Arbeiterkammer und Gewerkschaft younion fordern Programm für Langzeitarbeitslose (Update am 4. März, 12.05 Uhr)
OÖ. Obwohl die Arbeitslosenquote in Oberösterreich wie berichtet leicht rückläufig ist, ist die Zahl der Langzeitarbeitslosen innerhalb eines Jahres um fast 60 Prozent gestiegen. Die Arbeiterkammer (AK) OÖ und die Gewerkschaft younion fordern daher ein Beschäftigungsprogramm für Langzeitarbeitslose. Laut Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner werden bereits Maßnahmen gesetzt. Er fordert hingegen eine Öffnung des Tourismus und der Gastronomie.
Seit fast einem Jahr warnen Arbeitsmarktexperten von einem Corona-bedingten Anstieg der Langzeitarbeitslosigkeit. Alleine in Oberösterreich ist die Zahl der Langzeitarbeitslosen im Februar innerhalb eines Jahres um fast 60 Prozent auf etwa 13.300 Personen gestiegen. „Mit der niedrigsten Arbeitslosenrate im Bundesländervergleich und einer erstmals wieder sinkenden Arbeitslosigkeit im Februar ist Oberösterreich bisher besser durch die Krise gekommen als die anderen Bundesländer. Trotzdem ist jede und jeder Arbeitslose noch eine und einer zu viel. Das gilt insbesondere für Langzeitarbeitslose, für die ein umfassendes Unterstützungsprogramm bereits im Laufen ist“, sagt Wirtschafts- und Tourismus- Landesrat Markus Achleitner (ÖVP). Laut ihm müsse zwischen Menschen, die bereits vor der Pandemie lange arbeitslos waren und jenen, die durch die Pandemie arbeitslos geworden sind, unterschieden werden. Bei den Corona-Arbeitslosen seien viele dabei, die mit weiteren Lockerungsschritten wie der Öffnung der Gastronomie wieder Fuß fassen würden.
Achleitner: Arbeitsgruppe für Langzeitarbeitslose gestartet
Von einer „Verharmlosung des Problems“ und „Untätigkeit der Landespolitik“, spricht AK OÖ Präsident Johann Kalliauer: „Ich weiß nicht, wie lange die Landespolitik noch untätig zusehen und das Problem ignorieren beziehungsweise verharmlosen will. Jeden Monat veröffentlicht das AMS neue Rekordwerte, die Lage der Betroffenen wird zusehends prekärer und ihre Jobchancen werden mit Fortdauer der Arbeitslosigkeit immer geringer. Das Land Oberösterreich muss durch Beschäftigungsprogramme rasch gegensteuern“, sagt AK OÖ Präsident Johann Kalliauer. Dass bereits eine Reihe von Maßnahmen gesetzt werde, betont Achleitner. So würden durch den „OÖ. Pakt für Arbeit & Qualifizierung 2021“ 342 Millionen Euro in Arbeitsmarktmaßnahmen gesteckt. Langzeitarbeitslosen würden etwa betriebliche Eingliederungshilfen des AMS OÖ, sozialökonomische Betriebe, arbeitsplatznahe Qualifizierungen, Implacement-Stiftungen, Facharbeiter-Ausbildungen und Unternehmensgründerberatungen zur Verfügung stehen. „Darüber hinaus haben wir eine eigene Taskforce gestartet, in der wir gerade Lösungen erarbeiten, wie Langzeitarbeitslose noch schneller wieder einen Arbeitsplatz bekommen können. In dieser Taskforce sind alle Partner beim Pakt für Arbeit & Qualifizierung eingebunden, unter anderem auch die Interessensvertretungen, und wir sind hier in sehr guten Gesprächen. Wir werden noch im März ein Maßnahmenpaket präsentieren, mit dem Langzeitarbeitslose in Oberösterreich noch schneller wieder in Beschäftigung gebracht werden können“, kündigt Achleitner an.
Kalliauer: „Genug Arbeit vorhanden“
Kalliauer und die Gewerkschaft younion haben andere Maßnahmen vor Augen, die es aus ihrer Sicht bräuchte. Arbeit sei grundsätzlich genug vorhanden, meint Kalliauer. Als Beispiele nennt er Tätigkeiten in Gemeinden und im gemeinnützigen Bereich, wo Langzeitarbeitslose ihren Fähigkeiten entsprechend sinnvolle Aufgaben übernehmen könnten. Ähnlich sieht das die Gewerkschaft younion. Gemeinden könnten mit einem Beschäftigungsprogramm ein wichtiger Motor werden, um Perspektiven für Arbeitssuchende zu schaffen. „Wir müssen alles daran setzen, gerade jetzt Menschen in Beschäftigung zu bringen, um die Kaufkraft zu stärken und damit wieder eine wirtschaftliche Aufwärtsspirale in Gang zu setzen“, betont younion OÖ Landesvorsitzender Christian Jedinger. Er begrüßt den Vorschlag des SPÖ-Parlamentsklubs, eine Aktion 40.000 für Langzeitarbeitslose ins Leben zu rufen. Damit ist gemeint, dass der Staat für 40.000 Menschen, die seit mehr als einem Jahr keinen Job finden, Arbeitsplätze schaffen soll. Das sollen zu 100 Prozent staatlich geförderte Stellen bei Gemeinden und gemeinnützigen Organisationen sein. SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner sieht beispielsweise Möglichkeiten in der Pflege, bei Test- und Impfstraßen oder der Instandhaltung von Parkanlagen. In der ursprünglichen Variante (Aktion 20.000) waren nur geförderte Jobangebote für über 50-Jährige vorgesehen. „In vielen Orten bewegt sich die Zahl der Beschäftigten ohnehin am untersten Limit und es wird die Chance geschaffen, auch in ländlichen Gegenden Arbeitsplätze zur Verfügung stellen zu können. Damit würde auch langen Fahrtwegen oder gar Abwanderung ein Schritt entgegengesetzt“, ist Jedinger überzeugt.
Massive Armutsgefährdung
Kalliauer spricht von einer Kofinanzierung des Landes. Ein rasches Gegensteuern sei notwendig, weil verfestigte Langzeitarbeitslosigkeit nur langsam und mühevoll wieder abgebaut werden könne. Betroffene seien massiv armutsgefährdet und zunehmend vom Arbeitsmarkt, aber auch vom sozialen Leben ausgeschlossen. Das wirke sich negativ auf ihren Gesundheitszustand aus. Wenn Arbeitslose nach langer Zeit wieder einen Job finden, komme es außerdem häufig zu einem Abstieg hinsichtlich Einkommen und Qualifikation.
In ganz Österreich waren Ende Februar 2021 fast 140.600 Menschen langzeitarbeitslos. Das Risiko, langzeitarbeitslos zu werden, steigt mit dem Alter, wobei die Corona-Pandemie dazu führt, dass mittlerweile immer mehr jüngere Menschen betroffen sind. Ähnliches zeigt sich beim Zusammenhang von Ausbildungsniveau und Langzeitarbeitslosigkeit. Überdurchschnittlich oft trifft es Personen, die maximal einen Pflichtschulabschluss haben. Seit der Corona-Pandemie sind aber auch Universitätsabsolventen häufiger langzeitarbeitslos. Die Arbeitsplätze in einem Beschäftigungsprogramm sollten daher unterschiedlich sein, schließt Kalliauer.
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