"Weil es das Leben wert ist": Neue Kampagne zur Suizidprävention in Oberösterreich
OÖ/LINZ/WELS. Die Zahlen sind erschreckend: In Österreich sterben jährlich mehr Menschen durch Suizide als durch Verkehrsunfälle. Bei der Altersgruppe der 15- bis 29-Jährigen ist Selbstmord die zweithäufigste Todesursache, nach Unfällen. Um zu vermitteln, dass es Hilfe gibt und niemand alleine gelassen wird, startet die Suizidprävention SUPRA gemeinsam mit dem Land OÖ die neue Kampagne „Weil es das Leben wert ist“, vor allem an den Hauptbahnhöfen Linz und Wels.
1.276 Personen haben sich im Jahr 2022 in Österreich das Leben genommen, 202 in Oberösterreich. „Diese Zahlen sind nicht nur Statistiken, das sind Schicksale, die uns alle berühren“, so LH-Stellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP). „Mit Sujets wollen wir aufmerksam machen und die Anlaufstellen ins Bewusstsein rücken. Es geht darum, Hoffnung zu vermitteln und zu zeigen, dass es immer Unterstützung gibt, egal wie ausweglos die Situation erscheinen mag.“
„Der Held ist der, der sich Hilfe holt“
Was kann helfen, wenn nichts mehr hilfreich erscheint? „Oft ist es ein einfaches, offenes Gespräch, dass den Unterschied ausmacht“, weiß Silvia Breitwieser, Leiterin der TelefonSeelsorge OÖ. Wichtig sei es zu lernen, Gefühle auszudrücken, mit den Gefühlen umgehen zu können. „Ob jetzt verbal oder schriftlich, ist dabei unwesentlich“, verweist sie auf die Angebote der TelefonSeelsorge. Die Kampagne unterstreiche die Kraft des Dialogs.
„Wir haben in Oberösterreich gute Unterstützungsmöglichkeiten. Darauf machen wir aufmerksam. Ich bin der Held, die Heldin, wenn ich mir Hilfe hole, nicht, wenn ich alles alleine mit mir herumtrage.“
Jenen, die bemerken, dass es dem Gegenüber seelisch nicht gut geht, rät sie halt gebende Zuwendung, Interesse zu zeigen, empathisch zu sein, verstehen und zu akzeptieren - und im nächsten Schritt zu handeln: Auf Hilfseinrichtungen verweisen, vielleicht in die Ambulanz zu begleiten.
Plakate an den „Hotspots“: Bahnhöfe Linz und Wels
Auch Primaria Katharina Glück, Leiterin der Abteilung Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin am Klinikum Wels-Grieskirchen weiß, wie wichtig Prävention ist. „Unsere Kampagne zielt darauf ab, Interventionen leicht zugänglich zu machen. Wir möchten, dass jeder weiß: Es gibt Hilfe, es gibt Hoffnung, und es ist mutig, um Unterstützung zu bitten.“
Sechs Prozent der männlichen, neun Prozent der weiblichen Suizide machen Selbstmord auf der Schiene aus. „Eine Häufung gibt es an Bahnhöfen nahe psychiatrischer Kliniken wie in Linz und Wels“, so Glück. Entgegenwirken könnten hier bauliche Maßnahmen, die Schulung des Personals an Bahnhöfen „und das aufmerksam machen auf Hilfsangebote, wie wir es jetzt mit der Kampagne tun“, so Glück.
Gerade deswegen werden die Plakate auch an den Bahnhöfen Linz und Wels angebracht, in Zusammenarbeit mit Partner ÖBB.
„Unser Hauptziel ist es, viele Menschen zu erreichen, alleine am Hauptbahnhof Linz besteht die Kontaktchance zu 1,5 Millionen Menschen im Monat“, so Haberlander. Die Kampagne läuft ab sofort bis Ende Juni. Zudem werden die Plakate auch allen Gemeinden in Oberösterreich zur Verfügung gestellt.
Hilfe annehmen
Wenn Sie sich selbst in einer Krisensituation befinden: Suchen Sie professionelle Hilfe auf. Befindet sich jemand in Ihrem Umfeld in einer Krisensituation: Bieten Sie ein Gespräch beziehungsweise Unterstützung an, gemeinsam professionelle Hilfe zu kontaktieren:
- Telefonseelsorge OÖ: 142
- Chat- und Onlineberatung der Telefonseelsorge: onlineberatung-telefonseelsorge.at
- Krisenhilfe OÖ: 0732 2177
- Rat auf Draht für Kinder und Jugendliche: 147
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