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Achleitner: Gas-Embargo würde zu Shutdown der Oö. Industrie führen

Tips Logo Karin Seyringer, 16.05.2022 17:49

OÖ/LINZ. Am Montag tagte der OÖ. Landes-Energielenkungsbeirat in Linz. Inhalt waren die Auswirkungen der aktuellen geopolitischen Lage auf Oberösterreichs Energieversorgung. Für Wirtschafts- und Energie-Landesrat Markus Achleitner ist weiter klar: Ein Gas-Embargo ist keine Option, dieses würde einen Shutdown der oö. Industrie bedeuten. Ein weiterer wesentlicher Schwerpunkt war der Photovoltaik-Ausbau.

Wirtschafts- und Energie-Landesrat Markus Achleitner und Wolfgang Urbantschitsch, Vorstand der E-Control, in Linz. (Foto: Land OÖ/City-Foto)
Wirtschafts- und Energie-Landesrat Markus Achleitner und Wolfgang Urbantschitsch, Vorstand der E-Control, in Linz. (Foto: Land OÖ/City-Foto)

Gemeinsam mit den wichtigsten Energieversorgern, Mitgliedern der Interessensvertretungen, Experten aus der Praxis und dem Vorstand der E-Control Wolfgang Urbantschitsch wurde im Lenkungsbeirat diskutiert.

Aktuell kein Problem mit Gas-Versorgung

Aktuell gebe es kein Problem mit der Gas-Versorgung in Österreich, versichert Urbantschitsch. Die Speicher seien aktuell gefüllt mit rund 25 Prozent des Jahresverbrauchs.

Rund 80 Prozent des in Österreich benötigten Gases kommen aus Russland. Das könne man nicht innerhalb weniger Monate verringern. Daher sei es auch wichtig, kurzfristig generell effizient mit der Energie umzugehen und auch alternative Bezugsquellen auszuloten. „Realistisch betrachtet braucht es für einen Ausstieg aus Gas zehn bis 15 Jahre“, unterstreicht Achleitner. Mittelfristig müsse alles an Erneuerbaren Energien erschlossen werden, was möglich ist, langfristig sieht er Wasserstoff als die Zukunft – das sei aber eine gesamteuropäische Aufgabe.

OÖ klar gegen Gas-Embargo

Für Landesrat Achleitner ist klar: Ein aktuell in der EU diskutiertes Öl-Embargo wäre verschmerzbar. Ein solches Embargo dürfe aber keinesfalls ein Schritt zu einem Gas-Embargo sein. 77 Prozent des oö. Gasverbrauchs entfällt auf den produzierenden Bereich, betroffen davon wären dann auch viele Zulieferbetriebe – „ein Gas-Embargo würde einen Shutdown der oö. Industrie bedeuten – mit massiven Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Der Ukraine-Krieg hat das Potenzial, eine wirkliche Gefahr für Oberösterreich zu sein. Er zeigt die Abhängigkeit auf und bekräftigt uns beim Ziel, die erneuerbare Energie voranzutreiben“, so Achleitner.

Strommangel: Vorbereitungen auf Landesebene

Auf Landesebene bereitet sich OÖ auf einen möglichen „Energielenkungsfall Strom“ vor. Entwürfe und Verordnungen zu verschiedenen Strommangel-Szenarien sind laut Achleitner vorbereitet, zudem gibt es einen Notfallplan im Fall einer Gefährdung der gesicherten Stromversorgung. „Wir sind vorbereitet, hoffen aber natürlich, dass wir das nicht brauchen.“

Boom bei Photovoltaik

In OÖ werden mittlerweile 84 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energiequellen produziert – Wasserkraft, Biomasse und Photovoltaik (PV). „Das ist eine ordentliche Leistung für ein Industrie-Bundesland“, so Achleitner. Gerade auf die PV-Strategie wird viel gesetzt, mit dem Ziel der Verzehnfachung der Erzeugung bis 2030 im Vergleich zu 2019 (von 345 auf 3.500 GWh). Dabei erfährt OÖ gerade einen Ansturm auf PV-Anlagen. Seit Jahresbeginn, vor allem aber seit Ausbruch des Ukraine-Krieges, sind im Gebiet der Netz Oberösterreich GmbH um ein Drittel mehr Anträge auf Netzzugang als im gesamten Vorjahr 2021 eingegangen.

Herausforderung Netzausbau

Dieser PV-Boom führt zur großen Herausforderung für den Netzausbau. „Ohne Aus- und Umbau der Stromnetze scheitert die Energiewende“, so Manfred Hofer, Geschäftsführer der Netz Oberösterreich GmbH. Die Netzbetreiber bräuchten dafür bessere Rahmenbedingungen, darunter effiziente und straffe Verfahren. Landesrat Achleitner verweist darauf, dass in Oberösterreich in der zehnjährigen Ausbauplanung rund eine Milliarde Euro investiert werden.

Weitere Deregulierung gefordert

Nach der Deregulierung von PV-Anlagen am Dach in Oberösterreich gehe es nun auch um schnellere Genehmigungsverfahren für den Netzausbau. Die Forderung an den Bund: Eine Begrenzung der Verfahren auf zwei Jahre, so Achleitner

Nicht zuletzt arbeiten erst 20 Prozent der Elektrotechniker im Bereich PV, es gebe hier noch viel Potenzial – das größere Problem liegt aktuell allerdings bei der Materialverfügbarkeit und fehlender Komponenten für PV-Anlagen.

Gewinne in Ausbau stecken

Beim Thema Gewinne der Energieversorger meint Achleitner, dass er von „steuerlichen Überlegungen oder gesetzlichen Eingriffen“ nichts halte. Er könne sich aber vorstelle, dass durch die Verwerfungen mögliche Gewinne in den schnelleren Ausbau Erneuerbarer Energie oder Fördermaßnahmen gesteckt werden.


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