Arbeiterkammer OÖ sieht große Lücken bei der Gesundheitsversorgung für Frauen
OÖ/LINZ. Frauen in Oberösterreich würden im Gesundheitssystem nach wie vor schlechter versorgt als Männer. Das kritisiert Arbeiterkammer (AK) OÖ-Präsident Andreas Stangl. Er verweist dazu auf eine aktuelle IFES-Erhebung und fordert ein Umdenken in der Gesundheitsplanung: „In Oberösterreich gibt es etwa große Lücken bei der frauenspezifischen Versorgung.“ Ähnliche Aussagen werden auch im gerade veröffentlichten Frauenberichts 2025 der Stadt Linz getroffen.
Laut der Erhebung des Instituts für empirische Sozialforschung (IFES) sind Frauen in Oberösterreich deutlich unzufriedener mit dem bestehenden System als Männer – nur 40 Prozent der befragten Frauen gaben an, mit der medizinischen Versorgung zufrieden zu sein. Bei den Männern waren es 47 Prozent.
Im Bericht angeführt wird die Situation bei gynäkologischen Leistungen: Mehr als die Hälfte der Frauen muss demnach länger als zwei Monate auf einen Termin warten, viele würden gar keinen Kassenarzttermin erhalten und auf kostenpflichtige Wahlarztordinationen ausweichen. Auch die Zahl der Kassenhebammen sei zu niedrig.
„Fokus liegt zu wenig auf geschlechtersensibler Medizin“
Ein zentrales Problem sei auch die unzureichende Berücksichtigung geschlechtsspezifischer Medizin in der Ausbildung und Praxis, kritisiert die Arbeiterkammer OÖ. Medizinische Forschung, Diagnoseverfahren und Therapien seien auf männliche Körper ausgerichtet. „Das betrifft besonders Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schmerzbehandlung, Medikamente (Dosierung und Wirkung) sowie psychische Gesundheit. Ein Problem dabei ist auch, dass in der Aus- und Weiterbildung der Fokus zu wenig auf geschlechtersensible Medizin gelegt wird“, so AK-Präsident Stangl.
Die AK OÖ fordert daher konkrete Maßnahmen:
- Versorgungsangebote für Frauen müssen ausgebaut werden.
- Es braucht mehr Stellen für Kassenärzte.
- Es braucht Primärversorgungszentren, in denen Ärzte und weitere Gesundheitsberufe zusammenarbeiten.
- Es braucht mehr Forschung zu Frauenkrankheiten und geschlechterspezifischer Wirkung von Medikamenten. Außerdem muss die Ausbildung in Gender-Medizin für Ärzte und Gesundheitsberufe besser werden.
- Gesundheitsdaten müssen nach Geschlecht ausgewertet werden – für gezieltere Maßnahmen.
Linzer Frauenbericht 2025
Laut Frauenbericht 2025 der Stadt Linz – Tips hat berichtet – seien vor allem Alleinerzieherinnen, armutsgefährdete Frauen sowie Frauen mit Migrationshintergrund gesundheitlich besonders belastet. Häufige psychosoziale Belastungen, geringerer Zugang zu Therapieangeboten und mangelnde Informationen führen zu einer Verschärfung bestehender Ungleichheiten.
„Der Gesundheitszustand, die gesundheitlichen Beschwerden und das Gesundheitsverhalten der Linzer Frauen unterscheiden sich teilweise und zum Teil in erheblichem Ausmaß von jenen der Linzer Männer; aber auch unter den Frauen sind Gruppenunterschiede festzustellen. So hat beispielsweise die ökonomische Situation von Frauen in Linz einen wesentlichen Einfluss auf ihre Gesundheit“, so Experten der JKU Linz im Frauenbericht.
Im Bericht heißt es weiter, dass Linz bereits Ansätze der geschlechtersensiblen Medizin verfolge.
„In Linz können bereits Ansätze identifiziert werden, die versuchen, Genderkompetenz nachhaltig im Gesundheitssystem zu verankern und zielgruppenspezifische Angebote zu entwickeln. Zu nennen ist hier etwa das Projekt 'Gender Friendly Hospital' am Kepler Universitätsklinikum Linz, Med Campus III, mit seinen geschlechtsspezifischen Leitlinien für eine frauengerechte Gesundheitsversorgung.“ Dennoch wird von Seiten der Autoren ein aktives Vorantreiben der Gendermedizin, die unterschiedliche Bedürfnisse bezüglich des Gesundheitswesens und der Behandlungsformen auf wissenschaftlicher Basis erhebt, gefordert.
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