SPÖ sorgt mit Impf-Kampagne für heftige Kritik, Rücktrittsforderung aus eigenen Reihen (Update 1. Februar, 13.20 Uhr)
OÖ/LINZ. Mit der Impfkampagne „Ich will dich nicht verlieren“ will die SPÖ Oberösterreich die Impfmoral der Oberösterreicher heben – weinende Kinder auf Plakaten sollen es richten. Kritik kommt umgehend von der FPÖ. Update (1. Februar, 10.30 Uhr): Auch innerhalb der Partei ist die Kritik heftig: Der Linzer Nationalratsabgeordnete Dietmar Keck fordert den sofortigen Rücktritt der Parteispitze. Update (1. Februar, 13.20 Uhr): Es dürfte Konsequenzen geben.
Eine Kampagne mit unter anderem 1.000 Plakaten wurde geplant. Sie zeigen die Gesichter trauriger, weinender Kinder und die Worte „Ich will dich nicht verlieren“. Dazu der Aufruf, sich impfen zu lassen. Am Montag wurde sie in Linz präsentiert.
Oberösterreich brauche von allen Bundesländern noch den stärksten Schwung, bei der Corona-Impfung aufzuholen, so SPÖ-Gesundheitssprecher und 3. Landtagspräsident Peter Binder bei der Präsentation der Kampagne.
Rund 400.000 Oberösterreicher sind mit Stand Ende Jänner 2022 noch nicht geimpft. Das sei ein Auftrag an alle, die von der Impfung überzeugt sind: „Suchen wir das Gespräch, überzeugen wir unsere Kollegen, Freunde, Angehörige. Aus diesem Grund werden wir auf all unseren Kanälen mit vielen unserer Bürgermeister, Abgeordneten, Mitarbeiter und Funktionären für die Impfung werben“, kündigt die SPÖ an. „Als Partei mit rund 25.000 Mitgliedern, über 150.000 Wählern, hunderten Ortsparteien und Sektionen tragen wir auch viel Verantwortung. Dieser Verantwortung wollen wir gerecht werden – in dem wir noch einmal verstärkt auf die Wichtig- und Richtigkeit der Impfung hinweisen“, so Landesgeschäftsführer Georg Brockmeyer.
Die Kampagne verzichtet auf das SPÖ-Logo, die Materialien werden auch zur Verfügung gestellt.
Nicht nur auf der Facebook-Seite der SPÖ Oberösterreich hagelt es heftige Kritik.
FPÖ-Klubobmann Mahr: „Skandalös“
„Einfach skandalös“ sei es, weinende Kinder für Impfwerbung zu missbrauchen, so FPÖ-Klubobmann Herwig Mahr. „Ich fordere die SPÖ auf, diese haarsträubende Kampagne umgehend einzustellen“, so Mahr. „Wir haben nichts gegen ehrliche Aufklärung. Aber das ist einfach nur ungustiöse und unreflektierte Propaganda“, sieht Mahr ein weiteres Vorantreiben der Spaltung.
Am Dienstag erneuerte Mahr seine Kritik: Auf der eigens eingerichteten Internetseite seien bereits Motive entfernt, worden, „nicht genug“, so Mahr. „Die SPÖ ist mit dieser Kampagne zu weit gegangen. Das zeigen auch zahlreiche Rückmeldungen. Die einzig richtige Konsequenz ist, die Kampagne noch heute vollständig zu beenden.“ Und weiter: „Nun zu glauben, unangemessene Plakate aufzustellen, würde Menschen urplötzlich von der Impfung überzeugen, ist schlichtweg eine Beleidigung tausender Bürger. Die SPÖ verkennt offenbar, mit welchen Problemen und Sorgen Betroffene tatsächlich konfrontiert sind. Das ist bedauerlich.“
Update (1. Februar, 10.30 Uhr): Rücktrittsforderung innerhalb der SPÖ
Es sei eine rote Linie überschritten, bei der es kein Zurück mehr gebe, so der SPÖ-Nationalratsagbeordnete Dietmar Keck. „Daher fordere ich als Vorsitzender der größten Sektion der SPÖ Österreichs und als Abgeordneter zum Nationalrat den sofortigen Rücktritt von Birgit Gerstorfer und Georg Brockmeyer! Dieses infernale Duo ist für die SPÖ OÖ nicht mehr tragbar und muss umgehend ersetzt werden!“, wütet der Linzer.
Weinende Kinder in einer Werbekampagne zu instrumentalisieren, sei „eine moralische Bankrotterklärung aller Beteiligten. Das Totalversagen von Stelzer, Haberlander und Co. in Sachen Impfkampagne mit einer derart skandalösen Überzeichnung zu vertuschen grenzt an gewollte Selbstzerstörung. Unabhängig davon, dass Impfen wichtig ist, bringen die Verantwortlichen dieser Werbekampagne die gesamte Partei in Verruf und untergraben jeden moralischen Anspruch“, lässt der Parteikollege via Aussendung wissen.
Vorn Parteichefin Birgit Gerstorfer liegt noch keine Stellungnahme vor.
Update (1. Februar, 13.20 Uhr): Offenbar Konsequenzen
Wie der Linzer SPÖ-Bürgermeister Klaus Luger im Tips-Gespräch ankündigt, soll Georg Brockmeyr bereits am Montag in einem außerordentlichen Landes-Partei-Präsidium von seinen Pflichten als Geschäftsführer entbunden werden, Klubobmann Michael Lindner soll den Landespartei-Vorsitz von Birgit Gerstorfer übernehmen. Mehr dazu gibt's hier.
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