Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

Pflegeberuf attraktivieren, Integration durch Deutsch: Die Pläne von Landesrat Hattmannsdorfer

Tips Logo Karin Seyringer, 03.11.2021 20:56

OÖ/LINZ. Mit Demut und Respekt gehe er an seine neuen Aufgaben heran, weil die Themen seines Ressorts mit die wichtigsten für OÖ seien, so Neo-Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) am Mittwoch bei der Präsentation seiner Vorhaben in seinem neuen Amt. Er verantwortet in seinem Ressort die Bereiche Soziales, Integration und Jugend.

Landesrat Hattmannsdorfer beim ersten Pressegespräch als Landesrat für Soziales, Integration und Jugend. (Foto: Land OÖ)

Die ersten Tage und Wochen seiner Amtszeit nutze er, um zuzuhören und dem Rat von Experten und Praktikern zu vertrauen. So gab es bereits einen virtuellen Austausch mit den Vertretern der Alten- und Pflegeheime. Wesentliche Partner im Bereich Pflege seien Stakeholder wie Städte- und Gemeindebund, Sozialpartner und Trägerorganisationen. Auch auf die Expertise des Landesrechnungshofs will er zurückgreifen. Ab Ende November werde er zu vier Stakeholder-Konferenzen einladen, um den ersten Fahrplan in den Bereichen Pflege, Menschen mit Beeinträchtigungen, Sozialhilfe und Integration für 2022 festzulegen. Auch plant er regelmäßige Aktionstage, um die Mitarbeiter in den Einrichtungen vor Ort zu treffen.

Pflege: Drei zentrale Herausforderungen

Die Herausforderungen in der Pflege sind nicht neu: die Bewältigung des Fachkräftemangels, die Entlastung der Beschäftigten sowie der Ausbau von Unterstützungsangeboten für pflegende Angehörige.

Seine Strategie, um mehr Menschen für Pflegeberufe zu gewinnen, sei eine Vielzahl an Einzelmaßnahmen. Vor allem geht es ihm um die Erschließung neuer Zielgruppen. Hattmannsdorfer tritt für dafür ein, das Einstiegsalter in die Ausbildung zu senken, um die Lücke zwischen Schulabschluss und Ausbildungsstart zu schließen, auch ein Lehrberuf Pflege findet sich im Maßnahmenkatalog.

Um Umsteiger zu gewinnen, müsse die Ausbildung attraktiviert werden, mit Stipendien, die Ausbildung müsse modularer gestaltet werden, eine Kombi aus Ausbildung und gleichzeitig bereits Arbeit sei nötig.

Auch die Pflegeausbildung an landwirtschaftlichen Fachschulen werden erweitert, bislang wurde dies an zwei Schulen in OÖ gestartet, nächstes Jahr will Hattmannsdorfer zwei weitere dazuholen, welche will er noch nicht sagen.

Vor allem mit Entbürokratisierung will er die Beschäftigten entlasten, legt aber auch einen Fokus auf Innovation, um die Arbeit mit digitalen Unterstützungsmöglichkeiten zu erleichtern. Hier soll in die Forschung investiert werden.

Die Forderung nach mehr Lohn für die Beschäftigten im Pflegebereich wird im Programm von Hattmannsdorfer nicht aufgegriffen. „Geld ist immer nur ein Aspekt, es geht vor allem um die Frage der Rahmenbedingungen.“

Pflegende Angehörige

Die Entlastung pflegender Angehöriger sei zentral, ohne diese würde das System in Österreich nicht funktionieren. Hattmannsdorfer strebt einen Ausbau der Tagesstrukturen und der Kurzzeitpflege sowie der mobilen Betreuung  an, will den „AngehörigenEntlastungsDienst“ (AED) zeitlich ausweiten. Dafür wiederum brauche es aber entsprechendes Personal.

Bei dem von seiner Vorgängerin Birgit Gerstorfer (SPÖ) eingeführten Pilotprojekt zur Anstellung pflegender Angehöriger von beeinträchtigten Personen sieht er dieses als „ernsthafte Option“, nach der Pilotphase werde evaluiert und wo nötig adaptiert. Für den Bereich der Altersbetreuung winkt Hattmannsdorfer hier aber ab, bezieht er sich auf Kritik am Burgenland-Modell.

Generell sei die damalige Zusammenarbeit mit Gerstorfer als Sozialreferentin eine gute gewesen, „gute Vorschläge anderer Parteien werden gerne aufgegriffen.“

Vom Bund fordert er zudem, bei der 24-Stunden-Betreuung rechtlich zu verankern, dass diese auf mehrere Kunden gesplittet werden könne, jetzt sei dies ein Graubereich. Zudem müssten die Bundeszuschüsse zur 24-Stunden-Betreuung kräftig erhöht werden.

Im Sozialbereich nennt Hattmannsdorfer auch den weiteren Ausbau der Wohnplätze für Menschen mit Beeinträchtigungen sowie die Implementierung einer eigenen Demenzstrategie für Oberösterreich als Vorhaben.

Hohe Erwartungen an Bundespflegereform

Bei der Bundespflegereform müssten endlich Ergebnisse auf den Tisch, die Kostenbeteiligung sei eine dringliche Frage. Die aktuelle Dotierung (417 Millionen Euro) sei nicht mehr zeitgemäß, der Pflegefonds müsse auf eine Milliarde Euro aufgestockt werden. 

Integration: Deutsch als Leitlinie

Beim Thema Integration gilt für Hattmannsdorfer die Leitlinie „Integration durch Deutsch“. „Integration kann nur gelingen, wenn wir uns auf eine Sprache einigen. Das Erlernen der Sprache steht im Vordergrund, das fordere ich auch ein.“ Er kündigt an, Förderungen an Integrationsvereine mit Maßnahmen und Aktivitäten zum Erwerb der deutschen Sprache sowie Wertevermittlung zu knüpfen. Dazu werden die Förderrichtlinien überarbeitet, eingebunden ist die Integrationsstelle des Landes.

Gleichzeitig sollen Landesleistungen dahingehend überprüft werden, ob auch diese an einen Mindeststandard an Deutsch zu knüpfen sind – wie schon jetzt bei der Wohnbeihilfe. Welche, darauf will sich der Landesrat noch nicht festlegen.

SPÖ von Ankündigungen enttäuscht

Die SPÖ-Pflegesprecherin im Landtag, Gabriele Knauseder, zeigt sich in einer Aussendung von Hattmannsdorfers Ankündigungen „enttäuscht“. „Hattmannsdorfer hat sich zu sehr mit türkisen Machtspielen beschäftigt und zu wenig mit der Realität auseinandergesetzt.“ Er sei ambitionslos in sein neues Amt gestartet.


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden