg wird das Modell – es läuft bis 2025 im Pilotbetrieb – weiter ausgerollt.
Spezielle Trainings, Schulungen für Mitarbeiter
Zu den speziellen Maßnahmen in den Schwerpunkt-Heimen zählen unter anderem die Visite durch Ärzte, die den Demenzstand regelmäßig feststellen, Gruppenangebote für die Demenzbetreuung im Alltag werden umgesetzt (etwa Gedächtnistrainings, Wahrnehmungstrainings, Spiele für Sozialverhalten). Im ersten Jahr stehen dafür externe Trainer zur Verfügung, gleichzeitig werden die Beschäftigten speziell geschult.
„Wichtig ist es, die Lebensqualität zu erhalten. Das braucht viel Wissen, aber auch berufsübergreifendes Zusammenwirken – zwischen Betreuer, Psychologie und Fachärzten. Wir fokussieren stark auf die Weiterbildung und individuelle Ressourcenstärkung.“ Auch trägerübergreifendes Arbeiten sei wichtig, so Dorothea Dorfbauer, Geschäftsführerin des Diakoniewerks.
Regionale Anlaufstellen mit elf Demenz-Servicestellen
Die zweite Säule der Demenz-Versorgungsinfrastruktur, die durch das Netzwerk Demenz aufgebaut wurde und wird, sind mittlerweile elf regionale Demenz-Servicestellen in OÖ zur Unterstützung von Betroffenen und Angehörigen, mit umfangreichen Testungs-, Beratungs- und Trainingsleistungen.
Zudem laufen weitere Maßnahmen, um einen Schwerpunkt auf die Erkrankung zu legen:
- Mittlerweile verfügen fast alle oö. Pflegeheime über demenzspezifische Angebote wie Demenz-Wohngruppen, spezielle therapeutische Ansätze
- Für Pflegekräfte wurde eine eigene Weiterbildung im Bereich Demenz etabliert (Demenztrainer oder Aktivtrainer).
- Seit 1. Jänner 2023 wird Demenz stärker bei der Pflegegeldeinstufung berücksichtigt.
Umsetzung im Haus der Senioren in Linz
Neu als Schwerpunkt-Heim ist das Haus der Senioren Linz des Diakoniewerks. Das Heim wird in einem Hausgemeinschaftsmodell geführt, mit 48 Bewohnern in vier Gemeinschaften in familiären Wohnräumen. „Dieses Modell komme der Erkrankung Demenz entgegen, weil Überschaubarkeit gegeben sei und der Fokus auf Alltagskompetenzen gelegt wird“, erläutert Dorfbauer.
„Fast zwei Drittel unserer Bewohner sind in unterschiedlichen Stadien an Demenz erkrankt. Das bedeutet viel Leid für die Betroffenen und Angehörigen und viele Herausforderungen im Alltag. Man kommt mitunter an Grenzen. Daher haben wir uns als Pilothaus im Netzwerk Demenz beworben, um uns fit zu machen, dazuzulernen, weiter Wissen ins Haus zu bringen“, erzählt Heimleiterin Ulrike Oberndorfer. „Ins Haus kommt auch regelmäßig eine Psychologin zur Abklärung, die Gruppen werden ein Jahr lang von einer Trainerin begleitet, gleichzeitig werden zwölf bis 14 Mitarbeiter im MAS-Training ausgebildet, um die Gruppen später zu übernehmen.“ Ziel sei es, den Bewohnern hohe Qualität in der individuellen Pflege und Betreuung zu bieten.
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