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LINZ/OÖ. Oberösterreichs Beschäftigte sind zu beruflicher Weiterbildung und Umschulungen bereit. Allerdings fehlen oft zeitliche und finanzielle Mittel. Das geht auf Daten zurück, die die Arbeiterkammer Oberösterreich recherchiert hat. Sie fordert daher unter anderem einen Rechtsanspruch auf Qualifizierungsgeld bei mehrjährigen Ausbildungen.

Ungefähr jeder zehnte Beschäftigte in Oberösterreich nahm im Vorjahr an einer Weiterbildung teil (Symbolbild). (Foto: fizkes/Shutterstock.com)
Ungefähr jeder zehnte Beschäftigte in Oberösterreich nahm im Vorjahr an einer Weiterbildung teil (Symbolbild). (Foto: fizkes/Shutterstock.com)

Trotz der Corona-Pandemie war der der Anteil der erwerbstätigen Oberösterreicher, die 2020 an einer Weiterbildungsmaßnahme teilgenommen haben, mit elf Prozent relativ hoch. Zwei Drittel der Kurse wurden aus überwiegend beruflichen Gründen besucht. Das berichtete die Arbeiterkammer (AK) Oberösterreich (OÖ) in einer Konferenz am Donnerstag, 10. Juni. Einfluss auf die Bereitschaft, sich weiterzubilden, habe laut AK OÖ Präsident Johann Kalliauer vor allem die bereits vorhandene Ausbildung. EU-weit besuchen nur 4,1 Prozent der Personen, die höchstens einen Pflichtschulabschluss haben, eine Weiterbildung. Bei den Hochschulabsolventen ist es hingegen jeder Vierte. Letztere machen in Oberösterreich laut Statistik Austria (Stand 2018) aber nur 14,6 Prozent der Bevölkerung aus. Fast jeder Fünfte hat maximal einen Pflichtschulabschluss, mehr als die Hälfte absolvierte eine Lehre oder eine Berufsbildende Mittlere Schule (BMS). 12,9 Prozent haben die Matura gemacht.

Mehr Nachfrage nach Bildungskarenz und Bildungsteilzeit

Eine weitere Entwicklung ist, dass die Nachfrage nach Auszeitmodellen wie Bildungskarenz (Auszeit für Weiterbildung, die mindestens zwei bis maximal zwölf Monate dauert, Anm.) und Bildungsteilzeit (Herabsetzung der wöchentlichen Arbeitszeit um mindestens ein Viertel bis maximal die Hälfte, Anm.) steigt. Im Vorjahr nahmen 3.269 Personen im Bundesland eine der beiden Varianten in Anspruch. 2019 waren es nur 2.791 Menschen. Auch das Fachkräftestipendium wurde häufiger genutzt.

„Die aktuellen Zahlen der beruflichen Weiterbildung zeigen eines ganz deutlich: dass die heimischen Beschäftigten flexibel, lernwillig und grundsätzlich bereit sind, die Strapazen einer Ausbildung oder die Doppel- und oft Dreifachbelastung durch Job, Familie und Weiterbildung auf sich zu nehmen. In vielen Fällen können Weiterbildungswillige aber keine Schulungen oder längeren Ausbildungsangebote in Anspruch nehmen, weil die zeitlichen oder finanziellen Mittel dafür fehlen“, sagt Kalliauer. So seien Hauptgründe für fehlende oder geringe Teilnahme an beruflicher Weiterbildung etwa, dass sich das Bildungsangebot nicht mit der Arbeitszeit oder/und mit familiären Verpflichtungen vereinbaren lasse, aber auch dass das Angebot schwer erreichbar oder nicht finanzierbar sei. Aktuell würden einerseits Menschen vom vereinfachten und individualisierten (zeit- und ortsunabhängigen) Bildungszugang profitieren, andererseits aber auch Menschen ausgeschlossen werden, die nicht die entsprechende Medienkompetenz oder die nötige Ausstattung hätten.

Weitere Öffnung der Bildungsschere vermeiden

Darüber hinaus kritisiert die AK, dass Bildungschancen in Österreich immer noch vom Einkommen der Eltern und deren Bildungshintergrund abhängen. Haben Eltern höchstens eine Pflichtschulausbildung, erreichen die Kinder zu 27 Prozent selbst nur einen Pflichtschulabschluss. Bei Eltern mit weiterführender Bildung haben hingegen nur sechs Prozent der Kinder einen Pflichtschul-, dafür 28 Prozent einen Studienabschluss. Hier müssten Maßnahmen entgegengesetzt werden. „Eine solide Ausbildung wirkt sich positiv auf das Einkommen aus, kann die Gefahr von Arbeitslosigkeit verringern und trägt auch zu einer besseren Gesundheit bei. Zudem sind Investitionen in den Bildungsbereich jetzt das absolute Gebot der Stunde. Hier müssen dringend positive Anreize geschaffen werden, damit alle Beschäftigten mit grundsätzlichem Weiterbildungs- oder Umschulungswillen diese Schulungen auch tatsächlich absolvieren können. Dazu braucht es etwa einen Rechtsanspruch auf Qualifizierungsgeld zur Existenzsicherung bei mehrjährigen Aus- und Weiterbildungen“, meint Kalliauer. Weitere notwendige Maßnahmen seien die langfristige Absicherung des Fachkräftestipendiums, die Ausweitung der förderbaren Ausbildungen und ein Rechtsanspruch auf eine Arbeitswoche Weiterbildung pro Jahr. Zudem fordert die AK ein gebührenfreies Nachholen aller Abschlüsse von der Lehre bis zur Berufsreife- beziehungsweise Studienberechtigungsprüfung, das Recht auf Anerkennung von Berufserfahrung und Kompetenzen nach dem Modell „Du kannst was“, den Ausbau der öffentlichen Förderungen für Aus- und Weiterbildungen von Beschäftigten sowie Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Studium und Beruf

Die AK selbst bietet ihren Mitgliedern unter anderem kostenlose Bildungsberatung und einen Bildungsbonus in Höhe von 130 Euro pro Jahr an.


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